Kapitel 19 - Die Schwarze Elster

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Nines und Gavin standen im vierten Stock vor der Wohnung, die vermeintlich das geheime Red Ice Labor sein sollte. Nines LED leuchtete unheilvoll in dem dunklen Hausflur mit den schmutzigen Wänden, an denen Teils der Putz schon abfiel. Allgemein machte der Wohnblock von innen einen ziemlich schäbigen Eindruck, dabei hatte es von außen gar nicht den Anschein gemacht. Womöglich lag genau darin die Taktik, sodass das Gebäude von außen nicht verriet was es in sich verbarg.

Gavin lehnte angespannt neben seinem Partner und wartete geduldig. Er beobachtete den Androiden und wie dessen gelbe LED-Leuchte flackerte. Nines lauschte.

„Ich kann verschiedene Geräuschpegel orten...", teilte der Android leise mit. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube zwei natürliche Wärmequellen ausmachen zu können. Eine ist nicht ganz so prägnant."

„Ok, gehen wir rein", beschloss Gavin und deutete auf das Schloss. „Kannst du das knacken?"

„Ich bin ein Detective-Assistent und kein Dieb."

„Ja oder nein, Nines?"

Noch bevor der Android darauf antworten konnte, drangen nun eindeutige Geräusche aus der Wohnung, die selbst Reed erfassen konnte. Es hörte sich nach einem Klirren und Poltern an. Irgendjemand gab sich offenbar nicht sonderlich Mühe leise zu sein oder irgendein Umstand sorgte dafür. Bei Gavin läuteten sofort die Alarmglocken, denn dort drinnen ging etwas vor sich und daher mussten sie nun schnell handeln, ehe es zu spät war.

„Los mach die Tür auf, Nines oder geh beiseite und ich trete sie ein!", wies Gavin rasch an.

Nines ließ Taten sprechen und entriegelte mühelos und flink die Tür. Sein Partner schob sich direkt an dem Androiden vorbei, hatte seine Dienstwaffe gezückt und betrat als Erster die Räumlichkeit. Zielstrebig preschte er stur und heroisch voraus. Nines hätte es bevorzug, wenn er, aus Sicherheitsgründen, vorangegangen wäre, aber Reed hatte diesbezüglich wie üblich andere Vorstellungen.

Mit schnellen Schritten durchquerten sie den langen Flur. Die Geräuschkulisse wurde immer pressanter. Irgendetwas ging eindeutig zu Bruch. Es klang chaotisch und hastig. Gavin schloss darauf, dass es sich hierbei um eine Rangelei oder einen ausgewachsenen Kampf handelte. Er stürmte also den großen Raum am Ende des Flures, hob die Pistole und rief lauthals: „DPD! Auf den Boden!"

Unverkennbar stand er mitten in einem geräumigen Labor. Zwei Frauen blickten ihn bestürzt an, die sich eindeutig in einem Kampf befunden hatten, der durch Gavins Einmischen unterbrochen worden war.

Die Schwarzhaarige griff reflexartig nach einem Gefäß und warf es zielstrebig auf den Detective. Mit einer solch flinken und gezielten Reaktion hatte Gavin nicht gerechnet. Er sah noch wie das Gefäß mit dem roten, liquiden Inhalt auf ihn zuflog. Ein Schuss löste sich aus seiner Pistole, doch das Projektil durchquerte lediglich ziellos den Raum und bohrte sich bedeutungslos in eine Wand. Alles ging furchtbar schnell, im Bruchteil weniger Sekunden und Gavin war sich unsicher, ob er dem Gefäß vollends ausweichen könnte.

Im Blickwinkel sah er ein Schatten, der sich vor ihm aufbäumte und ihn fast schon stürmisch umriss. Harsch donnerte Reed dadurch mit dem Rücken an die Wand, wodurch sich zischend die Luft aus seinen Lungen entließ. Nun erkannte er auch, dass der Schatten, der ihn so harsch gegen die Wand drückte, niemand Geringeres als Nines war, der nun unmittelbar vor ihm stand.

Der Android hatte die Hände an der Wand abgestürzt und lehnte vor seinem Partner, um ihn abzuschirmen. Das Gefäß zerbarst nur wenige Zentimeter von ihnen entfernt an der Wand. Die Flüssigkeit ätzte sich mit Leichtigkeit durch Tapete und legte den Putz frei. Eindeutig gepunshtes und noch unfertiges Red Ice in einer liquiden Form, ehe es weiter verarbeitet wurde und kristallisiert.

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt