Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human Story

Kapitel 38 - Die Höhen und Tiefen von Ehrgeiz

Gavin versuchte sich auf die bunten Kugeln zu fokussieren. Er legte den Kö an und entschied die gelbe Kugel ins Visier zu nehmen. Er wollte sie in der oberen, rechten Ecke versenken. Auch wenn er in vielem ein Muffel war, doch für eine Runde Billard war er prinzipiell immer zu haben, weil er dieses Spielchen mochte. Fußball, Rugby, Minigolf oder all der andere Firlefanz konnten ihm gestohlen bleiben. Es ging nichts über eine gediegene Runde Billard.

Er zwang sich zur Konzentration. Gavin Reed war die Sorte Mensch, die stets mit purem Ehrgeiz spielten. Wenn er an einem Spiel teilnahm, dann wollte er auch gewinnen. Er merkte jedoch, dass er heute nicht ganz bei der Sache war.

Sein Ego zwang ihn zur Fokussierung, aber seine Gedanken drifteten ständig wieder ab, wodurch es ihm unheimlich schwer fiel sich aufrichtig zu konzentrieren. Er atmete tief ein, um sich zu sammeln. Ein letztes Mal visierte er an und stieß dann zu.

„Verfluchte Scheiße!", stieß Reed aufgebracht aus, als die gelbe Kugel ihr Ziel knapp verfehlte und gegen die Bande donnerte.

Zu allem Übel stieß er eine der Halben an und versenkte diese, statt einer seiner eigenen Vollen. Chris griene erfreut darüber, dass Reed für ihn die Arbeit erledigte.

„Was ist los, wo ist deine altbekannte Präzession? Bist wohl nicht in Topform, was?", stichelte Miller, der sich den Seitenhieb nicht verkneifen konnte.

„Schnauze", knurrte Detective Reed und stemmte sich auf seinen Kö. „Das Spiel ist noch lange nicht vorbei, also rede nicht so viel und zeig lieber, ob du es besser machen kannst."

„Mit Vergnügen", säuselte Chris.

Tina Chen beobachtete ihre feixenden Kollegen mit einem Schmunzeln. Sie hatte es sich auf einem Barhocker direkt neben dem Billardtisch bequem gemacht und sah den Männern beim Spielen zu. Gelegentlich schloss sie sich einer Spielrunde an, aber sie bevorzugte es einfach nur zuzusehen und dabei einen Cherry zu genießen.

„Schade, dass Nines nicht mitkam. Wir hätten dir heute zu zweit den Arsch gehörig aufgerissen", setzte Chris noch einen obendrauf, als er den Tisch umrundete und die Lage der Kugeln sondierte, um herauszufiltern, welche er anspielen sollte.

„Tze!", zischte Gavin. „Nimm den Mund lieber nicht zu voll, am Ende verlierst du noch. Davon abgesehen, wer brauch schon die Blechdose? Mit Androiden macht es eh keinen Spaß zu spielen. Entweder sie gewinnen, weil sie nun mal verdammte Alleskönner und Perfektionisten sind, oder sie lassen dich gewinnen, weil sie ihre Fähigkeiten drastisch herunterschrauben."

„Das sagst du bloß, weil du ein verdammt mieser Verlierer bist", erwiderte Chris, der den Kö anlegte.

„Das nennt man Ehrgeiz", korrigierte Gavin scharf.

Officer Miller vollzog seinen Spielzug und versenkte die gewünschte Kugel. Er lächelte Gavin überheblich und siegessicher zu, wodurch der Dunkelhaarige mit den Augen rollte. Chris nahm die nächste ins Visier. Die weiße Kugel hatte leider keine günstige Position, wodurch er sich etwas verrenken musste, um sie einigermaßen spielen zu können. Er traf die gewünschte Halbe, aber versenkte sie nicht, was kein allzu großes Drama war. Chris hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dass es ihm aus dem Winkel gelingen würde die Kugel einzulochen, daher war es auch nicht sein Bestreben gewesen. Er hatte sie lediglich in eine bessere Position verfrachten wollen, was ihm gelungen war. Er war also zufrieden, denn mehr hätte er aus der Abschlagsposition nicht herausholen können.

„Platz da, Amateur!", zischte Reed herausfordernd und besah sich ausgiebig das Feld.

Er legte den Kö an, beugte sich vor und lugte über den Stab hinweg. Seine Augen formten sich zu kleinen Schlitzen, was ein eindeutiges Anzeichen dafür war, dass er hochkonzentriert war. Die Seitenhiebe von Chris nagten an Reeds Ego, wodurch er umso deutlicher bestrebt war, erst recht nicht zu verlieren. Er wollte seine altbekannte Hochleistung auffahren, denn er war durchaus ein begnadeter Billardspieler. Er peilte eine Kugel an, plante sie über Bande zuspielen und folglich einzulochen. Er hatte des Öfteren in vergangenen Matches schon bewiesen, dass er durchaus in der Lage war auch kniffligere Züge zu meistern und über Bande spielen zu können. Gerade deshalb sah er sich durchaus als kein schlechter Billardspieler an.