Kaptel 36 - Von Mythen und Legenden

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„Nines...?"

„Nines!"

„Yo Blechdose!"

Der Android blinzelte irritiert und blickte direkt in das Gesicht seines Partners.

„Verdammt nochmal, was ist los mit dir?!", maulte Gavin. „Du bist heute überhaupt nicht bei der Sache und ständig abwesend!"

Darin musste er seinem Partner zustimmen. Diese Tatsache behagte Nines selbst nicht, aber er driftete den ganzen Tag andauernd ab und hing seinen Gedanken nach - über Gavin und über gestern Abend bezüglich der Sache zwischen Faith und ihm. Egal wie akribisch er versuchte zu verhindern, dass er abermals in die Gedankenwelt versank, gelang es ihm nicht. Er konnte nichts dagegen tun, sondern driftete einfach ab, tauchte ein in den Zen-Garden und resümierte die letzten Tage.

„Verzeihung", war alles was Nines hervorbrachte, denn er hatte mit keiner einzige Silbe gegenüber Gavin erwähnt, dass er gestern Abend mit Faith und V aus war.

Er sah derzeit keinerlei Notwendigkeit oder Verlangen darin seinem Partner dies mitzuteilen.

„Konzentrier dich gefälligst, verstanden? Wenn ich eines noch weniger gebrauchen kann als einen nervenden Partner, dann einen der völlig unkonzentriert ist!", ermahnte Reed.

„Ich bin mir dessen bewusst", versicherte der Android.

„Gut. Dann rück mal mit der nächsten Adresse heraus", forderte Reed und seufzte anschließend. „Hoffentlich liefert die endlich mal Ergebnisse, denn ich hab die Schnauze gestrichen voll von Blindgängern. Dieses beknackte Labor muss irgendwo zu finden sein. Verdammt, Estefano... warum musstest du auch eine Schnitzeljagd daraus machen."

Nines teilte die nächste Adresse mit. Gavin startete den Wagen und fuhr los. Sie wechselten kaum ein Wort über die Fahrt. Die Distanz und Kühle waren spürbar. Selbst zur Anfangszeit ihrer Partnerschaft hatte Nines nie das Gefühl gehabt, dass ihr Verhältnis so angespannt und abgekühlt war, wie es in letzter Zeit der Fall war.

Der Android lehnte den Kopf an die Fensterscheibe des Wagens und betrachtete die vorbeiziehenden Häuser.

„Was denkst du, wie sich ein Kuss mit mir anfühlen würde?", fragte eine Stimme, weswegen Nines aufschreckte und gar nicht bemerkt hatte, dass er einmal mehr in seine Gedankenwelt versunken war und plötzlich im Zen-Garden stand.

„Also, ich meine ein Kuss mit dem echten Gavin natürlich. Ich bin ja schließlich nur eine KI in deinem Kopf", korrigierte die Projektion von Gavin Reed, der vor einer Parkbank im Zen-Garden nachdenklich auf und ab schlenderte.

„Könntest du das unterlassen? Ich muss mich konzentrieren", gab Nines mürrisch zurück.

„Konzentrieren worauf? Darauf dir vorzustellen, wie es mit Gavin wäre, auf die Erörterung und Sondierung deiner aufkommenden Gefühle oder darauf, wie du all das letztendlich mit Gavin regeln willst?"

„Auf die Ermittlungen natürlich!", beantwortete der Android streng.

KI-Gavin seufzte. „Schau, du kannst nicht ewig davor weglaufen."

„Tu ich nicht. Aber derzeit ist es schwierig und nicht der richtige Zeitpunkt. Gavin ist derjenige der wegläuft und sich mir nicht öffnet, und solang er das tut, kann ich keinen weiteren Schritt einleiten – unabhängig davon, ob ich will oder nicht. Es wäre unvorteilhaft und vollkommend gegenteilig zu forsch zu handeln. Ich muss Geduld üben und die Ermittlungen haben ohnehin erst einmal Priorität, danach können wir uns vielleicht den privaten Komplikationen widmen."

„Dann sollten wir uns anstrengen, dass wir diesen Fall endlich abschließen können", griente KI-Gavin überheblich, weswegen Nines schmunzeln musste, denn er vergaß manchmal, dass die Projektion dem realen Abbild nicht nur äußerlich, sondern auch gelegentlich charakterlich ähnelte.

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt