Kapitel 9 - Das Leben ist kein rosaroter Wattebausch

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„Wissen Sie, warum Sie hier sind, Detective Reed?", fragte Fowler, als die beiden Detectives sein Büro betreten hatten.

Gavin breitete ahnungslos die Arme aus und erwiderte in einem leicht dreisten und zugleich charmanten Ton: „Keine Ahnung, sicher nicht, weil Sie mich vermisst haben, aber so oder so, Sie werden es mir sicher gleich sagen."

Fowler faltete die Hände ineinander und lehnte sich leicht vor, um sich auf der Kante seines Schreibtisches abzustützen. „Ich weiß, dass Sie ein sehr temperamentvoller Bursche sind, aber ich habe Ihnen auch oft genug gesagt, dass Sie lernen müssen sich zu zügeln und in Geduld zu üben."

RK stand leicht versetzt hinter Gavin und hatte die Hände auf dem Rücken.

„Ein Mann hat angerufen und sich beschwert. Er sagte Sie haben ihm grundlos die Nase gebrochen", kam Fowler nun auf den Punkt.

Gavin musste stark an sich halten nicht lauthals los zu prusten. Er drehte sich einmal, stützte die Hände an der Schreibtischkante ab und plädierte empört: „Bitte? Oh, kommen Sie, ernsthaft? Gebrochen? Die war garantiert nicht gebrochen. Glauben Sie mir, ich weiß wie eine gebrochene Nase aussieht und sich anfühlt."

„Darum geht es nicht", warf Fowler scharf ein. „Es geht darum, dass Sie, als ein Cop, auf keinen Fall das Recht haben grundlos handgreiflich zu werden, verstehen Sie, Gavin?!"

Gavin verrollte die Augen. Captain Fowler entging die trotzige Haltung nicht, zumal er es ohnehin von Detective Reed gewohnt war, denn er war schon immer sehr uneinsichtig und stur gewesen.

„Kommen Sie schon, machen Sie nicht aus einer Mücke einen Elefanten!"

Fowler schlug leicht auf den Tisch und erhob die Stimme. „Verstehst du denn nicht, dass das Ärger geben kann? Gavin, ich kann dich nicht immer decken oder alles tolerieren! Mir selbst sitzen die Oberkommissare und die Staatsanwaltschaft im Nacken und wenn es denen zu blöd wird, dann entziehen sie uns die Fälle, suspendieren dich und mich gleich mit, kapierst du?"

Immer wenn Fowler seine Höflichkeit außer Acht ließ, wusste Gavin über die Ernsthaftigkeit Bescheid. Er seufzte und gab ein wenig klein bei, wenn auch nur recht widerwillig.

„Ja, schon klar, verstanden."

Fowler seufzte ebenfalls, rieb sich die Stirn und ließ sich tiefer in sein Stuhl gleiten. Auch er beruhigte sich wieder ein wenig.

„Sie können nicht einfach immer alles mit Ihren Fäusten oder Ihrer großen Klappe regeln. Ich weiß, dass sind Sie gewohnt, aber das geht nicht. Erst recht nicht ohne triftigen Grund. Das ist nicht eine Ihrer Straßenschlägereien, bei denen Sie einfach wem eine blutige Nase schlagen können, nur weil Ihnen seine Aussage nicht passte, oder so."

Gavin ließ die Standpauke über sich ergehen und enthielt sich zynische Kommentare, die ihm durchaus auf der Zunge lagen, aber er wusste, dass er bei Fowler immer den Kürzeren zog. Seine Mimik sprach zwar weiterhin von leichtem Trotz und, dass ihm das alles nicht allzu zusagte, aber er hielt zumindest seine Klappe, worüber Fowler zufrieden sein konnte.

„Es war aber nicht grundlos!", grätschte RK urplötzlich ein, weshalb sowohl Gavin Reed als auch Captain Fowler verwundert aufsahen, als der Android vortrat.

„Es war meine Schuld, Captain Fowler."

Gavin starrte sprachlos und aus leicht offenem Mund den Androiden an, der lediglich zu Fowler sah. Seine Haltung war makellos und aufrecht, die ausdrücken sollte, dass er voll und ganz zu seiner Schuld stand.

„Wie bitte?", hakte Fowler nach, der es selbst nicht glauben konnte, was er da zu hören bekam.

„Ich habe den Mann provoziert, weil ich... wütend war als ich diese Protestanten sah. Ich habe mich von seinen Beleidigungen beeinflussen lassen und mich auf ein Wortgefecht eingelassen. Tut mir leid. Das war sehr unprofessionell und hätte ich nicht tun dürfen, dessen bin ich mir bewusst", erläuterte RK und warf kurz einen Seitenblick zu Gavin „Detective Reed, wollte lediglich dazwischen und die Situation entschärfen, aber ich ging nicht darauf ein und provozierte den Mann weiter, weswegen es zur Eskalation kam. Detective Reed holte im Handgemenge aus und traf die Nase des Mannes. Ich kann allerdings bestätigen, dass die Nase mit absoluter Sicherheit nicht gebrochen war."

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt