Schweigend saßen sie in Gavins Dienstwagen und fuhren zum Tatort. Der Androide sah aufmerksam durch das Fenster, beobachtete die vorbeiziehenden Häuser und das rege Stadtleben Detroits. Gavin warf immer mal wieder einen unauffälligen Seitenblick zu ihm und fragte sich dabei, was in dem Superblechhirn wohl gerade vor sich ging.
Seine eisblauen Augen hatte irgendwie wieder einen melancholischen Glanz, aber vielleicht täuschte sich der Detective auch.
Der Polizist seufzte kaum hörbar, denn irgendwie fühlte er sich nicht wohl mit dem schweigsamen Androiden. Eigentlich könnte er froh sein, dass RK schwieg, denn zugetextet werden oder ungesunde Neugierde mochte er für gewöhnlich überhaupt nicht wohingegen Stille stets angenehm für ihn war, doch heute ausnahmsweise mal nicht. Woran das lag, konnte er gar nicht sagen.
„Warum hat CyberLife dich ausgerechnet hierhergeschickt?", warf der Detective ein, um diese befangene Stille zu vertreiben, mit der erstbesten Frage, die ihm in den Sinn gekommen war.
RK drehte etwas überrascht den Kopf, denn offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass Gavin die Schweigsamkeit brechen würde.
Dennoch antworte er gemäß. „Die RK-Reihe wurde nun mal dazu konzipiert bei Ermittlungen zu helfen. Wohin hätte ich also sonst hingehen sollen? Davon abgesehen, hat CyberLife dies nicht alleine entschieden."
Ein trauriges Lächeln huschte dem Androiden über die Lippen, ehe er weitererzählte.
„Wenn es sogar alleine nach CyberLife gegangen wäre, hätten sie mich verschrottet, denn nach der Revolution hatten sie keinen Verwendungszweck mehr für mich, da meine ursprüngliche Bestimmung, für die ich hauptsächlich erschaffen worden war, nicht mehr von Nöten war. Ich hätte Connor schließlich ersetzen sollen."
„Du meinst eliminieren", brachte es Gavin nicht unnötig verschönigt auf den Punkt.
RK nickte. „Ja, ich hätte ihn töten sollen, aber noch bevor ich überhaupt zum Einsatz kam, endete die Revolution und die Regierung einigte sich mit den Androiden. Ich wurde nicht mehr benötigt, also überlegte man, was man stattdessen mit mir nun macht. Markus und seine Abgesandten der Jericho-Androiden hätten es nicht toleriert, wenn man mich einfach entsorgt hätte, also hatte der neue CyberLife-Vorstand und die Regierung sich Gedanken gemacht."
Gavin hatte bereits davon gehört, auch wenn es ihn nicht sonderlich kümmerte. Der alte Vorstand des Konzerns hatte nach den Abweichler-Skandalen abgedankt und stattdessen hatte eine komplett neue Führung übernommen, die im engen Kontakt mit einigen Vermittlern von Jericho standen. Der Konzern hatte auf unbestimmte Zeit die komplette Androiden-Produktion eingestellt, da aufgrund der neuen Verordnung ein Umdenken von Nöten war. Androide waren nun frei und auf sich alleine gestellt. Sie hatten nun ihr eigenes Leben und waren kein Besitzgut von Menschen mehr, ergo bedarf es derzeit nicht noch mehr neue Androide, da es keine Nachfrage gab. CyberLife hatte daher umgedacht und konzentrierte sich stattdessen auf Reparatur und Ersatzteile sowie System-Updates. Die Androiden verdienten nun ihr eigenes Geld so wie Menschen und so wie Menschen zum Arzt mussten, benötigten Androide hier und da Wartung oder Reparaturen. CyberLife hatte sich daher darauf spezialisiert. Allerdings war daraus auch der Schwarzmarkt weiter angewachsen, was illegaler Handel mit Ersatzteilen anbelangte, denn die Reparaturkosten bei CyberLife waren nicht gerade günstig.
„Ich wurde umprogrammiert und angepasst. Meine Ursprungsbestimmung, Abweichler zu eliminieren wurde aus meinem Code entfernt, aber die Erinnerung daran ließ man mir. Ich weiß also wozu ich ursprünglich erschaffen worden war – um eine Killermaschine zu sein.", erläuterte RK weiter und seine Stimmlage hatte etwas leicht Verbissenes an sich. „Zunächst wusste man nicht recht an welche Dienststelle ich vermittelt werden sollte. Man wollte mich erst nach New York schicken, aber alle lehnten ab, weil sie voll besetzt waren. Captain Fowler bot sich als einziger an. Er sagte beim DPD sei ohnehin derzeit eine Stelle frei und er schlug sofort Sie vor, weil Sie sowieso einen neuen Partner benötigten. Er meinte es träfe sich hervorragend, da ein Androide als Partner Ihnen gut täte."
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Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human Story
FanficWas bedeutet es eigentlich menschlich zu sein? Was macht Menschlichkeit konkret aus und vor allem wie äußert sich diese? Dinge, die nicht nur der Android RK900 erörtern möchte, sondern dessen selbst manche Menschen sich nicht bewusst waren und keine...