Kapitel 21 - Eine aktive Vorgehensweise

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Nines und Gavin saßen im Empfangsraum des Jericho-Wohnheims in Greek Town. Sie warteten auf Markus.

„Verzeiht mein Verspäten", entschuldigte sich Markus mit einer höfflichen, galanten Verneigung, als er die beiden Detectives begrüßte und sich dann ebenfalls setzte. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"

„Es geht um North. Man sagte uns, dass wir diesbezüglich am besten mit Ihnen darüber reden sollen, immerhin stehen Sie und North sich nahe, nicht wahr?", eröffnete Gavin.

Er beobachtete die Veränderung der Mimik von Markus ganz genau. Ein betretener Ausdruck machte sich auf dem Gesicht des Androiden breit.

Markus faltete die Hände ineinander, drückte seine eigene Faust und senkte leicht den Kopf.

„Hat sie etwas angestellt?", wollte er zunächst mit einer befangenen Tonlage wissen.

„Das wissen wir nicht genau, aber sie scheint in etwas verwickelt zu sein. Diesbezüglich wollten wir sie befragen, aber die Empfangsdame teilte uns mit, dass North derzeit nicht anwesend ist und, dass Sie uns darüber Auskunft geben könnten", antwortete Detective Reed.

„Dann muss ich Sie leider enttäuschen, denn ich schätze ich werde Ihnen keine große Hilfe sein. Ich würde gerne, aber ich schätze ich weiß am aller wenigsten", gestand Markus und ein Hauch Reue und Pein schwang mit.

„Wie meinen Sie das?", hakte Nines direkt nach.

„Ich habe North schon seit einer Weile nicht mehr gesehen", offenbarte Markus.

Gavin war sichtlich verwundert. „Aber ich dachte, Sie beide standen sich nahe?"

Markus nickte.

„Das taten wir, aber das ist längst vorbei. Nach der Revolution lebten wir uns allmählich auseinander. Wir hatten zu große Meinungsverschiedenheiten. Ich hatte versucht es zu verhindern, aber North wurde immer abweisender und distanzierte sich von mir. Ich schätze, sie musste nun ihren eigenen Weg gehen", erzählte er schwermütig. „Sie warf mir vor, dass ich mich zu sehr auf die Diplomatie verlasse und zu wenig für unsere Leute tun würde. Erst recht als die Übergriffe und das Verschwinden von Androiden sich häufte. Das hat North so wütend gemacht..."

Nines und Gavin hörten aufmerksam zu. Beide waren durchaus erstaunt, denn Markus war das Symbol der Revolution gewesen. Er war ein Idol für so viele Androiden. Er war sogar mehr als das, denn er war eine Legende. Doch jetzt, so wie er hier, in vollem Trübsinn, vor den Detectives saß, wirkte er nicht länger, wie ein schillerndes Idol oder wie jemand der ein großer Revolutionär sein sollte. Er machte eher den Eindruck eines gebrochenen Mannes - oder eher Android. Der Glanz, die Ausdruckskraft und die Willensstärke dieses einstigen Anführers einer historischen Bewegung war verloren gegangen.

Gavin hatte Markus vorher nie persönlich getroffen, aber er hatte Aufzeichnungen seiner Reden im Fernsehen gesehen. Selbst für ihn war es seltsam diese Führungsperson nun so bekümmert vor sich sitzen zu haben.

Nines hingegen hatte lediglich von Markus und seinen Taten gehört. Er hatte all das schließlich nicht miterlebt. Dennoch hatte er sich ein konkretes Bild von Markus gemacht, auf Grundlage dessen, was ihm erzählt worden war. Er hatte sich Markus stets als schillerndes, autoritäres Vorbild und als starken Anführer vorgestellt, doch nichts davon konnte er hier und jetzt erblicken. Es war fast schon schockierend und zermürbend für Nines.

„Sie sagte ich würde mich nicht genügend anstrengen und nichts gegen diese Vorfälle und Übergriffe unternehmen. Stattdessen würde ich nur von einem Termin zum nächsten rennen und mich mit Gesprächen herumschlagen...", Markus lächelte traurig. „Zugegebenermaßen, hat sie damit nicht ganz unrecht. Dennoch hielt ich beharrlich an der Diplomatie fest und werde es auch weiterhin tun, aber je länger alles andauert, desto schwieriger ist es die anderen davon zu überzeugen und sie um weitere Geduld zu bitten." Er machte eine kleine Pause, als müsste er in sich kehren und sich kurz sammeln. „North hätte sich ein aktiveres Eingreifen meinerseits gewünscht. Sie ist impulsiv und eher der direkte Typ. In ihren Augen habe ich die Sache nicht ernst genug genommen und sie war der Auffassung, dass Diplomatie zu nichts führt oder zu langwierig sei."

Reed900: What it meant to be Human || A Detroit: Become Human StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt