Frohes neues Jahr 2021! Hier ist dann das erste Kapitel von hoffentlich vielen dieses Jahr, ich hoffe es gefällt euch, auch wenn es etwas düsterer als die anderen ist. Das als kleine Vorwarnung. Lasst mich gerne wissen, was ihr von meiner Fanfiktion haltet und was ihr so für Vermutungen habt, wie es weitergeht und endet. Viel Spaß! Eure VNOW
Edward Sicht
Ich verfluchte mein Timing. Seit meinem Betreten des Schiffs wollte ich nichts sehnlicher, als endlich die Gedanken des Professors zu lesen, welche sich im Rumpf des Schiffes immer weiter zu entfernen schienen. Doch hier stand ich in nichts als Unterwäsche, die klitschnass von meiner Unterwasserjagd an mir klebte, im nächtlichen Korridor. Am liebsten wäre ich sofort unter die Dusche gesprungen, aber etwas viel wichtigeres stand an. Merlanos Gedanken hatten in tiefe menschliche Abgründe blicken lassen und er war der eigentliche Grund, warum ich mich auf die Endearment begeben hatte. Ich musste ihm folgen. Eine derartige Gelegenheit würde sich vielleicht nie wieder ergeben, denn ich blickte voraus und sah es:
In seinen wabernden Gedanken deutete er es an, etwas, über das er in meiner Nähe nicht gewagt hatte zu denken. Vermutlich war es einfach Intuition, denn es gab keine Möglichkeit im Universum, dass er von meiner Fähigkeit Gedanken zu lesen wissen könnte, denn die Jahrzehnte hatten mich gelehrt, diskret zu sein, meistens jedenfalls.
Aber jetzt präsentierte sich der Professor mir wie auf einem Silbertablett und ich würde nicht lockerlassen, ehe ich mehr herausgefunden hatte. Vorsichtshalber hörte ich die Gänge ab, die entlang rannte. Mehrmals musste ich kurze Umwege einlegen, mal wegen einer Überwachungskamera, die den Gang abschirmte, mal wegen eines eng umschlungenen Pärchens mitten auf dem Korridor. Über eine Hintertreppe kam ich an der Wäscherei an Bord vorbei, aus der ich diesmal einen dunkelroten Anzug stahl. Hastig zog ich mir im Gehen ein Frack über das blütenweiße Hemd, zum Stehenbleiben war keine Zeit.
Schließlich war Merlano in seine Suite zurückgekehrt, in der ein reichlich gedeckter Tisch auf ihn wartete, wie ich schon von weitem am Geruch erkennen konnte. Die Tür schlug zu, keine Chance hinter ihm unbemerkt hineinzuschlüpfen. Jedoch machte es fast überhaupt keinen Unterschied, auch ohne meine Sicht konnte ich problemlos wahrnehmen, was er tat und dachte. Das müsste genügen.Merlano setzte sich an die Tafel, begann irgendetwas unbestimmbares zu essen, und ein eigentümlicher Gedanke ging durch seinen Kopf während er kaute und genüsslich schluckte.
Zu schade, dass ich ihn verabschieden muss. Yuri ist wirklich ein exzellenter Koch.
Beim gemeinsamen Abendessen hatte er mir noch von seinem Küchenchef vorgeschwärmt, und jetzt wollte er ihn plötzlich feuern? Das ergab keinen Sinn.
So verharrte ich und wartete gespannt, bis Merlanos Hunger offenbar gestillt war und ich ein elektronisches Piepsen hörte. Er wählte auf seinem Telefon, dann klingelte es drei Mal.
"Hallo mein Herz" flötete er. Ich konnte die Stimme des Angerufenen nicht allzu deutlich verstehen, weil ich mich voll und ganz auf die Gedanken des Professors fokussierte.
"Ich brauche einen kleinen Gefallen von dir, mein Schatz." Er wartete und nickte.
"Ein gewisser Richard Paskudny in Quebec. Schau bitte in der Datenbank nach. Das ist alles auf dem Rechner." Er wartete auf die Antwort am anderen Ende.
"Ich weiß Baby, aber wie sollen wir denn sein Business ausbauen, wenn der Vorsitzende am Leben ist? Absurd!" brauste er auf. Die Person am Telefon sagte etwas und er wartete mit ungeduldig trommelnden Fingern. Unwillkürlich hielt ich die Luft an.
"Nein, mein Herz, ich bin der Boss hier. Hör mir zu, wir machen das jetzt so, wie ich es sage. Es gibt keine Möglichkeit, seinen Job und seine Verbindungen zu übernehmen, wenn der wichtigste Kopf leibt und lebt wie am ersten Tag. Die ganze Operation wäre doch völlig sinnlos."
Resolut verschränkte Merlano die Arme vor der Brust.
"Ja, ja, das haben wir doch schon geklärt. Am zweiundzwanzigsten! Natürlich habe ich mit den Behörden gesprochen" fauchte er ungeduldig.
"Ja, mein Gott, auch das ist schon bezahlt! Es ist alles bereit. Der Plan steht doch seit Ewigkeiten. Überprüf das umgehend!!"
Ungezügelt legte er auf. Das Gespräch hatte ihn nervös gemacht und er lockerte sich die seidene weiße Krawatte.
Dort, in der völligen Abgeschirmtheit seiner Kabine wagte es Merlano endlich, die Operation durchzudenken. Die Zweifel seiner Sekretärin ärgerten ihn und er ging sein minutiös geplantes Vorhaben ganz genau durch.
Mit meiner Einschätzung über Habgier und Größenwahn dieses Mannes hatte ich nicht falschgelegen. Aber nun sah ich die wahren Ausmaße des Planes. Ich war geschockt, dass jemand zu solchen Untaten bereit war. Sie allein nur zu denken, verursachte mir Übelkeit.
In wenigen Tagen würden wir an der Ostküste der USA entlang fahren, immer noch weit nördlich von New York, an einem kleinen Dorf namens Morntown, direkt am Atlantikgolf. Mitten in der Nacht würde die Stadt von einem Stromausfall heimgesucht werden, der auf den vergangenen Wirbelsturm geschoben werden sollte. In dieser Nacht würde ein Kreuzfahrtschiff wenige Meilen vor der Bucht auf Grund laufen. Die Überlebenden waren an einer Hand abzuzählen. Es waren Auserwählte unter den 1153 Passagieren: ein Baby im schwimmenden Maxicosi, ein älterer Herr, der all seine Papiere bei der Katastrophe verlor, sowie ein oder zwei Angestellte vom Schiff, das unmöglich zu bergen auf dem steinigen Meeresgrund lag. Warum der Dampfer gesunken war, würde die Nachwelt vor ein unlösbares Rätsel stellen.
Während die Passagiere gerettet würden, alle unter Schock, als Zeugen eines der schrecklichsten maritimen Unfälle seit dem Untergang der Titanic, gäbe es weiteren Verkehr auf dem nächtlichen Ozean: Boote, die keine Menschen, sondern ein Gewerbe retten sollten. Im selben Moment, dass die Überlebenden im Hafen eintreffen sollten, würden große Schlepper mit ausfahrbaren Leitern auf die Weite des Meeres heraus steuern, auf dem unbeschädigt, jedoch ohne ein schlagendes Herz an Bord die Endearment weilte.
Ein neuer Name musste her, vielleicht ein neues Design des Oberdecks und alle die das Wissen in Morntown teilten mussten beseitigt werden, sobald die Operation beendet wäre. Ein genialer Coup, beinahe zu schade, dass niemand je hinter dieses perfekte Verbrechen käme. Das Lager an menschlichen Organen tief verborgen im Bauch der Endearment würde aufgefrischt. Der Markt würde überschwemmt und Merlano würde die Gewerbe zwei seiner größten Konkurrenten wie ein riesiger Wal in sich aufnehmen, seine Wirtschaft ankurbeln und zum größten Organhändler Nordamerikas aufsteigen. Noch mehr, er würde seine Konkurrenten, die er persönlich zur Reise eingeladen hatte, in Stücken verkaufen, sie erniedrigen und einmal mehr seine unbegrenzte Macht demonstrieren. Zukünftig würde er neue Wirtschaftszweige erkunden, vielleicht den Handel mit lebendigen und vollständigen Menschen, oder seine Geschäfte in der Waffenlobby ausbauen. Unzählige Möglichkeiten!
Vielleicht, überlegte der Professor, sollte ich in meinem Testament eine detailreiche Schilderung über den Coup des Jahrhundert hinterlassen, das Verbrechen, dass aller Welt verborgen blieb. Auf dessen Basis könnte ein sicher oscarreifer Film gedreht werden. Welcher Schauspieler wohl dann alt genug wäre in meine Rolle zu schlüpfen...
Merlano verlor sich in seinen Überlegungen über Namen von berühmten Darstellern, während ich versteinert vor der Tür stand, angesichts der unvorstellbaren Gnadenlosigkeit dieses Mannes, der einen Massenmord ohnegleichen plante.
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(1) Vulnerability is a sign of strength: Bis(s) zum Sonnenaufgang (TWILIGHT-FF)
VampireBella hat genug und eröffnet im verwaisten Haus der Cullens ein Hotel für Touristen, um sich auf ihre Zukunft anstatt auf Edward, der sie verlassen hat, zu fokussieren. Doch viel zu schnell wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Was hat es mi...