Bellas Sicht
Nach einer kurzen unruhigen Nacht wachte ich in den frühen Morgenstunden auf. Ich fühlte mich gerädert, ohne einen wirklichen Grund dafür zu haben, obwohl ich vermutete, dass die Neumondnacht etwas damit zu tun haben könnte. Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es noch vor sieben war und ich stöhnte auf. Ich musste heute für nur ein Fach in die Schule, genau vor der Mittagspause. Der Rest des Tages war uns für das Selbststudium und die Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen freigestellt worden, wie fast jeden Tag. Leah konnte sich lustig machen soviel sie wollte: Bis zu den Prüfungen waren es nur noch weniger als zwei Monate. Mein Lernplan stand fest und heute war Mathe an der Reihe. Großartig! Ein Teil von mir sträubte sich, aber ein anderer, fleißiger war begeistert und wollte so schnell wie möglich beginnen. Mein Studienziel hatte ich beibehalten, ich wollte gerne nach Oxford, denn als ich mir das Studienangebot näher ansah, erweckte ein besonderer Studiengang meine Aufmerksamkeit: Englische Literatur. Traumhaft für eine Leseratte und Liebhaberin der englischen Klassiker. Ich wunderte mich, dass ich nicht viel früher darauf gekommen war, aber ich hatte wegen der vielen Ereignisse in letzter Zeit, vor allem der Arbeit im Hostel, sogar meine Vampir Lektüre vernachlässigt.
Gemächlich ging ich meinen Kleiderschrank durch und suchte mir etwas Hübsches zum Anziehen heraus, mit dem ich sowohl zur Schule als auch zum Geburtstag meines Dads im Diner gehen konnte. Ich entschied mich für eines meiner wenigen Kleider, in einem hellen Braunton, das gut zu meinen Haaren passte. Ich hatte es mit Angela und Leah in Olympia gekauft als wir dort vor einigen Wochen zum bummeln waren. Es war perfekt für Forks geeignet, wollig warm und mit Rollkragen, der aber, wie meine Freundinnen beharrlich behaupteten, kein bisschen prüde aussah, sondern sich elegant um meinen Hals legte. Das ganze Kleid umspielte mich, eng, aber nicht unbequem, auf eine Weise chic, wie ich nichts vergleichbares in meinem Kleiderschrank hatte. Daher war es genau für den Anlass geeignet. Darüber zog ich meine gefütterte Jeansjacke, die Haare band ich mir zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen.
Darcy war schon wach und wuselte munter in der Küche herum. Prasselnd füllte ich Futter in ihren Napf und überlegte, dass ich mal wieder ein Paar Eingeweide oder einige Hühnerfüße für sie einkaufen könnte. Ich war so vertieft in Gedanken an das letzte Mal, als ich für Darcy Leckerchen besorgt hatte und die schicksalhaften Ereignisse, die sich daraufhin entwickelten, dass ich den Brief auf dem Küchentisch beinahe übersah.
Der hochwertige cremeweiße Umschlag war unbeschrieben, bis auf ein Wort: Mein Name.
Meine Stirn runzelte sich und ich kramte in der Messerschublade um den Brief zu öffnen. Darin lag ein einfaches Blatt Papier, in der Hälfte gefaltet. Ich war eher überrascht als erschrocken, als ich die vertraute Schrift erkannte.
Bella,
Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir alles tut, dass ich so viel Chaos angerichtet, so viel Schönes zerstört und durch Leid ersetzt habe, vielleicht für immer. Nur daran zu denken bereitet mir Schmerzen. Darum möchte ich, dass du weißt, dass meine Gedanken dich nicht verlassen haben.
Außerdem möchte ich dir etwas vorschlagen, nämlich, dass wir uns heute auf dem Parkplatz vor der Waldlichtung treffen. Ich werde den ganzen Tag da sein. Es ist deine Entscheidung zu kommen oder fernzubleiben. Dennoch möchte ich dich von ganzem Herzen bitten, zu erscheinen und mich anzuhören.
Edward
Vor Erstaunen blieb mir der Mund offen stehen, dann stahl sich ein Lächeln über mein Gesicht und plötzlich fühlte ich mich innerlich ganz leicht. Dann wurde mir klar was da gerade in mir vorging und ich verfluchte mein dummes Herz. Lächerlich! Er verschwand monatelang und bei dem kleinsten Zeichen von ihm verhielt ich mich wie eine frisch Verliebte. Unglaublich! Ich ärgerte mich über mich selbst, versuchte verzweifelt auf diese Weise meinen Freudentaumel und die kitzelnde Aufregung zu überspielen, die sich in mir aufbäumte.
DU LIEST GERADE
(1) Vulnerability is a sign of strength: Bis(s) zum Sonnenaufgang (TWILIGHT-FF)
VampireBella hat genug und eröffnet im verwaisten Haus der Cullens ein Hotel für Touristen, um sich auf ihre Zukunft anstatt auf Edward, der sie verlassen hat, zu fokussieren. Doch viel zu schnell wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Was hat es mi...