Bellas Sicht
So schnell das Haus vor mir erschienen war, so schnell war ich drin. Ich hatte den Schlüssel in einem der leeren Blumenkästen gefunden, die auf der Veranda standen, nur mit Erde gefüllt, als hätte jemand alle Blumen herausgerissen. Ich beeilte mich, wollte Zweifel oder Angst von mir fernhalten so lange es möglich war.
Was wohl schlimmer wäre, fragte ich mich. Wenn das Haus noch ganz voll mit allen Möbeln und Gegenständen wäre oder vollständig leergefegt, ohne eine einzige Erinnerung.
Ich nahm Darcy wieder an die Leine, wollte sie möglichst nah bei mir haben, dann drehte ich den Schlüssel um und trat ein.
In weniger als fünf Minuten hatte ich in alle Zimmer gesehen (mit einer Ausnahme) und war mit dem Ergebnis, unter diesen Umständen, relativ zufrieden. Anscheinend hatten sie alle persönlichen Gegenstände mitgenommen, die Schränke waren leer, aber sie standen wie neu, als warteten sie auf bessere Zeiten. Die Küche war vollständig, mit drei Sets Geschirr und allem möglichen Zubehör. Das Gas war nicht abgestellt und auch das Wasser schoss einwandfrei aus den polierten Silberhähnen. Es gab sogar eine Waschmaschine.
Das Wohnzimmer mit der großen Glaswand und der breiten Fensterbank mit Blick auf die Veranda wirkte kahl, fast alle Gegenstände waren verschwunden, bis auf den breiten Flachbildfernseher an der gegenüberliegenden Wand sowie einem herrlichen glänzenden Konzertflügel, auf einer kleinen Anhöhe. Der Anblick stach in meiner Brust und ich befreite Darcy von ihrer Leine und trug sie an mich gedrückt wie ein Schutzschild.
Dennoch konnte ich mich über so viel Dekadenz nur wundern. Die Cullens hatten alle Andenken mitgenommen, aber die beiden wohl kostbarsten Gegenstände nach materiellem Wert hatten sie zurückgelassen. Ich schüttelte den Kopf. Kurz überlegte ich, ob es sich wohl lohnen würde, die Idee mit dem Hostel zu verwerfen und stattdessen den Flügel zu verkaufen, aber ich war mir sicher, dass das bei einem so wertvollen Verkaufsobjekt nicht so einfach möglich war.
Noch etwas war mir aufgefallen und zwar oben in Carlisles Büro. Er hatte einige dicke Bücher zurückgelassen, Enzyklopädien und Fachliteratur, mit der ich recht wenig anzufangen wusste, außerdem circa 15 blaue Aktenordner, mit bezahlten Rechnungen und Steuererklärungen. Das war nicht weiter interessant, bis mein Blick in eine der Klarsichtfolien fiel, die in einen der Ordner geheftet waren. Es waren Quittungen und Urkunden, wie ich auf den zweiten Blick feststellte. Zu meinem Bedauern war keine Quittung für den Flügel dabei. Doch dann wurden meine Augen groß und ich schnappte nach Luft. In meinen Händen lag der Kaufvertrag für das Grundstück der Cullens.
Ich war mir ziemlich sicher, dass die Cullens außer mir niemals menschlichen Besuch bekommen hatten. Es war also unwahrscheinlich, dass irgendjemand sonst in Forks wusste, wo diese geheimnisvolle Familie gewohnt hatte. Zögerlich nahm ich mein Handy aus der Tasche, hatte aber natürlich in diese Haus mitten im Wald kein Internet. Auch wenn es noch ein Zimmer gab, in das ich noch nicht geschaut hatte (und wenn es nach mir ging würde ich dort in absehbarer Zeit nicht hineingehen) trat ich aus dem Haus und machte mich wieder auf den Weg zum Diner. Am Schlüsselbund in meiner Tasche klimperte der Haustürschlüssel zur Villa der Cullens und den Kaufvertrag hatte ich nicht einen Moment aus der Hand gelegt.
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(1) Vulnerability is a sign of strength: Bis(s) zum Sonnenaufgang (TWILIGHT-FF)
VampireBella hat genug und eröffnet im verwaisten Haus der Cullens ein Hotel für Touristen, um sich auf ihre Zukunft anstatt auf Edward, der sie verlassen hat, zu fokussieren. Doch viel zu schnell wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Was hat es mi...