Kapitel 31: Dinner in hoher Gesellschaft

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Edwards Sicht

Bis zum Treffen mit dem Professor verließ ich meine Schiffskabine nicht. Sie war groß und prächtig eingerichtet, wenn auch nicht ganz so verschwenderisch wie die von Merlano. Vor allem an den Fenstern war gespart worden, da die Kabine im Schiffsinneren lag und ich brauchte mir daher keine Sorgen um die Sonneneinstrahlung zu machen. Es gab nur einige Bullaugen, und das war gut so, denn selbst die dickste Glasscheibe konnte die Sonne nicht davon abhalten, blitzende Funken über meine Haut zu schicken. Ich hasste dieses Gefunkel, aber konnte nichts daran verändern und so musste ich mich wohl oder übel mit meinem Schicksal arrangieren.

Mit diesem Los fiel es mir plötzlich ungewöhnlich leicht umzugehen, als sich mir eine andere Wendung des Schicksals präsentierte, die mir deutlich schwieriger zu akzeptieren fiel.

Der Anruf erreichte mich in nachtschlafender Zeit. Die übrigen Passagiere waren entweder in ihren Betten oder vergnügten sich, soweit es ihr Portemonnaie zuließ, an Deck in einer rauschenden Feier. Nur die vermögenden Reisenden konnten es sich leisten in den Pools auf dem Oberdeck zu feiern, auf dem ein nagelneuer Lamborghini ausgestellt war. Ich erkannte die Handynummer mit einem Blick.
"Emmett" beantwortete ich den Anruf und vernahm aus dem Hintergrund ein lautes Durcheinander an Stimmen. Es klang wie ein Streit, der in ein Handgemenge überging und für eine ganze Weile sprach niemand am anderen Ende.

Schließlich hatte sich offenbar endlich jemand das Telefon geschnappt und ich hörte das Rauschen von Wind, als würde die Person in der Leitung rasend schnell laufen.

"Edward" zwitscherte zu meiner Überraschung Alice in mein Ohr.

"Alice, ist bei euch alles in Ordnung?" Was wohl der Grund für diesen unvorhergesehenen Anruf war? Ich hörte Emmett im Hintergrund laut auflachen.

"Sicher, bei uns ist alles okay! Ich muss ehrlich sagen, ich wollte dich überhaupt nicht anrufen, aber Emmett hatte schon deine Nummer gewählt. Es tut mir leid Edward, ich konnte nichts machen. Es ist nur so, ich habe...naja... unfreiwillig einen Blick in Bellas Zukunft geworfen."

"Unfreiwillig, natürlich!"

Mein Herz wurde bleischwer und meine Atmung beschleunigte, obwohl ich keine Erleichterung daraufhin verspürte. Was würde Alice mir sagen? Dass Bella jemand anderen kennengelernt hatte? Dass sie zufrieden war oder sein würde? Oder im Gegenteil, dass sie litt und ein tristes Dasein fristete? Ich wünschte mir so sehr, dass sie ein glückliches menschliches Leben verbringen konnte, aber wenn ich mir vorstellte, dass sie ihr Herz jemand anderem schenken würde, brodelte stechende Eifersucht in mir auf. Was wollte ich eigentlich? fragte mich mein Gewissen mit gehässiger Stimme.

"Es ist zugegebenermaßen ziemlich albern, dass Emmett dich deshalb belästigt, aber jetzt bist ja rangegangen, also kann ich es dir genauso gut sagen." Ich wappnete mich innerlich und lauschte eindringlich den Worten meiner kleinen Schwester. "Bella wird ein Hostel in Forks aufmachen, für Reisende, die Skiurlaub in der Gegend machen."

Das klang nicht besonders anstößig und sofort hatte Bella wieder all meine Neugierde auf sich gezogen. Ihr Handeln war oft so unvorhersehbar, dass es mich als Gedankenleser, der menschliche Verhaltensweisen an sich ziemlich genau einschätzen konnte, einfach faszinierte.

"Und weiter?" hakte ich nach. Das war doch nicht der einzige Grund für diesen Anruf, wegen etwas so banalem würden sie mich nicht behelligen.

Ich hörte Emmett im Hintergrund brüllend auflachen, während Alice nach den passenden Worten suchte und vernahm noch ein anderes Geräusch: Ein leises missgelauntes Zischen. Rosalie?

"Edward, sie hat unser Haus zu einem Feriendomizil umgerüstet! Mann, die Kleine ist echt mit allen Wassern gewaschen! Wer hätte gedacht, dass sie sich das traut?"

(1) Vulnerability is a sign of strength: Bis(s) zum Sonnenaufgang (TWILIGHT-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt