Bellas Sicht
Ich wusste nicht woher, aber Jacob hatte ein Radio aufgetrieben und Oldschoolrock dröhnte durch das Haus. Es war einer dieser Abende wie aus einem Film, vier Freunde halten zusammen und renovieren gemeinsam ein Haus. Die Details verwandelten die Tatsachen eher in eine Horrorstory, aber ich blendete sie erfolgreich aus.
Angela, die sich aufgrund ihrer Größe freiwillig gemeldet hatte, stand auf der Leiter und trug das Sonnengelb bis zur Decke über die Wohnzimmerwände auf. Leah und ich hatten uns an die gegenüberliegende Wand begeben und die Umrisse einer riesigen Weltkarte abgeklebt. Ich rührte mit einem Holzstab einen Eimer mit petrolblauer Farbe um, während Jacob in der Küche herum hantierte und bald mit einem Tablett Hot Dogs beladen zu uns ins Wohnzimmer kam. Zuvor hatte ich Charlie angerufen und ihm erzählt, dass ich mit meinen Freunden unterwegs war. Er grummelte zwar etwas von „Morgen ist Schule", war jedoch besänftigt, als ich ihm von den eingefrorenen Kartoffelpuffern erzählte, die im Gefrierschrank auf ihn warteten.
Wir wuschen unsere von Farbe verkrusteten Hände und setzten uns auf die Zeitung, die über den ganzen Boden ausgebreitet war. Das Ambiente war wenn auch noch etwas spärlich möbliert, jetzt schon gemütlich, und mit Zuversicht stellte ich mir vor, wie unser vollendetes Werk in einigen Wochen aussehen würde.
Ich war noch einmal los gewesen, hatte meine Kündigung bei Newtons abgegeben und im Baumarkt mehr Material gekauft, Farbe, Pinsel und einige Meter elektrischer Lichterkette. Die funkelnden Lichter lagen nun wie ein Rahmen um die großen Frontfenster und beschienen die Veranda mit subtilen goldenen Schein. Wunderschön.
Zufrieden biss ich in einen Hotdog und stellte fest, wie hungrig ich eigentlich war. Währenddessen erzählte Angela Leah und Jacob ihre Lebensgeschichte.
„Meine Eltern sind beide Geistliche. Das ist manchmal ganz schön nervig. Immer muss ich darauf achten, ein gutes Licht auf meine Familie zu werfen und mich vorbildlich zu benehmen. Angela, dieses Kleid ist aber wirklich zu kurz, Angela du musst diese Woche auf deine Geschwister aufpassen, dein Vater und ich müssen zum Gemeindetreffen in Port Angeles." Sie äffte die hohe kehlige Stimme ihrer Mutter nach und verdrehte die Augen. „Das hängt mir echt zum Hals raus, all dieses autoritäre Getue! Wenn die wüssten was wir hier taten, wäre ich eh schon längst enterbt." Nach einem winzigen Moment hatte sie sich wieder gefangen und fuhr fort, als wäre nichts gewesen. „Alles stört plötzlich meine Familie. Am liebsten würde ich gar nicht zurück gehen. Einfach hier bleiben und vielleicht mal am Wochenende zu Besuch kommen. Erspart einem Ärger und man bekommt immer das beste Essen."
Ich hörte Angela aufmerksam zu und war überrascht, wie gut ich sie verstand und ihre Gefühle nachvollziehen konnte, und das, obwohl ich mit Charlie wirklich prima auskam.
Es war paradox, dass ich die Zeit bei mir zu Hause nicht aushielt, weil mich die Gedanken an ihn fesselten, und ich meinte nicht Charlie, es jedoch angenehmer fand, mich in diesem Haus aufzuhalten. Doch mir war klar, dass dieser Ort nur noch wenig mit dem Haus der Cullens wie ich es einst kennenlernte, gemein hatte. Jetzt war es unser Projekt und bald wären wir auch nicht mehr nur zu viert. Ich stellte mir eine fröhliche Gruppe lachender junger Menschen vor, die sich ganz wie von selbst unter uns mischte.„Bleiben wir doch einfach hier" schlug Jacob vor und streckte sich auf dem Boden aus. „Wir überreden deine Mom und meinen Dad zusammenzuziehen und dann kümmern die sich um sich selber." Er blickte Leah an und obwohl er scherzte fand ich trotzdem einen Funken Hoffnung in seinem Blick.
Leahs Dad war vor einem halben Jahr an einem Herzinfarkt verstorben und so wie ich es einschätzte waren Jake und Billy zu einer Art Ersatzfamilie für sie und ihren Bruder Seth geworden.
„Bin dabei, aber erst müssen wir wohl ein Paar Hängematten knüpfen", sagte ich als Leah stumm blieb. Wir konnten uns kein teures Mobiliar leisten, noch nicht, wie ich in Gedanken hinzufügte, aber die Anleitungen für die Hängematten hatten keinen allzu schwierigen Eindruck auf mich gemacht. Mit mehreren Metern Seil und einigen Nachmittagen Arbeit hätten wir sie fertig.
„Das können wir morgen machen, dann bringen wir auch ein Paar mehr Sachen mit um es uns hier gemütlich zu machen." Angelas Vorschlag klang mehr wie eine Frage, aber wir stimmten alle sofort zu.
Später liefen Angela und ich zurück zu meinem Transporter. Leah und Jacob waren schon gefahren und ich bestand darauf, dass Angela bei Dunkelheit nicht zu Fuß nach Hause ging, vor allem nicht alleine. Ich spürte ihre Schritte neben mir und ich fühlte mich sicher. Mit meinen Plänen, meiner Zukunft und mir selbst.
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(1) Vulnerability is a sign of strength: Bis(s) zum Sonnenaufgang (TWILIGHT-FF)
VampireBella hat genug und eröffnet im verwaisten Haus der Cullens ein Hotel für Touristen, um sich auf ihre Zukunft anstatt auf Edward, der sie verlassen hat, zu fokussieren. Doch viel zu schnell wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Was hat es mi...