Kapitel 44: Schneegestöber im Herzen

18 2 0
                                    

Guten Abend/Morgen! Dieses Kapitel ist, genau wie das letzte und das kommende wieder etwas länger. Die darauffolgenden vier sind dafür etwas kürzer und dann... dann sind wir schon fertig mit dem ersten Teil. Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch weiterhin! Lasst mich auf jeden Fall wissen, was ihr so denkt. Sternchen, Kommentare, Kritik und Lob - ich kann alles gebrauchen <3 Bis dahin schicke ich euch eine Umarmung auf Distanz. Eure VNOW


Edwards Sicht

Der Morgen war gähnend langsam vorübergegangen und als die Sonne höher gestiegen war, hatte ich mich in das verschneite Geäst zurückgezogen. Von dort aus hatte ich alles im Blick, die Straße und das kleine Stück asphaltierte Erde, von der ein Pfad in den dichten Wald führte, zum schönsten Ort, den ich kannte. Es wurde Mittag und dann Nachmittag und ich war zu einer Eisskulptur erstarrt. Ich war nervös, voller Angst, dass Bella auftauchte, aber noch größerer, dass sie vielleicht nicht erscheinen würde. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein und in meiner Umgebung war nichts interessant genug, um mich auf andere Gedanken zu bringen.

Ich fror nicht und der Schnee auf dem ich saß schmolz ebenso wenig. In Gedanken ging ich das Periodensystem nach Masse und dann nach Radius der Atome der Elemente durch und überprüfte, auf wie viele Nachkommastellen ich kommen würde, aber die Zahlen und Daten wirbelten nach einigen Momenten doch nur wieder wild in meinem Kopf herum.

Endlich wurde mein Warten belohnt. Schon von weitem hörte ich Bellas alten Chevy über die Landstraße rattern und in dem Moment setzte sich meine Haut unter Strom. Sitzen bleiben war unmöglich und so begann ich hastig, aber dennoch in Menschengeschwindigkeit hin und her zu laufen und fand mich schließlich auf dem Parkplatz wieder. Es hatte leicht angefangen zu schneien und ich hatte den Eindruck, mein Herz hatte sich ebenso in eine Schneekugel verwandelt wie die ganze Halbinsel Olympic. Es ruhte keinen Moment, die Gefühle fegten aufgebracht darin herum, erbarmungslos wie ein Schneesturm.

Der rostige rote Transporter parkte in sicherem Abstand von mir und ich beschloss, Bella ihren Raum zu lassen, ich wollte sie keinesfalls überrumpeln. So hielt ich mich zwischen den Bäumen und als sie mich erfasst hatte, lief sie geradewegs auf mich zu.

Das erste Mal seit Monaten sah ich ihr hübsches Gesicht, roch ihren einladenden verlockenden Duft und war sofort gänzlichst in ihren Bann gezogen. Meine Kehle entzündete sich als hätte ich Benzin gegurgelt, aber ich merkte, dass kein Gift in meinen Mund schoss. Wenigstens eine Verbesserung. Meine Abwesenheit hatte mich ihre Schönheit vollkommen vergessen lassen, besser gesagt hatte ich sie verdrängt, und nun brach über mich herein, wie himmelweit sie von meinen Erinnerungen entfernt war. Bella stellte sie tausendfach in den Schatten.

Ihr blasses herrliches Gesicht war abgewandt während sie lief, und es war, als hätte ich sie nie wirklich gesehen. Das Braun ihres Kleides schmeichelte ihrer blassen Haut, ihrem Schwanenhals und ihren schmalen Handgelenken. Aus ihrem Zopf, der sich lang und lockig über ihren Rücken wallte, hatten sich einige Strähnen gelöst, die ihr Gesicht locker umspielten. Endlich war sie da, stand vor mir und sah aus tiefen, unergründlichen Augen zu mir hoch. Wie sehr hatten mir diese Augen gefehlt, wie flüssige Schokolade!


"Bella" flüsterte ich und fühlte mich unendlich schuldig. War ich es doch gewesen, der die dunklen Schatten unter ihre Augen gemalt, der ihre eingefallenen Wangen verschuldet hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

"Hallo Edward." Ihre Stimme klang ruhig und kontrolliert und ich beneidete sie darum.

"Aus welchem Grund bin ich hier?" Die Härte und Berechnung in ihren Worten ließen mich zusammenzucken, obwohl ich wusste wie absolut berechtigt sie waren.

(1) Vulnerability is a sign of strength: Bis(s) zum Sonnenaufgang (TWILIGHT-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt