Bellas Sicht
Nachdem ich mich überwunden hatte zurück in den Unterricht zu gehen, war der Tag gar nicht mehr so schlimm. Zumindest sagte ich mir das immer wieder, in Gedanken an das Treffen mit Angela. Wir hatten nicht ausgemacht, wo wir uns treffen würden, daher wartete ich nach Sport auf sie auf dem Parkplatz. Obwohl Angela nie mit dem Auto kam, musste sie ihn dennoch überqueren, denn das Haus der Webers lag nur ein paar Minuten fußläufig von der Schule.
Als ich sie auf mich zukommen sah, fiel eine starre Anspannung von mir, die ich zuvor nicht wahrgenommen hatte.
„Okay, Bella, da gibt es allerdings noch ein Problem". Entschuldigend sahen mich ihre kleinen Augen durch die dicken Brillengläser an. Ich wartete.
„Bei mir zu Hause brennt die Luft. Mein Dad hat schon damit gedroht mich rauszuschmeißen."
Diese Neuigkeiten trafen mich wie aus dem Nichts. Wie merkwürdig, ich hatte bislang immer den Eindruck gehabt, dass Angela besonders stark mit ihrer Familie verbunden war, die ich als harmonisch eingeschätzt hatte. Vor allem mit ihren kleinen Geschwistern, den 11-jährigen Zwillingen, aber auch mit ihrem Vater, der Pastor in Forks war, hatte sie sonst nur in liebevollem Ton gesprochen.
„Deshalb können wir nicht zu mir. Heiße Schoki kann ich uns natürlich trotzdem machen."
„Das ist kein Problem, wir fahren einfach erstmal zu mir." bot ich an.
Angela willigte dankbar ein und ich bekam den Eindruck, dass nicht nur ich ziemlich viel loszuwerden hatte.
Auf dem Weg machten wir am Thriftway halt und deckte mich mit Zutaten fürs Abendessen ein, während Angela die Snacks besorgte.
Bei mir zu Hause schließlich bereiteten wir gemeinsam die Spaghetti Carbonara zu und Angela machte Bekanntschaft mit Darcy, die sich sofort in sie verschoß. Während wir kochten, fragte ich Angela nach ihren Sorgen, die ich ihr auf dem Parkplatz angesehen hatte und sie erzählte mir von den heftigen Streits mit ihrem Vater. Sie waren sich über einige brenzliche Glaubensfragen uneinig gewesen und aufgrund Angelas wenig konventioneller Ansichten hatte er die ganze Erziehung seiner Tochter begonnen anzuzweifeln. Angela sprach sich aus und ich hatte sie noch nie zuvor so lange am Stück reden gehört. Es tat mir gut, ihren Sorgen und Ängsten zu lauschen und auch wenn ich ihr in dieses Situation nur wenig helfen konnte, so schien es sie doch zu erleichtern, all ihre Gedanken loszulassen. Immer wieder ging ich auf sie ein, und als wir fertig mit Essen waren sah sie tatsächlich etwas besser aus.
„Sollen wir einen kleinen Spaziergang machen?" fragte ich sie und Erleichterung blitzte in ihrem Gesicht auf.
„Wir können ein Picknick machen, ich packe die Snacks ein" rief sie und las ihre Einkaufstasche vom Boden auf. Darcy war natürlich sofort Feuer und Flamme mit ihrer neuen Freundin einen Ausflug zu machen und so verließen wir das Haus. Ich gab die Richtung vor und wappnete mich innerlich auf die Fortsetzung des Gesprächs. Denn ich ahnte, dass nun ich an der Reihe war mit erzählen.
Doch wir gingen schweigend nebeneinander her und ich entspannte mich. Es war ebenso angenehm mit Angela zu schweigen wie zu reden.
Wir liefen Richtung Forks Zentrum, und hatten großes Glück, da es nur leicht regnete, da wir uns auf freiem Gelände und nicht im Wald befanden, der uns notfalls von den dicken Regentropfen abgeschirmt hätte. Wir trafen auf wenige Leute, die auf den Straßen unterwegs waren, dann bogen wir schließlich doch in den Wald ein.
Sie war vollkommen ehrlich zu mir gewesen und hatte mir ihre Sorgen anvertraut. Ich wusste, dass ich auf sie zählen konnte, dass meine Geheimnisse bei ihr gut aufgehoben waren. Außerdem genoss ich ihre Nähe, obwohl ich mich so lange dagegen gesträubt hatte. Sie hatte die Wahrheit verdient, jedoch nur so weit, wie es klug wäre, ohne jemanden in Schwierigkeiten zu bringen. Ich schmeckte die moosige feuchte Luft des Waldes als ich tief Luft holte.
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(1) Vulnerability is a sign of strength: Bis(s) zum Sonnenaufgang (TWILIGHT-FF)
VampireBella hat genug und eröffnet im verwaisten Haus der Cullens ein Hotel für Touristen, um sich auf ihre Zukunft anstatt auf Edward, der sie verlassen hat, zu fokussieren. Doch viel zu schnell wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Was hat es mi...