Kapitel 40: Heimweh

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Hallöchen ihr fleißigen Leser/innen! Ich hoffe ihr hattet einen guten Start ins neue Jahr! Passt gut auf euch und eure Liebsten auf in diesen Coronazeiten. Zum Kapitel: Ob nun endlich mal die wichtigen Entscheidungen getroffen werden?  Wie wird sich Edward entscheiden? Wer siegt: Kopf oder Herz? Oder beide? Ob das gutgeht? Erzählt mir auf jeden Fall was ihr von diesem neuen Kapitel haltet <3  Ich drücke euch! Eure VNOW


Edwards Sicht

Ich hatte genug. Ich wollte zurück zu Bella, ich musste sie wiedersehen. Verbissen hatte ich mich angestrengt, ihr fernzubleiben und in dem Versuch mein Herz in tausend Teile gebrochen, aber ich musste mich zumindest vergewissern, dass es ihr gut ging. Dass es sich gelohnt hatte, all den Schmerz auf mich zu nehmen.

Ein detailreicher Bericht war auf meinem gestohlenen Laptop geschrieben und an verschiedene Behörden geschickt worden. Ich konnte die Sondereinheit der Kriminalpolizei schon fast auf mich zukommen hören. Alle wichtigsten Journalisten und Medien waren unterhalten und an Beweismaterial herrschte kein Mangel. Selbst wenn man Merlano nicht den geplanten Mord an über tausend Menschen nachweisen konnte, so sprachen die ungekennzeichneten menschlichen Organe im Bauch des Schiffes doch für sich. Der Massenmord würde verhindert werden, außerdem wären in weniger als 24 Stunden die Strippenzieher hinter einigen äußerst bedeutsamen Organschmugglerringen gefasst. Und die Medienwelt würde vor einem Rätsel stehen, wem diese Entdeckung geschuldet war. Das war nur gut so, schließlich hatte ich mich nicht aus dem Wunsch nach Ruhm auf dieses Schiff begeben.

Aber ich hatte genug. Mein Job als Superheld war hier erledigt. Es gab nur noch eine Person, für deren Sicherheit ich für den Rest meiner Existenz sorgen wollte und sie zog mich an wie ein Magnet. Ich war hoffnungslos verloren und endlich nach so langer Zeit der Qualen, in welcher ich mich der Realität verweigert hatte, sah ich es nun glasklar vor mir: Ich gehörte zu Bella, ich wollte wieder zu ihr gehören. Sie besaß mein Herz, seit dem ersten Tag, an dem wir uns kennengelernt hatten. Zum wiederholten Mal dachte ich daran, was mir mein Auftrag an Deck vor Augen geführt hatte: Wenn Menschen nicht von Grund auf gut sind, bedeutet dass nicht im Umkehrschluss, dass Vampire auch nicht von Grund auf böse sind?

Ich sah Bella vor meinem geistigen Auge und ließ unsere kurze, aber märchenhafte Zeit, Revue passieren. Voller Scham dachte ich daran, wie oft ich über sie bestimmt,wie ich sie zu verschiedenen Sachen gedrängt hatte und was ich ihr für ein schlechter Freund gewesen war. Das würde ein Ende haben. Ich würde mich nicht mehr auf das berufen, was ich nicht ändern, sondern auf das, was ich aktiv mit meinen Entscheidungen gestalten konnte. Anstatt mich zu bestrafen oder "Trübsal zu blasen" wie Alice sagte, mein normales Verhalten in Krisensituationen, schöpfte ich Mut. Vielleicht fiel es Bella genauso schwer wie mir, alles was wir zusammen hatten, zu vergessen. Vielleicht konnte ich ihr Herz nur noch einmal für mich gewinnen.

Um Himmels Willen, stoppte ich meine Gedanken, die rasant von einer Entscheidung zur anderen sprangen. Wie war so schnell aus "gucken ob es ihr gutgeht" ein "Zurückerobern und Versöhnen" geworden? Ebenso hastig schob ich auch diesen lästigen Gedanken zurück in meinen Hinterkopf. Ich war so energiegeladen wie lange nicht mehr und wollte mich jetzt nicht aufhalten lassen, wo ich doch endlich im Begriff war, das Richtige zu tun.

Anstatt mich wie früher von Schwermut, Selbsthass und Schuldgefühlen niederreißen zu lassen, sprang ich nun in Tatendrang auf, um das Schiff, die Endearment of the Seas ein für alle Mal hinter mir zu lassen. Jetzt hatte ich es mir eingestanden und nun konnte es gar nicht schnell genug gehen, bis ich mein Vorhaben in die Tat umsetzten konnte. Ich musste sie sehen, so schnell wie möglich. Ich hatte regelrechtes Heimweh nach ihr, denn alles was ich liebte, alles was mir wichtig war in meiner Existenz, hatte ich bei ihr gelassen.

Ich besaß keinerlei Gepäck, somit konnte ich das Schiff einfach verlassen. Es war zwar helllichter Tag, aber nichts würde mich aufhalten. Schnell hatte ich eines der tiefer liegenden Decks erreicht und war erleichtert, dass darunter keine Kabinen sondern nur der Maschinenraum lag, mir also neugierige Blicke aus den Fenstern erspart blieben. Zu meinem doppelten Glück, und ich war in so euphorischer Stimmung, dass ich es als gutes Omen deutete, lag diese Schiffsseite im eigenen Schatten. Es war nicht einmal Mittag. Ich bewegte mich nun in meiner normalen Vampirgeschwindigkeit und kaum hatte ich den Gang, der wie ein Balkon an der Außenseite des Schiffes lag betreten, schwang ich mich über die Reling. Es ging so schnell, dass, selbst wenn mich jemand gesehen hatte, derjenige sich doch nicht hätte sicher sein können, was genau er da wahrgenommen hatte. Meine Hochstimmung machte mich waghalsig, denn ich war weder alleine an Bord, noch unsichtbar. Trotzdem konnte ich es mir nicht nehmen lassen und drehte wilde Saltos und Schrauben im meterhohen Fall. Schließlich durchbrach ich die Wasseroberfläche und das Wasser umgab und erfüllte mich angenehm. Ich freute mich sogar darauf, ein bisschen zu Schwimmen. Die Ostküste der Vereinigten Staaten lag immer noch meilenweit entfernt, aber auf längeren Strecken war ich ein besserer Schwimmer als im Angriff und meine Ausdauer war nicht zu übertreffen. Außerdem wollte ich nicht wie die Endearment die Stadt New York erreichen, sondern hoffte auf ein Stück menschenleeres Land, um den Atlantik möglichst unbemerkt verlassen zu können. Das kristallklare Meer umwirbelte mich und ich sah die Sonne strahlend über mir, verzerrt durch die Lichtbrechung des Wassers und in stetiger Bewegung, Wäre ich an der Oberfläche geschwommen hätte mein Körper ebenso ein Glitzern abgegeben. Aber ich war noch zu nah am Schiff und hielt mich so einige Meter tief im Ozean verborgen.

Am Stand der Sonne und dem Geschmack des Meerwassers konnte ich leicht feststellen, welche Richtung ich einschlagen sollte. So trieb ich durch die Weiten des Meeres und mein Rausch aus Glücksgefühlen bekam einen Dämpfer, als ich daran dachte, was ich zu Bella sagen würde. Wo sollte ich anfangen? Unwillkürlich war ich froh über die Distanz, die noch zwischen uns lag. Ich musste nicht nur eine beträchtliche Strecke schwimmen, sondern würde die Staaten der Länge nach durchqueren müssen und auf dem Weg, so hoffte ich inständig, würde mir etwas Brauchbares einfallen. 

(1) Vulnerability is a sign of strength: Bis(s) zum Sonnenaufgang (TWILIGHT-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt