~• Kapitel 7.2 •~

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Die Nacht brachte Schnee.

Als Emma am Morgen in Begleitung von Lorna die Hütte verließ, erblickten sie eine weiße Landschaft, die zwar schön anzusehen war, aber die Fortbewegung erheblich erschwerte.

Mittlerweile ist es Mittag.
Emma klopft sich den Schnee von ihren Beinen, als sie erschöpft Lornas Hütte betritt.

Den ganzen Tag hatten sie sich um Kranke gekümmert und Emma erfuhr dabei mehr über die Werwölfe. Darüber, dass Wunden schneller verheilten und Krankheiten schneller auskuriert würden. Es war auf der einen Seite interessant und auf der anderen Seite gruselig.

Seufzend lässt sich Emma auf einen der Hocker, nahe der Feuerstelle, fallen und beginnt ihren schmerzenden Nacken zu massieren.

Sie war den ganzen Tag auf den Beinen. Wechselte Verbände, mischte Tinkturen an und sammelte Kräuter.
So kam sie nicht zum Denken und das war gut so, doch nun in der warmen Stille der Hütte werden die Gedanken wieder lauter.
Doch bevor sie Emma wieder in einen Strudel ziehen können, klopft es an der Tür.

Fast dankbar eilt Emma zur Tür und öffnet diese.
Mit einem kecken Grinsen steht Finn vor ihr, der in seinem Fellmantel ein wenig unter zu gehen scheint. Zumindest wirkt es auf Emma so, die sich daher ein Lächeln nicht verkneifen kann.

"Hallo", sagt er und schiebt sich an ihr vorbei.
Perplex schließt Emma die Tür und dreht sich zu dem Jungen.
Finn entledigt sich seines Mantels und lässt ihn einfach zu Boden fallen.
Schnee fällt dabei herab, der sofort zu tauen beginnt und eine Larche auf den Dielen hinterlässt.

"Gibt es einen Grund warum du hier bist?", fragt Emma und bückt sich nach seinem Mantel, um ihn an die Wandhaken zu hängen.
Nicht auszudenken wie Lorna reagiert, wenn sie diesen auf ihrem Boden findet.

"Ja, ich weiß, dass du es weißt", antwortet Finn und macht eine halbe Drehung, um sie ansehen zu können.
Verwirrt erwidert sie seinen Blick.
"Was weißt du?", fragt sie dümmlich nach und geht an ihm vorbei zur Feuerstelle.
Sie füllt Wasser in den Kessel und hängt ihn übers Feuer.
"Auch einen Tee?", fragt sie, während sie ein Bund Salbei von der Decke holt.
"Ja gerne", antwortet Finn und setzt sich auf die Fensterbank.

"Also", beginnt er, während Emma den Salbeibund teilt und die eine Hälfte mit in den Kessel wirft. "Ich weiß nun, dass du weißt was wir sind und nun kann ich endlich das machen, was ich machen wollte, als ich dich das erste Mal hier gesehen habe."

Emma blickt auf, während sie noch immer mit einem Löffel im Kessel rührt.
"Mach es nicht so spannend, Finn", fordert sie ihn auf.
Finn schaukelt auf der Fensterbank hin und her. Scheinbar bereitet es ihm Freude Emma im Dunklen tappen zu lassen.

"Finn", wiederholt sie seinen Namen.
"In Ordnung", giggelt er und springt von der Fensterbank.
Er läuft einmal durch den Raum, greift nach Emmas Hand und zieht sie zu einem Hocker. Diese lässt das widerstandslos geschehen, auch, als er sie hinab drückt.

Er bleibt vor ihr stehen und plötzlich kniet er sich vor sie hin.
Emma bekommt ein ungutes Gefühl, doch sie schweigt, wartet was nun kommt.
"Ich wollte mich bei dir bedanken. Du hast mir geholfen, als ich verletzt war."
"Du warst der Welpe", spricht sie das aus, was sie durch Lukas bereits wusste.
Finn nickt, "Du hast mir geholfen, obwohl ich dich anknurrte. Ich hatte Angst. Dachte, du wolltest mir weh tun."

Emmas Herz wird weich, als sie an den Moment zurück denkt, als sie den kleinen Welpen, nein Finn, fand. Er hatte Angst. Sein ganzer Körper zitterte.

"Deswegen wollte ich mich bei dir bedanken. Du warst der erste Mensch, der mir begegnete, der mich nicht töten wollte und hast mir sogar geholfen. Deswegen schwöre ich hiermit, dass ich, sobald ich groß und stark bin, dein Beschützer sein werde."
Mit ernster und entschlossener Miene sieht er sie an.

When the snow falls Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt