Mit geweiteten Augen blickt Emma zu dem Waldrand, der durch die hereinbrechende Nacht noch unheimlicher wirkt.
Die Bäume, die am Tage und im Licht der Sonne, ihre Rinde in warmen Brauntönen zeigten, strecken sich nun in einem schwarzen Gewand dem Himmel entgegen.
Unterhalb ihrer Baumkronen ist nur Dunkelheit zu erkennen, tiefe Dunkelheit, die wie der Schlund eines Monsters wirkt und denjenigen verschlingt, der es wagt dieses zu betreten.
Doch nun entkommen diesem Schlund, der zuvor friedlich darlag und ein stiller Beobachter eines tödlichen Spiels war, Geräusche und diese Geräusche lassen böses erahnen.Emma zittert vor Angst, als sie im Schein des Mondes sieht, wie Alex sich noch mehr anspannt. Er senkt den Kopf soweit ab, dass es so wirkt, als wolle er direkt losstürmen.
Emma blickt zu den restlichen Wölfen. Auch sie wirken angespannt.Plötzlich knallt es, laut und durchdringend.
Emma blickt nach vorne.
Zwei riesige Wölfe brechen aus dem Unterholz und kommen zum Stehen.
Blitzschnell lassen sie ihre Blicke schweifen, ehe sie ihre Köpfe in den Nacken legen und ein Heulen ausstoßen.Und während sie heulen, pirschen sich langsam Friedrichs Wölfe an sie an, während er in einiger Distanz stehen bleibt.
Die zwei Wölfe, die die Lichtung betreten haben, sind so konzentriert auf ihr Heulen, dass sie nicht wahrzunehmen scheinen, dass sie drohen angegriffen zu werden.Emma streckt vorsichtig ihre Hand aus und berührt Alex am Hinterlauf. Er springt herum und knurrt, doch als er Emma und ihre noch ausgestreckte Hand erblickt, ebbt das Knurren ab.
"Alex", flüstert sie und lässt die Hand sinken, "Das ist unsere Chance."
Sie nickt der Szenerie zu und sieht ihm danach wieder in die Augen.
"Lass uns verschwinden."
Der Wolf sieht sie stumm an, als wüsste er nicht, wie er reagieren sollte.
Sie steht vorsichtig auf und geht um ihn herum, immer seinen Blick auf sich spürend.Als Emma an seiner Seite ankommt, nickt sie ihm zu.
"Du musst ein bisschen runter", bittet sie ihn und fasst in das Fell oberhalb seiner Seite.
Er folgt ihrer Bitte, sodass sich Emma an ihm hochziehen kann.Gerade, als sie auf seinem Rücken ankommt, knallt es erneut.
Emma und Alex wenden gleichzeitig den Kopf und erblicken wie zwei weitere Wölfe die Lichtung betreten und ohne Vorwarnung zwei von Friedrichs Wölfen attackieren.
Jaulgeräusche erklingen in der Luft, begleitet von Schnappgeräuschen und dem dumpfen Knallen eines Wolfskörpers, der zu Boden geschleudert wird.
Die anderen Wölfen springen auseinander, nur um dann mitten ins Geschehen zu springen. Ein großes, dunkles Knäuel entsteht, bei dem Emma kaum noch die einzelnen Wölfe erkennen kann."Zeit zu gehen", flüstert sie und greift ins Fell.
Alex wendet sich ab und läuft los. Pfotenschläge erklingen, die immer lauter werden, je schneller Alex läuft.
Der Waldrand liegt nicht mehr weit weg und Emma spürt so etwas wie Erleichterung, als sie ihm immer näher kommen.Sie hatten es geschafft. Sie waren...
Ein Knall bricht jeden Gedanken ab, als Emma aus den Augenwinkeln Bewegung wahrnimmt.
Sie will Alex gerade warnen, da stößt etwas mit derartiger Wucht in Alex Seite, dass Emma sich nicht länger auf ihm halten kann. Ihre Hände lösen sich vom Fell und sie verliert den Halt.
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When the snow falls
ParanormalFernab der Zivilisation, versteckt in einem tiefen, endlosen Wald liegt ein kleines Dorf. Jedes Jahr, sobald der erste Schnee fällt, wird ein Mädchen erwählt, die zu sein, die diesem Ruhm und Reichtum einbringen soll. Dafür muss es das Dorf verlasse...