~• Kapitel 16 •~

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"Sieh sie dir an!" Begeisterung schwingt in Margarets Stimme mit, als sie mit ausgebreiteten Armen die Hütte präsentiert

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"Sieh sie dir an!" Begeisterung schwingt in Margarets Stimme mit, als sie mit ausgebreiteten Armen die Hütte präsentiert.
"Ist die nicht wunderschön?", fragt sie an Emma gewandt, die neben ihrer Mutter steht und staunend die Hütte betrachtet.

Eine kleine Veranda vergrößert den Eingangsbereich, auf dem ihre Mutter Zweige mit kleinen Knospen in Behältern auf den Boden gestellt hat.
Das Holz, das der Witterung noch nicht standhalten musste, strahlt in einem hellen braun.

"Lass uns hinein gehen", fordert Margaret und geht mit wippenden Schritten auf die Hütte zu.
"Was ist das?", fragt Emma kurz bevor sie die erste Stufe betritt und zeigt auf eine deutlich kleinere Hütte, die links neben der Hütte erbaut wurde.
"Oh das?", fragt Margaret und lacht, "Das ist die Hütte deines Vaters. Dort kann er in Ruhe arbeiten und Tiere ausnehmen. Gut nicht?"
Emma nickt und folgt daraufhin ihrer Mutter ins Innere.

"Ich habe endlich meinen Platz gefunden, Emma", erzählt sie strahlend, als sie einen großen Raum betreten, in dem ein riesiger Tisch steht, auf dem diverse Samen und Krümel liegen.
"Ich habe den Vorschlag gebracht, dass man doch vieles selbst anbauen könne. Nicht nur Getreide und Gemüse, sondern auch Obstbäume und Kräuter."
Margaret zwinkert Emma zu und läuft um den Tisch herum.
"Sieh", fordert ihre Mutter sie auf und zeigt auf Samen, die sich nicht nur in Größe, sondern auch in der Farbe unterscheiden.
"Mein Vorschlag wurde angenommen. Gerade wird ein neues Feld angelegt. Kannst du dir das vorstellen? Undenkbar unter der Führung des Ältesten."

"Warum weiß ich von alledem nichts?", fragt Emma.
Sie wusste weder von der Hütte noch das ihre Mutter und ihr Vater etwas gefunden haben, um ihren Beitrag an der Gemeinschaft zu leisten und das obwohl sie schon seit einigen Tagen wieder zurück ist.

"Ach Emma", Margaret sieht sie mitleidig an, "Du hattest im Dorf so viel erlebt, da wollten wir dich erstmal ankommen lassen."
Emma nickt gedankenverloren, ehe sie lächelt.
"Verzeihst du uns?", fragt ihre Mutter bittend, was Emma zum Lachen bringt.
"Dies-er Gesichtsaus-druck steht dir ni-cht", sagt sie unterbrochen von Gelächter.
"Oh ich seh schon, du brauchst wieder Feuer", erwidert Margaret spielerisch ernst und hebt die Hand, ehe auch sie lachen muss.

Als die beiden sich beruhigen und sich keuchend ansehen, sagt Margaret: "Hier ist alles anders, auch ich und dein Vater. Häufig steht er Abends auf dem Dorfplatz und versucht die Männer zu überzeugen, dass auch er ohne Wolfsnatur ein guter Jäger ist."
Margaret lächelt und schüttelt den Kopf.
Emma tut es ihr gleich.

~•~

"Emma!", ertönt plötzlich ein lauter Schrei, als sie gerade auf dem Weg zu Lorna ist.
Sie dreht sich um und sieht Illa auf sich zukommen.
Die blondharrige junge Frau schwenkt ihren Arm in der Luft, während sie läuft.
Schlitternd bleibt sie neben ihr stehen und sieht sie strahlend an.

"Hallo", sagt sie, "Ich hatte Angst, dass du mir entkommst."
Emma schüttelt grinsend den Kopf und setzt ihren Weg fort.
"Wir wissen doch beide, dass ich dir nicht entkommen könnte. Selbst, wenn ich es wollte."
"Wir können aber so tun, als ob", antwortet Illa und sieht Emma von der Seite an.

Illa ist einer der Wölfe, die Friedrichs Wölfe bekämpften und beim Erscheinen von Lukas Rudel sich ergaben.
Sie und die anderen waren Abtrünnige, wie Emma später von Lukas erfuhr.
Wölfe, die aus ihrem Rudel ausgestoßen wurden oder Übriggebliebende, die bei Auslöschung des Rudels durch ein anderes überlebten und fliehen konnten.
Meist, so erklärte es ihr Lukas, befinden die Wölfe sich solange in ihrer Form, dass sie ihre menschliche Seite vergaßen. Einige konnten sich nicht zurückverwandeln und die, die es konnten hatten dennoch alles
Menschliche verloren.
Illa hatte Glück, sie war noch nicht lange in ihrer Wolfsform, sodass sie ihre Menschlichkeit behielt.
Ihr Rudel starb durch einen Angriff. Nur um haaresbreite rettete sie sich und schloss sich daraufhin einer Gruppe Abtrünnigen an, sehr zu der Besorgnis seitens Lukas, dem neu war, dass Abtrünnige sich zusammenschließen.
Seitdem hat er die Wachen am Wall verstärkt.

"Emma? Emma?"
Emma blickt auf und sieht Illa entschuldigend an.
"Verzeih, ich war mit meinen Gedanken wo anders. Was hattest du gesagt?"
Illa seufzt und schiebt sich vor Emma, bringt sie so zum Anhalten.
"Ich hatte dich gefragt, ob du auch später zum See kommst?"
"Was soll ich da?", fragt Emma.
Illa zieht eine Augenbraue hoch.
"Na Schwimmen natürlich, was könnte man sonst an einem See wollen?"
"Illa!", ruft Emma fassungslos aus, "Es ist viel zu kalt. Ich hole mir den Tod."
"Blödsinn, du hast schon ganz andere Sachen überlebt, da wird Wasser sicherlich nicht dein Todesurteil unterschreiben."
"Das Wasser nicht, aber die Kälte", brummt Emma.
"Komm trotzdem und hab einfach mal eine schöne Zeit. Entspann dich einfach mal. Du bist immer so angespannt."
Emma seufzt und stimmt am Ende zu.

~•~

Mit federnden Schritten läuft Emma auf den See zu, an dem sie das letzte Mal war, als sie nach dem Loch am Wall gesucht hatte.

In ihren Gedanken versunken und den Blick auf den Boden gesenkt, bemerkt sie nicht, dass ihr jemand entgegenkommt.

"Autsch", entkommt es Emma, als sie gegen etwas stößt.
Sie blickt einen nackten Oberkörper an, an dem Wassertropfen herab perlen.
Die Röte heiß in ihrem Gesicht spürend, blickt sie langsam auf, bis ihre Augen in ein tiefes Blau eintauchen, das sie gefangen nimmt.

Sie kann sich nicht lösen, obwohl ihre innere Stimme immer wieder sagt, sie solle Schritte zurücktreten.
Sie versinkt in diesem Blau, das sich wie eine Tür öffnet und Einblicke in eine fremde Welt gibt.
Ihr Herz schlägt langsam in ihrer Brust.

"Du solltest aufpassen, wo du hinläufst", erklingt eine sanfte Stimme, die Emma wieder ins Hier und Jetzt befördert.
Als hätte man ein Gummiband auseinander gezogen, um die Enden im nächsten Moment loszulassen.

Emma stolpert zurück. Ihr zuvor langsam schlagendes Herz, hämmert nun ihrer Brust, während sie Lukas betrachtet, der ihre Reaktion amüsiert belächelt.
"Alles in Ordnung?", fragt er.
Emma nickt schnell und schiebt sich an ihm vorbei.

"Alles in Ordnung", sagt sie mehr zu sich, als zu ihm und hört ein leises Lachen hinter sich.

- Fortsetzung folgt -

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