~• Kapitel 9 •~

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"Bist du dir sicher, Mädchen?", fragt der bärtige Mann, der mit einem anderen das Tor bewacht

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"Bist du dir sicher, Mädchen?", fragt der bärtige Mann, der mit einem anderen das Tor bewacht.
"Du hast es letztes Mal zu mir gesagt, jetzt bin ich hier. Ich will raus."
"Letztes Mal habe ich das nicht ernst gemeint. Ich wollte dir Angst einjagen", gesteht er und blickt sich hilfesuchend um.
Wartend sieht Emma ihn an, die Arme in ihre Hüfte gestemmt.

"Lukas tötet mich oder schmeißt mich aus dem Rudel, wenn ich dich raus lasse. Ich kann nicht", sagt der Mann flehentlich, während er Emmas Blick ausweicht.

Es ist wahnwitzig. Das ist Emma klar. Nachdem sie die ganze Nacht mit Überlegungen zubrachte, ist ihr klar geworden, dass sie niemals ihr Leben weiterleben kann, wenn sie auf einer Stelle steht.
Und diese Stelle ist der Moment, als sie feststellen musste, dass Alex nicht hinter ihr war.
Sie hat es lange aufgeschoben, doch nun weiß sie, dass egal in welche Richtung ihr Leben sich entwickeln könnte, es bleibt stehen, wenn sie nicht weiß, was mit ihm ist.
Sie wird ihn suchen und ist auch bereit zu dem Ort zurück zu kehren, aus dem sie nur wegen ihm, wegen Alex, geflohen ist.

"Mädchen, wirklich das geht nicht. Ich..., Oh Gott sei Dank. Gut, dass du hier bist."
Emma dreht sich um und erblickt, wenig überraschend, Lukas.
"Sie will raus. Ich habe sie schon mehrfach abgewiesen, aber sie will einfach nicht gehen. Ich könnte doch nicht deine, na, du weißt schon. Das geht doch nicht...", faselt der Mann einfach weiter, obwohl Lukas ihm längst keine Beachtung mehr schenkt.
Sein Blick liegt nur auf Emma und ihrer auf ihm.

Bevor er das Wort auch nur ergreifen kann, kommt Emma ihm zuvor.
"Du warst mutig und nun möchte ich mutig sein", sagt sie, "Du hast für eine Entwicklung in deinem Leben gesorgt und jetzt will ich das Gleiche tun."
"Und dafür musst du raus?", fragt er sanft nach.
Emma nickt auf Anhieb.
"Und du möchtest mir nicht sagen warum?", fragt er wieder mit sanfter Stimme, wobei sein Gesicht alles andere als sanft aussieht.
Emma schüttelt auf Anhieb den Kopf.

"Ich kann dich nicht raus lassen", sagt er daraufhin.
Emma setzt bereits zum Protest an, als Lukas den Mann hinter ihr ansieht und ihn plötzlich auffordert, dass Tor zu öffnen.
Alle Wörter, die aus Emmas Mund hätten kommen können, werden zu einem erstickten Laut.
Überrascht sieht sie ihn an.
Lukas geht grinsend an ihr vorbei. Ein paar Schritte später bleibt er stehen und sieht sie wartend an.
"Kommst du?"
Emmas Mund formt sich zu einem O. So hätte sie das nicht geplant, doch er wird sie nicht alleine gehen lassen. Da ist sie sich sicher.
Zunächst zögerlich, dann immer schneller, verlässt sie das Dorf, gefolgt von Lukas.

~•~

Schweigend laufen sie nebeneinander her.
Während Emma immer wieder auf dem matschigen Boden wegrutscht, sieht es bei Lukas so aus, als würden sie nicht über den gleichen Boden laufen.
Sie ist zögerlich bei jedem Schritt, er läuft einfach drauf los. Sieht nicht mal nach unten, während Emmas Augen förmlich am Boden kleben.

"Wo möchtest du eigentlich hin?", fragt er nach einiger Zeit und verschränkt die Arme hinter seinem Kopf.
Emma blickt kurz auf, nur um dann direkt wieder gen Boden zu gucken. Mit ihren Händen sucht sie Halt an der kalt, nassen Rinde der Bäume.
"Zunächst zu der Hütte", antwortet sie, während ihr linker Fuß im Schlamm einsinkt. Emma unterdrückt ein Schaudern, als die Kälte ihre Haut streichelt und ihr Schuh nass wird.
"Zunächst?", wiederholt Lukas und greift nach ihrem Arm, um sie mit einem sanften Ruck aus dem Matsch zu ziehen.
Dankend sieht ihn Emma an und nickt, "Ja, vielleicht auch noch wo anders hin..."
Sie überlegt.
"Sag mal", sagt sie plötzlich, als ihr ein Gedanke in den Sinn kommt, "Wie gut ist dein Geruchssinn?"
Irritiert sieht Lukas sie an, während eine seiner Augenbrauen in die Höhe wandert.
"Ich... ich dachte nur, dass du vielleicht ein Geruch wahrnehmen könntest."
"Und was für einen?", fragt Lukas und in seiner Stimme schwingt ein leichtes Misstrauen mit.

"Hmmm, ich habe nichts von Alex bei mir, an dem er riechen könnte", überlegt Emma im Stillen, "Und der Geruch von Alex dürfte an der Stelle, an der wir getrennt wurden, längst verschwunden sein."
Sie seufzt und winkt ab, "Verzeih, es hat sich bereits erledigt."

Noch immer misstrauisch sieht Lukas sie an, doch er lässt es dabei bewenden.

"Also", sagt Emma, um das Schweigen zwischen ihnen aufzuhalten, "Wo müssen wir lang?"
"Das weißt du nicht?", fragt Lukas überrascht nach.
Emma verzieht ihren Mund und schüttelt den Kopf.
"Und du wolltest alleine gehen, obwohl du nicht mal weißt wo lang?" Unglauben liegt in seiner Stimme.
Zaghaft nickt Emma, ohne ihn anzusehen.
Lukas lacht laut auf. "Das ist Wahnsinn! Wie wolltest du denn die Hütte finden?"
"Ich wäre einfach drauf los gelaufen", antwortet sie leise und drückt im nächsten Moment die Brust raus, "Ich wäre schon irgendwo angekommen."
"Sicherlich nicht da wo du hin wolltest", gibt Lukas trocken zurück und wendet sich ab.
"Einfach los gelaufen", hört sie ihn grummeln und sieht wie er kopfschüttelnd durch die Bäume läuft.
"Na komm, es geht hier lang!", ruft er ihr über die Schulter zu.

Kurz sieht Emma ihm nach, bevor sie sich beeilt ihm nach zu kommen.

~•~

"Du bist ziemlich langsam, weißt du das?", sagt Lukas, der mittlerweile stehen geblieben ist und über die Schulter zu Emma sieht.
"Weißt du, das hat Ben damals auch zu mir gesagt." Sie kann sich ein Kichern nicht verkneifen, als sie sich an einem Baum vorbeischiebt.
"Dann muss da tatsächlich was Wahres dran sein", murmelt Lukas laut genug, dass sie ihn hört und sie ist sich sicher, dass er das absichtlich macht.
"Kann nicht jeder so schnell sein. Außerdem seid ihr mehr im Wald unterwegs und..."
"Habt eine Wolfsseele, die hilft. Ich sehe es ein", beendet Lukas lächelnd ihren Satz.

"Ich hätte eine Idee wie wir schneller vorankommen", sagt er, als sie bei ihm ankommt.
"Wirklich?"
Lukas nickt. "Ja, ich weiß nur nicht, ob du damit einverstanden wärst", gibt er zu Bedenken und wirkt so, als würde er wirklich über seine eigene Idee nachdenken.
"Nenn doch erstmal deine Idee", fordert Emma ihn auf und stützt ihre Hände in die Hüfte.
Laut atmend blickt sie gen Himmel und wischt sich die schweißnassen Strähnen aus dem Gesicht.

Der Weg ist anstrengender als sie dachte und das kommt nicht zuletzt von dem vermaledeiten Schneematsch.

"Ich könnte mich verwandeln und dich tragen. Ich bin als Wolf recht schnell", sagt Lukas und hört sich beim letzten Satz ziemlich stolz an.
"Du wirst dann zum Wolf?", fragt Emma nach. Schlagartig beginnt ihr Herz schneller zu schlagen.
Lukas nickt.
"Zu diesem großen, riesigen Wolf." Emma schluckt.

"Das macht dir Angst", stellt Lukas fest und betrachtet Emma von oben bis unten.
Sie muss nicht antworten, er sieht es auch so. Ihre ganze Haltung hat sich verändert.

"Kannst du ihn kontrollieren. Er tut mir dann nichts?"
Lukas seufzt.
"Emma, er hat dich als Seelenverwandte erkannt. Er, Ich, tue dir auch in meiner Wolfsform nichts."

Emma fasst sich ein Herz. Sie wären schneller, es wäre weniger anstrengend und irgendwie...
... vertraut sie Lukas. Sie glaubt ihm.

"In Ordnung, verwandel dich", stimmt sie zu.

- Fortsetzung folgt -



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