~• Kapitel 12 •~

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Dunkelheit, die nur durch den Schein der Fackel an der gegenüberliegende Wand erhellt wird, umgibt Emma

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Dunkelheit, die nur durch den Schein der Fackel an der gegenüberliegende Wand erhellt wird, umgibt Emma.
Stille, die nur durch das Knistern der Flamme dieser unterbrochen wird, umhüllt Emma.

Sie starrt die Gittertür an, durch die man sie gestoßen hatte.
Es war ihr nicht bewusst, dass Anna sie derart schnell erkennen würde.
Sie fährt sich mit den Händen durchs Gesicht, spürt den getrockneten Schlamm, der noch hätte ausreichen müssen, um ihre Züge zu verbergen.

Sie lehnt sich an die Wand, die ihre Zelle von der neben ihr trennt und schließt einen Moment die Augen.
Sie ist sich mittlerweile sicher, dass Alex nicht hier ist.
Sie hatte nach ihm gerufen, doch keine Antwort erhalten.
Sie war allein im Keller des Ältesten.
Alles war umsonst und all ihre Entscheidungen führten sie nur in eine Vergangenheit, die sie eigentlich weit hinter sich lassen wollte.
Wäre da nicht... Alex.

Sie schlägt die Augen auf.
Hebt den Kopf und rutscht näher an die Gitterstäbe heran.
Hatte sie es sich eingebildet? Spielte ihre Fantasie ihr einen Streich?
Sie hält den Atem an und lauscht.
Dumpfe Geräusche erklingen erst leise und dann immer lauter werdend, als würde jemand die Treppe heruntersteigen, die sie zuvor runter gezerrt wurde.

Ein neuer Lichtkegel erscheint im Türbogen, als jemand den Gang der Zellen betritt.
"Wer ist da?", fragt Emma ängstlich und will gerade zurückrutschen, als eine Stimme sie innehalten lässt.

Ihr Augen weiten sich und ihr Herz setzt aus. Sie rutscht noch näher an die Gitterstäbe, streckt ihre Hand hindurch, während sich in ihren Augen Tränen sammeln.
"Alex", haucht sie und ein Schluchzen entkommt ihrer Kehle.
Alex tritt vor ihre Zelle und blickt auf sie hinab, bevor er in die Hocke geht und seine Hand durch die Gitterstäbe schiebt.
Emma spürt seine Wärme an ihrer Wange.
"Bist du es wirklich?", fragt sie und greift nach seiner Hand, um sie zu drücken.
"Ja Emma, ich bin es wirklich", antwortet er ihr sanft und streicht mit seinem Daumen über ihre Haut.
"Es... geht d-dir gut?", bringt sie unterbrochen von Schluchzern hervor.
"Wie du siehst, ja, es geht mir gut", antwortet er ihr und zieht seine Hand weg.
Sofort vermisst sie seine Wärme und möchte am liebsten erneut nach ihm greifen, doch er setzt sich im Schneidersitz vor ihre Zelle, sodass sie höchstens sein Knie berühren könnte.

"Ich dachte, ich sehe dich nie wieder", flüstert Emma noch immer ungläubig, dass er nun vor ihr sitzt.
"Das wäre tatsächlich besser gewesen", erwidert er.
Verwirrt sieht Emma ihn an. "Was meinst du damit?", fragt sie, nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hat.
"Du hättest nicht herkommen sollen", stellt er fest und betrachtet sie aus ausdrucklosen Augen.
"Aber ich, ich kam wegen dir. Als ich erfuhr, dass du hier bist, da musste ich wissen, dass es dir gut geht", erklärt Emma verwirrt.
"Dann bist du dumm. Nun ist alles umsonst und ich kann dir nicht mehr helfen", erwidert Alex kühl
"Was? Ich, Alex, warum bist du so? Ich, Was meinst du damit?"

Emma versteht die Welt nicht mehr. Wo war sein liebevoller Ton hin und vor allem...

Emma sieht ihn an. "Wie kommt es eigentlich, dass es dir gut geht?", fragt sie unverblümt.
"Freut es dich doch nicht?", stellt er ihr eine Gegenfrage, die Emma völlig aus dem Konzept bringt.
"Doch, natürlich, ich meine...", sie hält inne, versucht ihre Gedanken zu sortieren, "Ich verstehe es nur nicht. Du hast mir zur Flucht verholfen und dennoch stehst du hier. Auf der anderen Seite der Zelle. Wie, wie ist das möglich?"

Alex sieht sie einen Moment an, bevor er zu lachen beginnt. Mit großen Augen sieht sie ihn an, während sich ihre Griffe um die Gitterstäbe verstärken.

"Weißt du, ich mochte dich wirklich. Hatte wirklich innige Gefühle zu dir", sagt er hüstelnd, nachdem er sich beruhigte.
"Warum hatte?"
Emma kann es nicht glauben. All seine Worte hören sich so anders an, als zuvor. Es erinnert sie fast ein wenig an den Tag der Wahl, als er seine Meinung gegenüber dem Ältesten plötzlich änderte.

"Ich mag dich noch immer, doch ich bin nicht mehr bereit für dich alles aufzugeben. Es ist für mich zu riskant", antwortet er und sieht sie ernst an.
"Ich verstehe es nicht, Alex. Nichts von alledem", murmelt Emma und lässt ihren Blick sinken. Sie kann nicht mehr ertragen ihn zu sehen, während aus seinem Mund unbegreifliches kommt.

"Ich wollte wirklich mit dir alles hinter mir lassen, aber als unsere Flucht misslang, musste ich mich entscheiden. Zwischen meinem Zusammenhalt zu dir oder meinem Ruf und meinen Stand. Da ich davon ausging, dass du nicht so dumm seist wieder her zu kommen, entschied ich mich für letzteres."

"Aber die Männer, sie haben doch gesehen, dass du mir halfst", bringt Emma hervor, ohne den Blick zu heben.
"Sie konnten niemanden mehr erzählen was ihre Augen sahen."
Emma keucht auf und hebt nun doch den Blick, "Was hast du getan?", haucht sie fassungslos.
Alex schüttelt den Kopf.
"Nicht ich, Emma, sondern du", antwortet er zufrieden.

Erkenntnis schleicht in ihren Geist.
"Nein", sagt ihre innere Stimme, "Nein, das kann nicht sein."
Tränen sammeln sich in ihren Augen, als sie versteht was er andeuten möchte.

"Das hast du nicht getan, Alex, bitte, sag mir, dass du das nicht getan hast", fleht sie und blickt ihn aus verschwommener Sicht an.
"Wie bereits erwähnt, habe ich meinen Ruf und meinen Stand verteidigt", sagt er und steht auf.
"Welchen Stand denn?", ruft sie und rüttelt an den Stäben, "Du bist doch nur ein Müllersjunge!"
Alex lacht kurz auf, bevor er sich kopfschüttelnd zu ihr hinunterbeugt.
"Du weißt so wenig, Emma, so wenig", flüstert er und damit erhebt er sich wieder.
"Alex", wimmert Emma, "Ich ging wegen dir und kam wegen dir zurück. Wie konntest du nur?"
"Aber du wirst es erfahren, versprochen", spricht Alex einfach weiter, ohne ihren Worten Aufmerksamkeit zu schenken.

Er sieht nochmal auf sie herab und flüstert: "Es tut mir leid, Emma."
Mit diesen Worten lässt er sie zurück.
Stumm rinnen Emmas Tränen
ihre Wange hinab, kein Ton entkommt ihrem Mund, doch in ihr tobt ein gewaltiger Sturm, der droht alles mit sich zu reißen.

- Fortsetzung folgt -

When the snow falls Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt