Auf Augenhöhe

11.3K 771 124
                                    

Kapitel 25:

Elija

Elija sah dabei zu, wie das Taxi in die Richtung von Melodys Apartment verschwand und brauchte einige Minuten, um zu realisieren, dass sie das wirklich tat. Sie war gegangen, sie zog tatsächlich die Einsamkeit ihrer Wohnung seiner Gegenwart vor. In den ganzen zwei Jahren, in denen sie im Noir war, war es noch nie vorgekommen, dass sie sich freiwillig vor ihm zurückgezogen hatte und das sie es jemals tun würde, hätte Elija nie gedacht.

Er war derjenige, der sie auf Abstand hielt, der wollte, dass sie ging und ihn alleine ließ. Dass ihm dieser Wunsch jetzt aber erfüllt wurde, erfreute ihn ganz und gar nicht.

Elija versuchte sich einzureden, dass der einzige Grund für seine widersprüchlichen Gefühle daher rührte, dass er sich Sorgen machte, sie könnte noch einmal einfach entführt werden, aber so war es nicht. Ihr Rückzug an sich machte ihn wütend.

Die Unverschämtheit sich einfach gegen seinen Befehl zu widersetzen hatte ihn schon immer auf die Palme gebracht, aber ihn einfach hier stehenzulassen, wie einen Idioten, war einfach zu viel.

„Willst du da noch weiter einfach herumstehen?", fragte eine Stimme hinter ihm und als er sich umdrehte, sah er Cole, der ihn mit hoch gezogener Augenbraue betrachtete.

Er war nicht unbedingt der erste Mann, den Elija nach so einem Abend hatte sehen wollen, aber wenn er schon nicht auf Melody aufpassen konnte, wäre Cole wohl eine gute Hilfe.

„Sorge dafür, dass sie sicher ist", murmelte Elija Cole zu und ließ dabei ein Befehlston in seiner Stimme mitschwingen, der normalerweise keinen Widerspruch duldete. Doch wie immer war Cole davon wenig beeindruckt.

„Ist nicht meine Gehaltsklasse", gab dieser lediglich zurück und als Elija ihn daraufhin mit seinem Blick aufspießte, zuckte Cole nicht einmal mit der Wimper. Er war niemand, den irgendjemand angst einjagen konnte. Cole war derjenige, vor dem man sich fürchtete. Oder zumindest Respekt hatte. Er war Polizist und niemand den man gegen sich haben wollte. Er mochte zwar mit seinem hübschen Gesicht und der blonden Mähne wie ein Engel wirken, allerdings besaß dieser Mann eine Überzeugungskraft. Elija hatte dieses besondere Talent ein Mal in Aktion erlebt, es war fast unheimlich, als würde der Kerl die Leute verhexen. Manchmal fragte sich Elija, wozu dieser Mann eigentlich alles in der Lage war.

Zu Beginn dachte er, das hätte irgendetwas mit Coles unfassbaren Vermögen zu tun, mit dem dieser allerdings weder prahlte noch es für besonders erwähnenswert hielt. Selbst Luna, seine Geliebte, hatte erst von seinem Geld erfahren, als sie schon eine gefühlte Ewigkeit mit ihm zusammen gewesen war.

Doch das war es einfach nicht. Nein, es war Coles gesamte Art, die ihm diese subtile Art von Macht verlieh. Er war von Leuten groß gezogen worden, die vielleicht sogar noch eine Spur gefährlicher waren als Elijas Familie. Leute, die Cole eigenhändig aus den Verkehr gezogen hatte, als Rache, weil sie ihn, sein Vermögen und sein Topmodellgesicht für ihre Zwecke hatten missbrauchen wollen. Cole war kaltblütig und absolut unberechenbar. Zu Elijas Glück aber schien er weder das Bestreben zu haben ihm ärger zu bereiten noch sonstige Interessen zu verfolgen, außer Luna zum nächsten Orgasmus zu verhelfen. Nein, für Elija und das Noir war Cole keine Bedrohung, ob das auch auf den Rest der Welt zutraf, würde sich noch zeigen müssen.

„Du schuldest mir etwas, Cole!", zog Elija seinen einzigen Trumpf aus dem Ärmel und Cole zuckte nur mit den Schultern.

„Das tue ich, aber den Stalker zu spielen ist dennoch nicht drin. Wir kennen uns lange genug, um zu wissen, dass wir uns nicht gegenseitig auf den Sack gehen sollten", erwiderte er und Elija murrte. Er dachte darüber nach Cole weiter in die Pflicht zu nehmen, aber da kam eine hübsche, junge Frau aus dem Club und steuerte direkt den reichen und gefährlichen Mistkerl an, der sich weigerte Elija einen Gefallen zu tun.

Hurt me deep, Darling - Seven SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt