Kapitel 7
Elija
Der bittere Geschmack dieses ekelhaften Scotches brannte in seiner Kehle und wollte alles tun, nur nicht ihn in diesen lähmenden Rausch versetzen, den er gerade so dringend brauchte. Ihr Todestag rückte immer näher. Umso mehr sich die Distanz zu dem Vorfall mit seiner Schwester schloss, umso lebhafter wurden die Erinnerungen. Sie nahmen sein gesamtes denken ein, all seine Fähigkeit zu fühlen, durchströmte ihn mit Selbsthass und dem Gefühl vollkommen versagt zu haben. Nicht nur dabei ein Mädchen zu beschützen, das mehr Familie für ihn gewesen war als irgendwer sonst. Sondern auch ihre Mörder, ihre Peiniger, zu bestrafen. Er hatte keinerlei Vertrauen in die menschliche Justiz und fühlte sich auch nicht besser, weil die wahrscheinlichen Täter längst im Gefängnis saßen und nie wieder herauskommen würden. Denn es fühlte sich nicht nach Gerechtigkeit an. Diese Männer waren zwar wegen Mordes in dutzenden Fällen verurteilt worden, doch er wollte, dass seine Schwester wieder lebendig wurde, dass seine Familie vor all diesen Jahren nicht zerbrochen wäre. Aber nichts davon würde je passieren, weil er eben nicht der Fürst der Finsternis war, wie es manche immer wieder hinter vorgehalten der Hand sagten. Er war ein schwacher, machtloser Mensch, der sich wünschte, der Teufel zu sein, um Rache an denjenigen zu nehmen, die seine Familie zerstört hatten. Es wäre so vieles anders verlaufen, wenn sie - er würde ihren Namen niemals auch nur erwähnen - noch leben würde.
Ein "vielleicht sind sie im Knast"verschaffte Elija keine Genugtuung. Er wollte mehr. Er wollte Rache, er wollte, dass es aufhörte weh zu tun.
Sein Vater wäre weiterhin ein Kleinkrimineller, würde aber wahrscheinlich nicht in blinder Trauer versuchen ein großer Fisch zu werden und dabei von den wahren Wölfen in der Stadt zerfleischt werden. Seine Mutter würde nicht trinken und Elija wahrscheinlich weniger hassen und er selbst wäre nicht hier. Hier unten in seiner privaten Hölle, dem neunten Höllenkreis. Es war die kleinste Etage, wenn man die Quadratmeterzahlen betrachtete und es gab hier mehr Sicherheitskameras als notwendig gewesen wären.
Aber wenn eine Frau es wagte ihm hier herzu folgen, musste er ihr zumindest das Wissen zugestehen, dass sie sicher war. Dabei könnte nichts ferner der Wahrheit sein. Er war ein Sadist, er wollte ihnen wehtun, er wollte sie auf der zarten Grenze zwischen Lust und Schmerz wandeln lassen und sie dann in den Abgrund werfen.
Ein Psychologe würde ihm wahrscheinlich sagen, dass er damit den Tod seiner Schwester verarbeitete und das Leid, welches er über die bloße Trauer hinaus empfunden hatte. Der Bruch seiner Familie, den Schmerz um sich aus der Gosse hin auszukämpfen und das ungestillte Verlangen nach Gerechtigkeit in einer unfairen Welt, wo er nicht mal zu hundertprozentiger Sicherheit wusste, ob die Mörder noch frei herumliefen oder nicht.
Er hatte ein halbes dutzend Anwälte auf den Fall seiner Schwester angesetzt. Aber selbst die Hauptverdächtigen, die bereits im Knast saßen, konnten immer noch nicht für den Tod seiner Schwester vor Gericht gestellt werden, obwohl einige gestanden hatten. Aber diesen Leuten konnte man nicht vertrauen, nicht mal, wenn sie zugaben etwas getan zu haben.
Bis sich das änderte, würde er sich in seinem eigenen und dem Schmerz anderer suhlen und nichts würde es schaffen ihn aus dieser Dunkelheit zu befreien.
Na ja zumindest bis eine feurige Rothaarige, die ihn mit ihren kupferfarbigen Haaren unangenehm an seine Schwester erinnerte, einfach in seinen Club marschiert war und sich eingenistet hatte, als würde ihr der Laden gehören. Er sollte wütend auf sie sein und auf seine ehemalige Club-Managerin, die einen Narren an diesem Mädchen gefressen hatte.
Elija hatte diesen Club von ihrem ersten Ehemann gekauft, ein dummer, fettleibiger Zuhälter, der die unteren Etagen des Gebäudes als Drogenlabor missbraucht hatte und zu der erfolgreichsten Adresse der Stadt gemacht. Die Position //Lage war ideal gewesen, egal was die Experten ihm gesagt hatten. Das Noir war genau auf der Grenze zwischen den armen Vierteln der Lower Side und den kriminellen, aber wohlhabenden Vierteln der Innenstadt. Nah genug am ruhigen kriminellen Herzen der Stadt um den gut betuchten einen Reiz zu liefern, aber nicht nahe genug um mit ihren Geschäften in Berührung zu kommen und auch nicht tief genug im armen Sumpf um zwischen den Bandenkriegen aufgerieben zu werden, in denen er aufgewachsen war.
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Hurt me deep, Darling - Seven Sins
RomanceSeit zwei Jahren arbeitet Melody bereits als Mädchen für alles, in Eijas Erotik-Club Noir und hätte niemals damit gerechnet rausgeschmissen zu werden. Doch er hat es getan. Ihr Boss hatte sie entlassen, aber das ist kein Grund aufzugeben, weder den...