unerwarteter Besuch

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Kapitel 4

Melody

Die Welt konnte ungerecht sein, wenn sie wollte. Aber bei Luna schien es dann doch einmal fair gelaufen zu sein. Als Waisenkind hatte Luna sich stets allein durchs Leben geschlagen und konnte nicht einmal auf eine erfüllte Kindheit zurückblicken, so wie Melody, aber das Schicksal hatte das definitiv ausgeglichen.

Sie war wunderschön, mit ihrer von der Sonne geküssten Haut und dem dunkelbraunen langen Haar und einem klassisch schönen Gesicht. Luna war kleiner als Melody, hatte dafür aber diese Sanduhrenfigur, für die jede andere Frau sterben würde. Große Brüste, lange Beine und runde Hüften. Kein Wunder, das sie sich gleich zwei Männer hatte angeln können. Zed und Cole. Beide waren Premium-Mitglieder im Noir gewesen und hatten sich jahrelang sexuelle Eskapaden geleistet, bis sie an dieses wunderschöne, unschuldige Wesen geraden waren und jetzt sogar eine Beziehung mit ihr führten. Zu dritt.

Melody hätte nie gedacht, dass so etwas tatsächlich funktionieren könnte, aber es schien zwischen den Männern keine Eifersucht zu geben und Luna hatte genug Liebe für sie beide in ihrem Herzen.

Mit einem sympathischen Lächeln und einer natürlichen Selbstverständlichkeit stand Luna nun vor Melodys Tür. Um ihren Hals ein Band aus schwarzem Samt, an dem die Zahl sechs als Anhänger baumelte und damit deutlich machte, wem sie gehörte. Früher hatten sowohl Zed als auch Cole ihre eigene Nummer gehabt. Aber weil das Noir einmal die Höllenkreise darstellte und die Premium-Mitglieder jeweils eine Todsünde, war die Position zu kostbar gewesen, um sie gleich zwei vergebenen Männern zu überlassen. Auch wenn Melody manchmal nicht verstand, warum diese Männer überhaupt noch ins Noir kamen, jetzt wo sie die Frau, die sie liebten, auch zu Hause teilen konnten.

Melody hatte nie irgendjemanden verurteilt weil man in einen so atmosphärischen Club, wie dem Noir, kam um sich seine sexuellen Fantasien und Vorstellungen hinzugeben. Und sie verstand auch, wenn Paare diesen Ort aufsuchten, um ihrer Beziehung wieder eine gewisse Würze zu verleihen. Aber bei den Dreien war es etwas anderes. Sie haben sich im Club kennengelernt obwohl Luna kaum gewusst hatte, worauf sie sich einließ, und sie schienen es nie nötig gehabt zu haben irgendetwas zu würzen. Luna wirkte wie die glücklichste Frau der Welt, auch jetzt noch.

"Hey.", sagte sie glücklich und tippte kurz etwas in ihr Telefon, bevor sie es wegsteckte.

"Entschuldige. Ich hab Cole gesagt, er solle im Auto warten, aber er weigert sich zu fahren, solange ich nicht sicher in deiner Wohnung angekommen bin", sagte sie und Melody machte daraufhin einen Schritt zurück und ließ sie in ihre Wohnung eintreten.

"Dein Polizist ist einmal mehr überfürsorglich", sagte Melody und konnte dabei nicht verhindern, dass ihre Stimme einen etwas ironischen Unterton bekam. Cole war ihr schon seit Jahren eher unheimlich vorgekommen. Er mag zwar rein äußerlich wie ein Engel aussehen, aber er war weit davon entfernt zu den Guten zu gehören. Zed gefiel ihr da schon besser. Er war eben der "Bad Guy" und zeigte das offen. Er war ein launischer und streitlustiger Arsch, der gerne mal über die Stränge schlug. Trotz seines ziemlich groben Benehmens mochte Melody Zed mehr als Cole. Vielleicht aber erinnerte sie Cole auch einfach zu sehr an Elija. Zumindest äußerlich. Obwohl Elijas Haare eine ganze ecke heller waren und seine Augen nie so freundlich wirkten wie die von Cole, dessen düsteren Geheimnisse man auf der Zunge regelrecht schmecken konnte, wenn man ihn küsste.

Und ja, sie hatte Cole einmal geküsst. Damals vor zwei Jahren, wo sie neu im Laden gewesen war und wie viele andere Frauen seinem Charme, seiner Schönheit und seiner subtilen Aufdringlichkeit erlegen war, hatte sie sich zu einem Kuss hinreißen lassen. Mehr war nie passiert, aber es hatte ihr ausgereicht, um sich für immer von Cole fernzuhalten und auch von allen anderen Männern. Denn während Elija ihr Herz schon beim ersten Anblick zum Flattern gebracht hatte, konnte nicht einmal ein so unfassbar attraktiver Mann wie Cole etwas in ihr bewirken. Zudem hatte sie gewusst, dass etwas gefährliches Cole umgab. Mehr als sie je würde verarbeiten können. Schon lustig, dass sie noch bis vor ein paar Wochen geglaubt hatte mit Elijas Dämonen leben zu können. Sie hielt nicht mal Cole aus.

Hurt me deep, Darling - Seven SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt