In die Ecke gedrängt?

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Kapitel 8

Elija

Er bestellte einen Wodka, in dem er den Kameras zubrüllte, dass er einen haben wollte und war deswegen nicht verwundert als wenig später eine entfernte Tür aufgeschoben wurde und eine Frau die Etage betrat. Er sah nicht einmal hin, wusste aber, dass es eine Frau war, weil ihre hohen Schuhe trotz des dicken Teppichs auf den Boden klackten. Sie versuchte auch nicht in sein Blickfeld zu geraten, näherte sich ihm seitwärts und umrundete dann die Polster, wo er wieder in diesem Sessel saß. unverrichteter Dinge, denn seine Entschlossenheit Melodys Kündigung zu unterschreiben war wiedereinmal in sich zusammengebrochen. Worauf wartete er eigentlich?

Es prickelte in seinen Nacken als sie in seinem Rücken erschien, sie starrte ihn an, dann stellten sie ein Glas neben ihn auf den teuren Glastisch und blieb hinter ihm stehen. Das unangenehme Gefühl des beobachtet werden überkam ihn, aber er ließ sich nichts anmerken, griff nach dem Glas nahm ein Schluck und ....

verschluckte sich fast. Das war kein Wodka, dass war ..

"Wasser mit einem Schuss Salz und Pfeffer. Meine Kur für Wodka bestellende Idioten. Natürlich aufs Haus", erklang eine so feine und lieblich ironische Stimme, dass er sich versteifte. Eine Stimme, die ihn in seinen Träumen verfolgte.

„Kann ich noch etwas für Sie tun?", fragte diese Stimme und diese Frage wollte ihn einfach nicht loslassen. Das waren Melodys erste Worte an ihn gewesen, nachdem Bianca sie eingestellt hatte. Am liebsten hätte er ihr gesagt, sie sollte ihren hübschen Arsch auf dem Tisch platzieren und ihre Beine breitmachen, damit er sie lecken konnte bis sie schrie und dann so lange bis sie nicht mehr schreien konnte. Er hatte es nicht gesagt und sie war gegangen, als er in ein eisernes Schweigen verfallen war, weil er befürchtete diese Worte könnten ihm doch noch entfliehen.

Auch jetzt blieb Elijas Willen eisern. Sie war wieder da, das war zu befürchten gewesen. Die Zeitspanne, wo er sie hätte tatsächlich kündigen können war verstrichen und er spürte gleichzeitig Erleichterung und Reue. Er ließ nicht zu, dass sie das Gefühl bekam, einen Punkt gegen ihn ergattert zu haben. Also blieb er sitzen, ohne sich zu ihr umzudrehen, setzte das Glas ein weiteres Mal an und spülte das ekelhafte Wasser herunter. Er spürte regelrecht, wie sie missbilligend ihre schönen Lippen aufeinanderpresste. Aber er war keiner ihrer ungehobelten Gäste, um ihn aus der Reserve zu locken würde sie härtere Geschütze auffahren müssen. Welche, die sie nicht besaß. Weil er nicht zulassen würde, dass sie sie bekam.

"Besser als der Scotch von vorhin. Jetzt hätte ich gerne etwas Rum", sagte er und versuchte ihre Anwesenheit weiterhin zu ignorieren. Sie mochte wieder da sein, aber es würde sich absolut gar nichts ändern.

"Ich denke, wir haben noch etwas von dem Spülwasser von gestern", sagte sie, um ihn weiter zu reizen und er war froh, dass er mit dem Rücken zu ihr saß. So konnte sie diesen Wangenmuskel nicht sehen, der es wagte, ohne seine Zustimmung, amüsiert zu zucken.

"Jahrgang 2003 wäre mir lieber"

"Ich glaube nicht, dass die Tankstellen das verkauft. Aber ich bin sicher der Fusel dort wird genügen" erwiderte sie wieder scharf. Daher wehte also der Wind. Für ihn gab es ab jetzt nur noch schlechten Alkohol, ja? War der Scotch von vorhin auch ihr Werk gewesen? Es war zwar ein Mann gewesen, der ihm den gebracht hatte, aber das bedeutet nicht das sie, als neue Managerin, diesen nicht angewiesen hatte ihn zu bringen. Dieses Luder.

"Ganz nach deinem Belieben", sagte er mit einem Gefühl der absoluten Überlegenheit und stellte das leere Glas wieder auf den Tisch. Nein Moment, nicht auf den Tisch, sondern auf ein Papier, ein offizielles Schreiben. Melodys Kündigung? Er zögerte dabei das Glas abzustellen und alleine dieses zögern genügte, um dafür zu sorgen, dass ein leises, weibliches Lachen an seine Ohren drang. Sie beugte sich von hinten über ihn. So nahe, dass ihr Duft seinen Verstand erfüllte und die Wärme ihres Atems seine Nacken berührte. Diese Frau musste eine Hexe sein, denn nicht anders war zu erklären, warum sein Schwanz sich gerade aufrichtete und so hart wurde, wie sonst nur bei der härtesten Session.

"Du hast sie nicht unterschrieben, tu es jetzt und ich bin weg oder lass es bleiben und wir reden nie wieder über eine Kündigung", hauchte sie und schien ihn damit in eine Zwangslage zu bringen. Er wollte nicht unterschreiben, aber er wollte auch nicht das ihm dieser letzte Ausweg verschlossen wurde, aber genau das forderte sie jetzt und wäre er nur halb so schwanzgesteuert wie er jetzt gerade war, würde er diesen Wisch wenn nötig mit seinem Blut unterschreiben. Aber das würde er nicht, stattdessen wählte er Auswahl Nummer drei.

Mit einer eleganten Bewegung erhob er sich, stellte das Glas auf das Papier und schloss den Knopf seines Jacketts, bevor er sich zu ihr herumdrehte. Ihre grünen Augen sprühten voller Entschlossenheit und ihre sonst kupferfarbenen Haare wirkten im indirekt beleuchteten Raum fast blond. Das war gut, denn so kam der Flashback nicht, der ihm immer einen Stich ins Herz versetzte. Das in Blut getränkte Haar seiner Schwester, nachdem man sie auf den Stufen ihrer Wohnung abgelegt hatte.

Ansonsten hatte Melody nichts mit seiner Schwester gemein. Sie war ein Mädchen gewesen, Melody war eine Frau. Eine große, schlanke Frau mit langen Beinen und einem lieblichen Gesicht und einen Funken sprühenden Charakter. Er ließ sein Blick absichtlich abschätzig über ihren Körper gleiten, was sie mit dem Zucken einer Augenbraue quittierte, die ihn herausfordern sollte, etwas zu sagen. Tat er nicht und obwohl er es sich nicht anmerken ließ, wurde ihm bei dieser Prozedur wieder bewusst, wie sexy Melody war.

Selbst mit den High Heels an ihren Füßen reichte sie nicht an seine Körpergröße von einem Meter sechsundneunzig heran, brachte sie aber auf eine Höhe, wo sie den Kopf nicht in Nacken legen musste, um ihn so trotzig entgegenzublicken. Das Kleid war nicht weniger provokant und glich nichts von dem, was sie je im Club getragen hatte. Sie bevorzugte Jeans und Shirts und variierte dabei nur in der Länge der Hosen und den der Shirts, wenn die Jahreszeiten an ihnen vorbeifegten. Ein Kleid trug sie selten und hohe Schuhe schon gar nicht und obwohl er das wusste, kam ihm das hier bekannt vor. Es war das Outfit, in dem sie vor zwei Jahre vorgetanzt hatte.

"Du trägst kein Halsband", begann er und Melodys niedliche kleine Nase kräuselte sich leicht.

"Ich gehöre auch niemanden", sagte sie misstrauisch und machte vorsorglichen einen Schritt zurück. Sie wusste, worauf er hinauswollte, oder ahnte es zumindest. Womit er hier derjenige war, der Fäden in der Hand hatte. Wenn Melody auch nur für eine Sekunde glaubte, sie könnte ihn in die Ecke drängen hatte sie sich getäuscht. Das hier war sein Reich, seine Regeln und sie würde ihn so weit reizen, wie er es zuließ.

"Richtig. Du bist Freiwild, also an deiner Stelle würde ich jetzt verschwinden, Darling", sagte er und machte einen Schritt in ihre Richtung was sie zusammenzucken ließ. Eine grüne, giftig anmutende, heiße Glut erwachte in ihren Augen und er wusste genau, dass das, was hier jetzt mit ihr passieren konnte sowohl ihr geheimster Wunsch und ihr schlimmster Albtraum war. Sie war in ihn verliebt, aber in seine Welt gab es keine Liebe und für einen schnellen Fick war sie sich zu schade, zu stolz, zu sehr darauf bedacht die Kontrolle zu behalten.

"Du wirst mich nicht anfassen!", sagte sie aber der Klos in ihrem Hals war hörbar. Erregung? Angst? Es könnte beides sein, aber ihr Blick wurde definitiv panisch. Es war grausam mit ihren Gefühlen für ihn zu spielen, aber er musste sie verletzen damit sie auch weiterhin den Abstand einhielt, der notwendig war um zu verhindern, dass sie sich in der Anziehungskraft des anderen verfingen. Bereits jetzt führten sie einen Sternentanz auf und rotierten um einen gemeinsamen Schwerpunkt, unfähig den jeweils anderen zu entkommen. Das sollte nicht so sein, aber es war passiert. Denn noch immer schaffte er es nicht diese Kündigung zu unterschreiben und sie nicht diesen Club den Rücken zuzukehren, wo auf sie nur Ablehnung und Schmerz wartete.

"Ich dachte es sei das, was du willst? Glaubst du ich bemerke die Blicke nicht, die du mir zuwirfst? Ich habe sie schon dutzende Male gesehen, meistens kurz bevor ich mein neues Spielzeug in den Müll geworfen habe. Du bist nicht wirklich mein Typ, aber ich bin nicht wählerisch bei meiner Session", sagte er so abwertend wie möglich und er sah dabei zu wie Melody rot wurde. Nicht weil sie sich schämte, sondern weil sie sauer war. Stocksauer. Aber es genügte, um sie zu vertreiben. Nachdem sie seine Worte verdaut hatte straffte sie ihre Schultern und drehte sich um, um diesen letzten Höllenkreis zu verlassen. Seinen Höllenkreis. Sie hatte hier einfach nichts verloren. Sie mag sicherlich kein Engel sein, aber dennoch war das hier kein Platz für sie. Melody gehörte ans Licht, zumindest ab und an. Aber er lebte in Dunkelheit und Schmerz und auch ihr Temperament würde daran nichts ändern.  

Beta: Geany

Hurt me deep, Darling - Seven SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt