Kapitel 35
Elija
Die Räumung des Noir war so aufwendig gewesen, dass Elija in der folgenden eineinhalb Stunden es nicht mal geschafft hatte, darüber nachzudenken, wie es nun um ihm und Melody stand. Und auch sie selbst hatte alle Hände voll zu tun. Für viele war das Noir wie ein zweites Zuhause und sie wollten nicht nur einfach gehen, sie wollten wissen, warum das Noir so kurzfristig geschlossen wurde und während viele Melodys kurze Antwort, dass ein Mitbewerber sie in eine ungünstige Lage gebracht hatte, widerstandslos glaubte, hatte Elija sich die schwierigen Fälle vorgenommen. Einen schwierigen Fall wie Georg West, einen Spitzen-Anwalt aus New York dessen latenter Hass gegen Frauen, ihn schon immer grenzwertig gemacht hatten und als er sich nach der ersten Ermahnung immer noch nicht daran gemacht hatte zu verschwinden, hatte Elija nicht übel Lust ihn gleich ganz herauszuschmeißen.
„Die Durchsage, West. Der Club schließt", begann Elija als er in der Etage ankam, zu der einige Sicherheitsmänner ihn gerufen hatten, weil sie West nicht dazu bewegen konnten diesen beschissenen Sessel zu verlassen.
„Der Club hat noch nie geschlossen und wenn er es jetzt doch tut, würde ich mal ein ernstes Wörtchen mit deiner ...Managerin sprechen." Er sagte Managerin, aber Elija hörte genau, dass er etwas anderes sagen wollte. West war homosexuell, aber das hielt ihn nicht davon, jedes weibliche Wesen mit den schlimmsten Ausdrücken zu belegen, die er kannte. Normalerweise. Dass er Melody gegenüber Elija lieber nicht beleidigen sollte, hatte er einmal auf die harte Tour gelernt. Jeder Mann hier hatte es auf die harte Tour gelernt, dieses ungeschriebe Gesetz, dass niemand Melody belästigen noch ihr gegenüber respektlos sein sollte. Normalerweise konnte sie sich hervorragend selbst durchsetzen, aber es gab eben auch Fälle wie West, die das erste verstanden, wenn sie eine Faust im Gesicht hatten.
Elijas Personal bestand zu mehr als achtzig Prozent aus Frauen, wenn er Männer wie West hier drinnen allgemein freie Hand lassen würde, hätte er ernsthafte Probleme. Vielleicht sollte er wirklich die Gelegenheit nutzen diesen Haufen Dreck endgültig hinauszubefördern.
„Ich sag es nicht nochmal. Verschwinde und komm am besten nicht wieder", sagte Elija ohne irgendeine Emotion in der Stimme und es wurde schlagartig so leise, dass man ohne Probleme eine Stecknadel fallen hätte hören können.
„Soll das ein Witz sein? Ich bin einer deiner ersten Kunden gewesen, du hast mir schon mein Premiumstatus aberkannt und nun lässt du diese Fotze den Club auch noch schließen? Hast du deinen Schwanz etwa so tief in ihrer Muschi vergraben, das dein Gehirn einen Schlag bekommen hat?", fragte West mehr als ungehalten und Elija atmete einmal tief durch, versuchte sich zurückzuhalten und sich daran zu erinnern, dass die Polizei wahrscheinlich längst da war und es nicht clever war, West jetzt das Hirn aus dem Schädel zu schlagen. Das gelang ihn erst ganz gut, dann aber hörte er die Fahrstuhltür aufgehen und Melodys etwas genervte Stimme hinter sich.
„Die anderen Etagen sind leer, die Polizei wartet, dass sie anfangen kann..." sie verstummte als sie West sah und verdrehte die Augen.
„Mister West, der Club hat vor einer halben Stunde geschlossen. Es gab eine Durchsage. Bitte benutzen Sie den Hinterausgang um unbehelligt..."
„Ach spiel dich nicht so auf! Als hättest du hier etwas zu sagen, lass das mal die Männer hier klären", unterbrach West sie und das war der Moment, in dem sich Elija nicht mehr zusammenreißen konnte. Er packte Georg West am Kragen und zog ihm von seinem Clubsessel zu sich hinauf und brachte sein Gesicht ganz dicht vor sein eigenes, damit er wirklich verstand was Elija ihm jetzt sagte.
„Ich dulde keine Respektlosigkeiten, West. Das weißt du, du hast es einmal ganz genau zu spüren bekommen, also verschwinde und sei froh, wenn ich dich überhaupt wieder reinlasse!", knurrte er und es war Melody Hand, die er plötzlich auf den Arm spürte, mit dem er West gepackt hatte.
„Elija, die Polizei!", hauchte sie ihm zu und sie hatte recht. Das wusste er ja auch. Er konnte West jetzt nicht zusammen legen.
„Polizei? Was zum Fick ist los? Warum ist die Polizei hier, ist etwas mit Makurio?" fragte West und Elija war viel zu sehr von Melodys Berührung abgelenkt, als das er sofort verstand, dass Georg West über seinen Großvater Bescheid wusste. Was zum Teufel? Doch während er noch seine Gedanken sammeln musste, war ihm Melody bereits einen Schritt voraus.
„Sie kennen ihn?", fragte sie zielsicher und West hatte die nerven sie überheblich anzulächeln.
„Püppchen, ich bin der beste Anwalt dieser Stadt und wenn sich den jemand leisten kann dann Mr. Makurio Markovic. Abgesehen davon, hat der mich am nötigsten!" lächelte West und sah dann von Melody zu Elija.
„Was glaubst du woher ich den Tipp mit dem Noir habe?" Dieser Mistkerl! Er war Markurios Anwalt und wahrscheinlich hier um...er war der verdammte Spion!
„Du hast ihm von Melody erzählt!", fauchte Elija ihn an und West zuckte mit den Achseln
„Er wollte wissen, ob du sattelfest bist und aus irgendeinen Grund scheint er eine Frau an deine Seite als stabilisierenden Faktor zu betrachten. Da ist er altmodisch."
„Von den Drogen weißt du natürlich auch!", stellte Melody klar. Das war keine Frage gewesen und West verdrehte die Augen.
„Nehmt es nicht persönlich, ich hatte Anweisung meine Klappe zu halten. Du und dein Cousin, ihr solltet das unter euch klären. Ihr seid seine letzten beiden Enkel und irgendwem muss er die Geschäfte ja übergeben." So weit waren Elija und Melody in ihren Schlussfolgerungen auch schon gekommen, dennoch war es eine andere Sache es zu hören, als es nur zu Vermuten.
„Ich will seine verdammten Geschäfte nicht!" schrie Elija West an aber der zuckte wieder nur mit den Schultern.
„Entweder du oder dein Bruder, den Mischa wird sich nicht auf Dauer halten können. Lachan mag ausgestoßen worden sein, aber er hat noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nur darauf wartet das Makurio stirbt, um die Leitung zu übernehmen und glaub mir: Du willst diesen irren nicht in dieser Stadt!" sagte West und Elija hatte keine Ahnung was er dazu sagen sollte.
Lachan? Bruder? Er hatte keinen Bruder! Er hatte eine Schwester gehabt aber sonst gar nichts. Er wusste nichts von einem Bruder! Er war der Erstgeborene gewesen!
„Ich habe keinen Bruder!", fuhr Elija West an und der grinste.
„Oh doch. Deine Mutter ließ ihn nur bei deinem Großvater bevor sie mit ihrem Loser-Liebhaber durchbrannte. Jahrelang war er der Anwärter gewesen, dann ist er durchgedreht und Makurio hat ihm verboten die Stadt jemals wieder zu betreten, das war der Punkt, an dem alles den Bach runterging. Auch der Mord an deinen anderen Cousins und deines Onkels geht wohl auf seine Kappe. Nur dich hat er nie angerührt, wahrscheinlich hat sogar ein Irrer wie er, so etwas wie Familieninstinkt."
Elija ließ West los und dieser plumpste wieder in seinen Sessel Er stand einfach nur da und hatte keine Ahnung was er denken sollte, ob er West diesen Scheiß überhaupt abkaufte. Er hatte einen Bruder? Einen älteren Bruder? Das musste er erst einmal verarbeiten, allerdings nicht bevor er West nicht aus seinem Club geworfen hatte! Für immer!
Beta: noch nicht
DU LIEST GERADE
Hurt me deep, Darling - Seven Sins
RomanceSeit zwei Jahren arbeitet Melody bereits als Mädchen für alles, in Eijas Erotik-Club Noir und hätte niemals damit gerechnet rausgeschmissen zu werden. Doch er hat es getan. Ihr Boss hatte sie entlassen, aber das ist kein Grund aufzugeben, weder den...