Kapitel 41
Melody
„VERLOBT? Wie verlobt? Du meinst wie 'verlobt' in: Ihr werdet heiraten? Das verlobt?", fragte Veronica sicherheitshalber noch einmal nach, während sie auf der Couch in Elijas Wohnung saß. Luna, direkt neben ihr, fiel glatt die Kinnlade herunter und Melody bereute jetzt schon, das alles nicht doch am Telefon berichtet zu haben. Aber nein, sie hatte gedacht, das zumindest die Personen, die sie als Freunde bezeichnete, es verdienten, persönlich zu erfahren, dass sie sich doch tatsächlich mit Elija verlobt hatte. Irgendwie. Außerdem hätten ihr die beiden Frauen sonst ewig mit wütenden Kommentaren in den Ohren gelegen.
„Ja.", bestätigte Melody und versuchte nicht allzu genervt drein zu blicken. Sie hatte das alles selbst noch gar nicht richtig verarbeitet. In der Nacht hatte sie wach gelegen und erst die Anstrengungen des letzten Tages, hatten sie in den Schlaf zwingen können. An Sex war nicht zu denken gewesen, besonders da auch Elija sofort eingeschlafen war, als sie sich hingelegt hatten.
Zusammen.
In seinem Bett. Wie ein normales Paar. Auch so etwas Merkwürdiges.
Sie hatte noch nie einfach neben einen Mann gelegen, schon gar nicht ohne davor Sex gehabt zu haben, aber sie schienen beide von der ganzen Sache irgendwie überrumpelt worden zu sein. Erst Beziehung, jetzt verlobt. Es war alles irgendwie beängstigend schnell gegangen.
„Aber...wann und wie und...Moment. Verlobt mit Elija, ja? Der gleiche Elija, der dich noch vor ein paar Wochen lieber gefeuert hat, als sich auch nur gedanklich mit dir auseinander zusetzen, ja?" fragte V noch einmal nach. Wieder nickte Melody. Als wüsste sie nicht selbst, wie absolut unglaubwürdig sich das anhörte.
„Ja." Aber auch das genügte ihrer vorlauten Freundin ganz und gar nicht. Veronica war seit Melody sie kannte, immer sehr direkt gewesen, geradezu anstrengend. Aber diesmal konnte ihr Melody deswegen keinen Vorwurf machen. Sie fühlte sich ja selbst wie erschlagen.
„Und er hat den Antrag gemacht, ja?", kam die nächste Frage.
„Ja, doch. Gott, V! Du musst nicht alles wiederholen, was ich gesagt habe!" blaffte Melody, sie an. Nun doch etwas zu sehr genervt von der exzentrischen Blondine, die sie einer Frabbeflekten Latzhose besuchen gekommen war. Wahrscheinlich hatte sie einmal mehr die ganze Nacht vor ihrer Leinwand gestanden, wenn man ihre Augenringe richtig interpretierte. Luna hingegen schien ausgeschlafen zu sein.
Ihre Haut sah frisch und rosig aus, während sie einfach im Schneidersitz neben V sah und Melody anblickte. Obwohl sie sogar zwei Kerle zu unterhalten hatte. Unfassbar.
„Wie ist das denn passiert?", fragte Luna in einer ruhigen aber sehr eindringlichen Stimme.
„Tolle Freundinnen seid ihr, anstatt mich zu beglückwünschen, stellt ihr alles infrage, was ich sage." gab Melody etwas genervt von sich und lehnte sich nach vorne um ihr Glas Wasser vom Tisch zu nehmen, der zwischen ihnen stand.
Natürlich hatte sie mit diesen und ähnlichen Reaktionen gerechnet, weniger mit schlichen Beglückwünschungen aber es wäre schön gewesen, eine zu hören. Dann wäre es ihr vielleicht etwas realer vorgekommen. Das alles fühlte sich nämlich noch immer an wie ein verdammter Traum. Dass es keiner wahr wusste allerdings.
Während Elija sie alleine in seiner Wohnung zurückgelassen hatte, weil er sich mit seinen Anwälten treffen musste, war sie eine Stunde lang ziellos in seiner Wohnung herumgelaufen und hatte sich zweimal selbst in den Arm gekniffen. Einmal sogar während die Umzugsleute ihre Kisten in seine Wohnung gebracht hatten. Ja, richtig! SEINE Wohnung. Natürlich hatte Melody nicht in die Wohnung der Clubmanagerin ziehen dürfen und trotz allen Bekehrungsversuchen, hatte ihr Verlobter - fucking Verlobter - die Männer des Umzugsdienstes damit beauftragt, die Kisten in seine Wohnung zu bringen, und zwar nur in seine! Sie wohnten jetzt also zusammen und Melody schwindelte der Kopf immer noch. Zusammengezogen und verlobt.
Das war einfach verrückt.
Aus Trotz oder auch einfach nur, weil sie überfordert war, hatte sie aber noch keine der Kisten ausgepackt, die die Männer in eine Ecke des Wohnzimmers gestapelt hatten. DAS würde es real machen und momentan zitterte sie bereits, wenn sie nur in die Richtung der Kisten blickte. Fuck, wo war sie denn da hineingeraten?
„Ich kann mir Elija nicht vorstellen, wie er dir einen Antrag macht", murmelte Luna und nippte an dem Weinglas, das jede ihrer Freundinnen von ihr erhalten hatte und zugegeben: Das konnte sich Melody auch nicht vorstellen. Elija ging vor niemanden auf die Knie. So gesehen war die Art dieses Antrags wiederum typisch für ihn.
„Hat er nicht wirklich, also doch, klar. Aber, ach keine Ahnung. Es ist einfach passiert, ich bin da so hineingestolpert", erwiderte sie und fand keine anderen Worte dafür.
„Wie kann man in eine Verlobung hineinstolpern?", fragte Luna skeptische und V grinste verschlagen.
„Hinein stolpern? Wie: 'Nein, Herr Doktor, es ist nicht das wonach es aussieht! Ja, ich habe eine Gurke im Hintern, aber da bin ich so reingestolpert und jetzt bekomme ich sie nicht wieder raus.' Dieses ‚hineinstolpern'?", zog Veronika sie auf und Melody sah die Künstlerin böse an.
„Hab ich schon mal erwähnt, dass ich dich hasse, V?", fragte sie angesäuert aber die Blondine schüttelte den Kopf.
„Selbst schuld, wenn du in eine Verlobung mit Mr. Ich-lass-niemanden-an-mich-ran-Elija gestolpert bist. Das ist einfach zu albern." Das stimmte wohl. Auch wenn diese Aussage sie dennoch wütend machte, vor allem als Luna ein belustigtes Glucksen entkam. Wirklich? Ihre angeblichen Freundinnen lachten sie aus? Fantastisch.
„Grrr. Und du lach nicht, Luna! Du bist diejenige, die seit Monaten in einer Beziehung ist und ich bin die Erste die heiratet, du solltest neidisch sein!", versuchte Melody von sich abzulenken und das klappte auch hervorragend. V ging darauf sofort ein.
„Es ist ja nicht so, als könnte sie Cole und Zed heiraten. Ist immer noch illegal. Oder würdest du nur einen heiraten?", fragte V an Luna, die sie entgeistert ansah, als hätte sie vorgeschlagen einen zu verlassen.
„Nein, natürlich nicht! Das haben wir alles geklärt! Wir würden uns privat zu dritt trauen lassen, nicht offiziell natürlich. Wenn ich Kinder bekomme, würden beide als Vater eingetragen werden. Das haben wir nach unseren heftigen Streit zu Weihnachten beschlossen" Oh ja, Stimmt. Die Horror Feiertage mit Zeds Familie bei denen irgendetwas vorgefallen war. *
„Von dem du uns auch noch nichts erzählt hast", gab Melody zu bedenken und Luna zuckte nur mit den Schultern.
„Ist sehr persönlich."
„Moment, geht das überhaupt? Beide eintragen lassen?" fragte Veronica verwundert.
„Ja, es gibt doch diese aberwitzigen Zufälle wo eine Eizelle von zwei Männern befruchtet wird, dafür gibt es in Seattle eine Ausnahmeregelung, damit keiner auf die Vaterschaft verzichten muss. Allerdings muss man diesen genetischen Sonderfall nicht beweisen und man muss einfach nur beantragen. Cole hat sich da genauestens informiert." Na toll, dann waren Luna, Zed und Cole doch sehr viel weiter als Elija und sie. Obwohl das natürlich kein Wettbewerb ist. Glaubte sie zumindest.
*Kurzgeschichte: Weihnachten Mit Spießern. In 13 Kapiteln abgeschlossen. Vollständig zu lesen auf Patreon.com #Werbung
Beta: noch nicht
DU LIEST GERADE
Hurt me deep, Darling - Seven Sins
RomanceSeit zwei Jahren arbeitet Melody bereits als Mädchen für alles, in Eijas Erotik-Club Noir und hätte niemals damit gerechnet rausgeschmissen zu werden. Doch er hat es getan. Ihr Boss hatte sie entlassen, aber das ist kein Grund aufzugeben, weder den...