Kapitel 5
Melody
Für Luna schien es schockierend zu sein zu hören, dass es bei solchen Sessions auch mal langfristige Wunden gab. Normalerweise waren alle bemüht kein Blut fließen zu lassen, aber Elija verlor gerne die Kontrolle und dieses Mädchen war nicht die erste die Zed hatte behandeln müssen. Das aber schien er seinem und Coles Babygirl nicht zu erzählen.
"Ehrlich gesagt glaube ich es dir sofort. Elija sorgt zwar dafür, dass die Frauen auf ihre Kosten kommen, aber im Grunde interessiert es ihn nicht genug, um auf sie wirklich zu achten. Zed hat ähnliche Tendenzen, er hat nie eine Frau behandelt wie dich. Du bedeutest ihm etwas", sagt Melody und sah Luna dabei an und fragte sich wie viel sie über Zeds Blackouts wusste. Aber sie nickte, schien zu verstehen und sah dann wieder Melody mitfühlend an.
"Seid ihr deshalb nicht zusammen?", fragte Luna und Melody lächelte ionisch.
"Nein. Wir sind nicht zusammen, weil er mich nicht will und mich nie gewollt hat", sagte sie und es laut auszusprechen schmerzte sie mehr als sie gedacht hätte. Natürlich war ihr in den letzten Wochen genau dieser Gedanke bereits mehrere Male gekommen, dennoch: eine Wahrheit zu hören und nicht nur zu denken, war niederschmetternd und machte es irgendwie real.
"Du magst ihn. Ich weiß ehrlich nicht wieso, er ist ein Arschloch. Und das mit dem "nicht wollen" glaube ich nicht", erwiderte Luna etwas trotzig und runzelte die Stirn. Melody konnte ihr dabei nicht widersprechen, dennoch zuckte sie mit den Achseln und konnte sich nicht verkneifen weiter zu lächeln.
"Dasselbe denken die meisten von Cole und Zed. Ich weiß nicht, warum jemand wie du mit zwei so kaputten Typen zusammen ist. Nicht nur im Club, sondern auch außerhalb davon." Auf den Rest ging sie nicht ein. Sie musste glauben, dass Elija kein Interesse hatte sonst würde sie ihm noch ewig nachtrauern. So war es leichter, abgesehen davon hatte er sich ihr nie genähert. Würde er das nicht tun, wenn er sie wollen würde? Sein Verhalten war stehst verwirrend gewesen und sie hatte sich das herausgepickt, was sie hatte sehen wollen. Seine Signale waren bestenfalls widersprüchlich.
"Ich glaube wir denken wohl beide, dass diese kaputten Typen es verdient haben geliebt zu werden und opfern uns gerne, weil sie nicht nur kaputt, sondern auch ziemlich scharf sind", grinste sie und Melody ließ sich davon anstecken. Elija als scharf zu bezeichnen war mehr als untertrieben. Er war anbetungswürdig und dass nicht nur wegen seinem Modelgesicht, sondern vor allem wegen dieser Aura die er ausstrahlte. Er war ernst und litt so offensichtlich, dass alle Frauen in seiner Nähe darum kämpften ihn heilen zu dürfen.
Vielleicht hatte Melody wegen ihrer Mutter eine Art Samariterkomplex entwickelt und fühlte sich deshalb ebenfalls zu ihm hingezogen, aber es war mehr. Sie sah mehr in ihm als nur den von Leid geplagten wunderschönen Engel. Elija versprühte eine Art Autorität, die sie anzog und ihr das Gefühl gab, dass sie bei ihm sicher sein würde. Nie wieder Sorgen, nie wieder Zukunftsängste. Im Grunde genommen war ihre Liebe absolut egoistisch, aber das war sie immer, oder? Man gab etwas und erhoffte sich etwas, und wenn man es nicht bekam, fragte man sich, ob man nicht genug gegeben hatte, also gab man immer mehr. Hingabe, Verständnis, Zeit. Bis man endlich verstand, dass es nichts brachte, dass es dem anderen nicht einmal auffiel, dass man nicht mal vermisst wurde. Dann kamen der Schmerz, die Enttäuschung und das Gefühl der Wertlosigkeit. Genau wie es Melody jetzt gerade empfand.
Sie hatte alles getan, um Elija zu helfen. Sich in die Arbeit gestürzt, damit er genug Zeit für sich hatte, um zum Heilen, seine Welt wieder zusammenzusetzen. Sie hatte mit angesehen wie er eine Frau nach der anderen gevögelt hatte und den Schmerz, die giftige Eifersucht, heruntergeschluckt, weil sie wusste, dass er das brauchte. Sie hatte es ertragen, zwei Jahre lang und ab und an hatte sie geglaubt zu ihm durchzudringen. Irgendwie schien er immer ein Auge auf sie gehabt zu haben, hatte sogar Anflüge von Eifersucht gezeigt, aber sich kurz danach immer sofort wieder zurückgezogen. Vielleicht war das alles, was er ihr hatte geben können und es war alleine ihre Schuld, dass sie mehr von ihm erwartete. Dass sie glaubte, er könnte sie lieben. Das war ein Irrtum und das war alleine ihre Schuld.
"Tja, meine Opferrolle ist nun vorbei", sagte sie und weil das Lächeln nicht von Lunas Gesicht verschwand, wurde sie langsam misstrauisch.
"Tatsächlich? Ich denke, dein Urlaub ging jetzt lange genug und du solltest wieder zurückkommen und aufhören deine Wunden zu lecken. Vielleicht weiß es Elija nicht einmal selbst und du hast die Hoffnung aufgegeben. Aber jeder andere im Club weißes, er braucht dich. Abgesehen davon habe ich genug davon dabei zuzusehen, wie dieser David alles in Grund und Boden wirtschaftet", sagte sie und Melody runzelte die Stirn.
"Wer ist David?"
"Deine Vertretung, solange du im Urlaub bist", sagte sie ganz locker, aber Melody war weiterhin verwirrt. Urlaub? Vertretung?
"Okay, ich kann dir nicht folgen" Ihr grinsen wurde breiter, dann holte sie etwas aus ihrer Tasche. Briefumschläge. Schwarze Briefumschläge, in denen oben in der Ecke ihr Name stand. Sie kannte diese Umschläge. Gehalts-Schecks. Ihre Gehalt-Schecks.
"Wie es aussieht, hat Elija dich nie offiziell gekündigt, obwohl es Daniel definitiv versucht hat. Elija hat das aufgesetzte Schreiben nie unterschrieben und damit gehören diese hier dir", sie reicht Melody die Checks.
"Du hast offiziell Urlaub, zumindest hat Bianca mir gesagt, ich soll dir das so sagen. Wenn du wieder da bist, bist du offiziell Clubmanagerin, das hat sie so verfügt als sie in Rente gegangen ist." Moment. WAS?
"SIE HAT WAS GETAN?"
"Sie ist in Rente gegangen, noch am selben Tag als Elija dich gekündigt hat. Ich wusste auch nichts davon, allerdings bin ich auch nicht wirklich eine Angestellte. Aber ich habe es in den letzten Tagen erfahren. Sie hat Elija einen Idioten genannt und ist gegangen. Ich habe sie besucht und was soll ich sagen? Ich mag sie und sie hat mir gesagt, dass sie nie eine Kündigung aufgesetzt hat und dir Urlaub eingetragen hat. Offensichtlich hat sich Elija darum nicht gekümmert, dafür ist jetzt dieser Kerl im Club der deine Urlaubsvertretung darstellt. David, Bianca hat ihn vermittelt, er kommt frisch von dem Betriebswirtschaftscollage und ist so unerfahren wie es klingt, auch wenn er glaubt die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Er hat zwei Tänzerinnen gekündigt, weil sie nicht "kundenorientiert" gearbeitet haben."
Ein Grünschnabel hat zwei der Tänzerinnen gekündigt? Elija hat ihre eigene Kündigung nie unterschrieben und Bianca war in Rente und hatte zu allem Überfluss auch noch Melody als ihre Nachfolgerin bestimmt.
"Welche Tänzerinnen?", fragte Melody und Luna schien zu überlegen.
"Zwei aus einer der unteren Etagen. Linda und Yvonne, eine hat einem Kunden einen Drink ins Gesicht geschüttet und die andere hat sich geweigert sich auszuziehen, obwohl es in ihrem Vertrag stand", sagte sie und Melody konnte sich nicht daran erinnern je so schnell auf den Beinen gewesen zu sein. Ja, die beiden arbeiten in den unteren Etagen, aber ihr Umgang war lediglich für unwissende Arbeitsverweigerung. Denn das Noir war kein verdammtes Stripplokal und in den unteren Etagen herrschte eine komplizierte Art der Machtverhältnisse. Yvonne zog sich nie aus, weil die Männer dort unten sie anbeteten und es liebten, wenn sie sich weigerte. Sie dazuzubekommen auch nur ein bisschen Haut zu zeigen war ein Kraftakt, den die Männer nur zu gerne in Angriff nahmen. Niemand mochte leichte Siege. Und Linda schüttete gerne irgendwelchen Männern einen Drink ins Gesicht, eine Provokation für einige, die etwas Aufmüpfigkeit liebten und eine Beleidigung für alle die einfach nicht auf diese Etage gehörten. Diese Mädchen waren dafür gefeuert worden, weil sie ihren Job gemacht hatten, verfluchte Scheiße. Und selbst wenn sie bereits offiziell gekündigt gewesen wäre, würde sie das nicht einfach hinnehmen.
Beta: Geany
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Hurt me deep, Darling - Seven Sins
RomanceSeit zwei Jahren arbeitet Melody bereits als Mädchen für alles, in Eijas Erotik-Club Noir und hätte niemals damit gerechnet rausgeschmissen zu werden. Doch er hat es getan. Ihr Boss hatte sie entlassen, aber das ist kein Grund aufzugeben, weder den...