Besitzerwechsel

12.3K 783 69
                                    

Kapitel 28

Elija

Er sah den Moment. Elija konnte die exakte Sekunde benennen, in dem Melody aus der Haut fuhr, aber auch ohne diese Glut in ihren Augen, hätte er genau gewusst, dass er, ihrer Meinung nach, zu weit gegangen war. Denn wenn er ehrlich mit sich gewesen wäre, hätte er es wissen müssen, wie sie reagieren würde. Melody war niemand den man Befehle erteilte und das war eine von hunderten Eigenschaften, die ihn regelmäßig auf die Palme brachten und ihn deutlich vor Augen führten, dass sie Nichts mit den Frauen gemeinsam hatte, die er sonst in seiner Nähe duldete.

Sie war anders. Und er hatte keine Ahnung, ob er das anbetungswürdig oder abscheulich finden sollte.

„Verlass meine Wohnung!", knurrte Melody mit geballten Fäusten und ein Gesichtsausdruck der neben ihrer Wut, vor allem Enttäuschung zeigte. Mit ihrem Zorn konnte er umgeben, aber dass er sie enttäuscht haben könnte, traf ihn. Irgendwie. Und er verstand es nicht.

„Du schmeißt mich raus, weil ich dir Frühstück mache?", fragte er und sah erneut auf den reichlich gedeckten Tisch. Das hatte er für sie gemacht. Weil sie frühstücken musste, um Energie für den Tag zu haben und weil er tatsächlich so etwas wie ein schlechtes Gewissen hatte, weil er einfach in ihre Wohnung gekommen war. Und vielleicht auch, weil er selbst wusste, dass der Plan, sie ins Noir zu verschleppen, viel darüber aussagte, wie sehr er daran gewöhnt war, seinen Willen zu bekommen. Und wie weit er gehen würde, um diesen auch zu bekommen.

Cole hatte ihm gesagt, er sollte sie entführen, aber Melody war nicht wie Coles Freundin Luna. Melody war weder Hilfebedürftig, noch niedlich und schon gar nicht, würde sie sich mit einem solchen Macho-Verhalten abfinden, den er da gerade an den Tag legte.

Ob er sie entführt hätte?

Ja.

Weil er ein Arschloch war und das versuchte er mit diesem Frühstück irgendwie auszugleichen. Das musste er, denn er wusste ganz genau, dass er sie mit seinen Verhalten immer wieder verärgern würde und wenn er daran nichts ändern konnte, musste er es eben wieder gut machen. Immer wieder! Abgesehen davon, war es ihm ein Dorn im Auge, dass sie früh nie etwas aß.

„Ich schmeiß dich raus, weil du ein anmaßendes, arrogantes, selbstgefälliges Arschloch bist! Also gib mir diesen Schlüssel, den du sonst woher hast, und dann verlass meine Wohnung!" fauchte sie weiter und Elija verengte selbst den Blick.

Sie sah niedlich aus, wie sie so wütend da stand und sich bemühte, nicht zu schreien. Sie trug einen dieser weiten Shirts, die ihrer Figur nicht gerecht wurden und so lang war, dass man nichts von ihrem hübschen Hintern sehen konnte. Ein leichter Schatten lag unter ihren Augen und sagte ihm, dass sie eigentlich noch hätte schlafen müssen. Nur mit ihrer Frisur war er zufrieden. Sie trug ihre Haare so selten offen, dass er die Momente, in denen er sie so gesehen hatte, an einer Hand abzählen konnte. Das stand ihr gut, auch wenn sie das wahrscheinlich anders sah.

Gerade jetzt im Tageslicht ähnelten ihre Haare nicht, denen seiner Schwester als er sie ermordet gefunden hatte. Sie besaßen einen hübschen Kupferton, in denen sich viele honigblonden Strähnen mischten.

„Du überreagierst!", gab er trocken von sich, weil er wusste, dass sie nur schlecht gelaunt war. Sie hatte kaum geschlafen und war vermutlich unterzuckert. Also ignorierte er ihr Gemecker. Sie musste einfach etwas essen.

„Weißt du was? Es ist mir egal! Ich rufe erst die Polizei und dann den verfickten Schlüsseldienst, und zwar auf deine Rechnung!"

„Du wirst weder das Eine noch das Andere tun.", sagte Elija entschieden und legte dabei so viel Autorität in die Stimme, wie er konnte. Leider war das hier immer noch Melody. Unausgeschlafen, wahrscheinlich hungrig aber immer noch Melody und sie hatte ihm nie den Respekt entgegengebracht, den er verdiente. Der, den er von all den Frauen verlangte, die auch nur in seiner Nähe sein wollten.

„Ach ja? Nenn mir einen guten Grund." Langsam wurde sie unverschämt und der Gedanke, sie gleich hier über die Küchenzeile zu beugen und ein erneutes Spanking zu verpassen, wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Allerdings würde das etwas ins Rollen bringen, was definitiv nicht gut war und Elija beschloss ihr auf andere Weise den Wind aus den Segeln zu nehmen.

„Weil das hier meine Wohnung ist", sagte er knapp und konnte dabei zusehen wie ihre Gesichtszüge erstarrten. Sie brauchte mit Sicherheit, eine ganze Minute bevor sie sich fangen konnte und diesmal vergaß sie dabei, das sie lieber nicht herumschreien sollte. Sie hatte Nachbarn.

„WAS?", fragte sie, als hätte sie ihn nicht verstanden.

„Das gesamte Gebäude gehört mir.", sagte er kühl und hoffte wirklich, dass Melodys Nachbarin nicht doch noch die Polizei holen würde. Ja, das Gebäude gehörte ihm, aber auch als Vermieter konnte Melody ihn herausschmeißen lassen. Was ihr aber gerade wohl nicht klar war, so wie er es gehofft hatte. Er durfte auch nicht zulassen, dass ihr Verstand wieder so weit klar wurde, dass ihr das wieder einfiel. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, das Melody ihre Drohung wahr machte und ihn verhaften ließ.

„Seit wann?", schnappte sie und erstarrte am ganzen Körper

„Drei Stunden und siebenundzwanzig Minuten." Er hatte sicherlich zwei Stunden in diesen absolut unbequemen Sessel gesessen und sich gefragt, wie er sich aus dieser Situation befreien könnte, wenn sie ihm damit konfrontierte. Er wusste ja selbst, dass es zu weit gegangen war, ihren Hausschlüssel zu stehlen und sich eine Kopie machen zu lassen. Nur deswegen hatte er ihn nie benutzt. Jedoch jeden Tag mit sich herumgetragen.

Er wusste nicht wirklich wieso, aber die Tatsache, etwas in seiner Hosentasche zu wissen, das ihm erlaubte jederzeit zugriff auf sie haben zu können, hatte ihm das Gefühl gegeben etwas zu besitzen, das man sonst nicht besitzen konnte. Wie einen Schatz.

„Wa....du hast das Gebäude gekauft?", fragte sie und wieder war Elija klar, das sein Verhalten nicht normal war. Nichts war normal, wenn es um Melody ging. Sie war seit der ersten Sekunde eine Ausnahme Erscheinung gewesen.

„Eine Investition, die ich schon seit einigen Monaten in Betracht ziehe. Die Immobilienpreise sind stabil", log er um dieses absolut falsche Verhalten zu rechtfertigen. Die Immobilien Preise gingen ihm am Arsch vorbei. Allerdings wussten das sowohl er, als auch Melody und das bedeutet, dass er ebenso gut aufhören konnte es zu leugnen: Er tat das alles hier nur, weil er sie wollte.

Beta: noch nicht

Hurt me deep, Darling - Seven SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt