Großvater

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Kapitel 20

Melody

"Sie hätten nichts dagegen ein Spitzel zu verlieren?", fragte Melody, einfach nur um irgendetwas zu fragen und sich nicht allzu sehr von der Tatsache einnehmen zu lassen, dass dieser Mann Elija so unfassbar ähnlich sah. Wer war er? Sein Vater, sein Onkel, sein Großvater? Sie legte den Kopf schief und versuchte wider das Alter zu schätzen, kam aber zu dem Ergebnis, dass er durchaus älter als sechzig sein könnte. Die gute Kleidung und das gepflegte Äußere, sowie diese Ausstrahlung von machtvoller Ruhe, könnte ihn jünger wirken lasen. Letztendlich machte es aber keinen Unterschied. Sie war hier und wenn er mit Elija verwand war, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er ihr etwas antun würde, oder?

"Ich habe ihn sicherlich nicht quasi auffliegen lassen, weil er so bereichernd ist. Ich brauche einen Sündenbock, an dem Elija seine Wut auslassen kann, sobald er hier ist und ich habe kaum noch Verwendung für Delucci. Er steht in seiner Behörde eh schon unter Verdacht, er weiß es nur noch nicht", meinte er und studierte ihr unangetastetes Essen und das Weinglas. Melody aber spürte wie ein eiskalter Schauer ihren Rücken herunterglitt. Dieser Mann mochte sympathisch wirken, aber die Art wie er das Leben anderer riskierte und ihren Verlust mit einplante, beunruhigte sie. Er war kalt. Obwohl er lächelte und offensichtlich versuchte sie zu beruhigen, war er ein kalkulierender Mistkerl und ihm zu Vertrauen war ein Fehler. Selber wenn er Elija nichts Böses wollte und auch Melody eher wohlgesonnen war: Wenn es ihm nützte ihr zu schaden, würde er es tun.

Der alte Mann schnipste und deutete einem Kellner auf das Essen. Dieser Kellner kam auch sofort und lächelte diesmal sogar ehrlich freundlich. Ein Mafia-Boss, aber einer, den die Leute mochten. Gab es sowas überhaupt? Man stieg in kriminelle Ränge sicherlich nicht nur durch Liebenswürdigkeit herauf, eher dadurch, dass man charismatisch und gleichzeitig skrupellos war.

"Bitte bringen Sie das wieder weg, die Dame hat keinen Hunger und Alkohol wird sie vernünftigerweise auch nicht anfassen. Vielleicht ein Wasser?", fragte er nett, aber Melody schüttelte den Kopf. Sie würde von diesen Männern hier sicherlich nichts annehmen. Sie war nicht dumm. Wenn der Mann vor ihr seine Meinung änderte und diese Maske aus Charme und Wohlwollen fallen ließ, wollte sie vorbereitet sein. Er war gefährlich, auch wenn ihr Instinkt ihr etwas anderes sagte. Er war gefährlich.

"Was wollen Sie von Elija?", fragte sie so fest wie möglich und der Mann schien darüber nachzudenken was er ihr antwortete. Natürlich. Er kalkulierte Risiko und nutzen ab.

"Das ist kompliziert. Es gibt einige Vorwände, die ich mir zu Recht gelegt habe, aber ich denke im Kern will ich lediglich sehen, ob es ihm gut geht. Diese Drogen, die in seinem Club umgeschlagen werden, haben mir eine Gelegenheit geboten mich ihm wieder zu nähren, aber Sie wissen ja wie er ist: Er kann sehr stur sein und es schien fast unmöglich ihn zu einem Treffen zu bewegen, so blieb mir nichts anderes übrig, als Sie hierher zubringen. Es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt haben sollte", sagte er und sah dabei so großväterlich aus, dass Melody fast weich wurde. Aber eben nur fast, denn sie zwang sich dazu nicht zu vergessen was für einen Menschen sie da gerade vor sich hatte. Einen Kriminellen, da war sie sich fast sicher. Zumindest jemanden der über die Mittel verfügte einen Polizisten zu kaufen und auch genug Gründe dafür hatte, das zu tun. Ein Mann, der sie hatte entführen lassen und billigend in Kauf genommen hatte das sie zumindest psychisch zu Schaden kam. Er war nicht nett und wenn man sich das vor Augen führte, wusste Melody auch, dass er log. Er tat das sicher nicht nur weil er Sehnsucht nach seinem ... ja was denn? Sohn, Neffen, Enkel hatte? Warum jetzt?

Melody wusste nicht viel über die kriminellen Organisationen, die die Stadt beherrschten. Nur, dass Elija immer darauf bedacht war seinen Laden sauber zu halten. Sauber genug um die seriösen Kunden nicht zu verschrecken aber so nahe an dem von der Mafia beherrschten Gebiet, um den sehr viel zahlungskräftigeren Kunden aus den eher zwielichtigen Lagern ein gewisses Gefühl von Heimat zu vermitteln.

Hurt me deep, Darling - Seven SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt