"Ich hätte dich gerne begleitet", bedauert Paddy. "Es wäre sicherlich schön", schmunzel ich. "Aber es ist schon okay.". Paddy schenkt mir ein Lächeln, doch es erreicht kaum seine Augen. Ich halte einen Moment inne und betrachte sein perfektes Gesicht. "Du musst dir aber echt nichts Neues kaufen", wiederholt er zum gefühlt tausendsten mal in dieser Woche. Ich möchte aber! In meinem Kleiderschrank ist so gut wie kein Kleid vorhanden und eins das wirklich schön ist erst recht nicht. Silvester ist ein besonderer Anlass und es wird das erste Mal sein, dass ich mich neben Paddy zeigen kann und da möchte ich hübsch aussehen. Und meine vorhandene Kleidung ist, an so einem festlichen Tag, definitiv nicht tragbar. Außer wir würden ihn zu zweit auf dem Sofa verbringen. Deswegen ignoriere ich seine Worte, schenke ihm mein schönstes Lächeln, einen Kuss und verlasse das Anwesen.
Mit Eva und Kerstin schlendere ich durch das große Kaufhaus und sichte ein Kleid nach dem anderen, doch bisher bin ich nicht fündig geworden. "Vielleicht das ?", fragt Eva und hält ein schwarzes Kleid in die Höhe. Es ist kurz. Sehr kurz. "Nein. Ich möchte einen vernünftien Eindruck hinterlassen und keine große Aufmerksamkeit erregen", sage ich. "Paddy Kelly steht also auf vernünftig ?", fragt sie spitzbübisch und hängt das Kleid zurück an die Stange. Ich muss lächeln, schweige jedoch. Ich weiß nicht. Paddy ist zwar kein wirklicher Rebell aber ein Unschuldslamm ist er ebenfalls nicht. Vielleicht würde das Kleid doch seinen Zweck erfüllen, also greife ich nach dem Stück. Verdutzt schaut sie zu mir, ehe sie lachend den Kopf schütteln. "Okay, in meinem Kopf tauchen Bilder auf, die ich da nicht haben möchte", sagt Kerstin und kommt zu mir hinüber. "Gibt es das nur in schwarz?". Die Frage beantworte ich mir jedoch selbst, indem ich das gleiche Modell in dunkelblau hervor ziehe. "Probiere es an", fordert Eva. Und tatsächlich liegt das Kleid wie angegossen, also überlege ich nicht lange und kaufe es. Zum einen, weil ich keine Lust mehr habe und mir die Füße wehtun und zum anderen, weil ich mich erstaunlich wohl darin fühle. "Meinst du, dürfen wir auch kommen?", fragt Kerstin kichernd. "Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee wäre", sage ich. "Ach Quatsch! Es war nur ein Scherz", sagt sie und stupst mir ihren Finger in die Seite. "Okay, zugegeben nur ein halber", lacht sie. Es wäre schön beiden Seiten meines Lebens mehr vereinen zu können. "Ich glaube wir sollten klein anfangen", kicher ich. Automatisch muss ich an das erste Zusammentreffen meiner Freunde und Paddy denken, und das schlechte Gewissen plagt mich erneut. "So", sage ich voller Elan. "Ich brauche noch Wolle".
Es war ein anstrengender Tag, so dass ich ich heilfroh, als ich endlich die Tür, mit dem Schlüssel, der mir mit großem Vertrauen zugesteckt wurde, öffne. Schon im Eingang höre ich Gitarren spielen und mein Herz erfüllt sich mit so viel Wärme, dass ich den sinnlichen Klängen am liebsten folgen würde. Doch ich muss erst einmal aus diesen Schuhen raus! Ich stelle sie zu den anderen, in das große Schuhregal. Schleichend laufe ich zum Wohnzimmer, bleibe jedoch am Eingang stehen, da ich die angespannte und konzentrierte Stimmung wahrnehme. Ein Schmunzeln überkommt mein Gesicht, als ich Paddy komponierend auf dem Sofa sitzen sehe. Ich lasse ihn zurück und suche die Küche auf. Das Schloss ist riesig, doch im unteren Geschoss kenne ich mich ganz gut aus. Vor grade einmal 3 Monaten habe ich noch hier unten genächtigt. "Amelie", grüßt Maite mich freundlich. "Wie war dein Shopping-Tag?", fragt sie. "Super, aber meine Füße schmerzen ungemein.", antworte ich und hole mir etwas Wasser. "Möchtest du mit kommen?", fragt sie und greift nach einem Teller. Da ich unbedingt sitzen muss folge ich ihr aus der Küche hinaus. Ich dachte wir würden uns zu den Jungs begeben, doch sie scheint hoch zu wollen. "Nimm dein Kleid mit", sagt sie und deutet auf die Tüte im Eingang.
Erlösung strömt durch meinen ganzen Körper, als ich mich auf Maites Bett plumpsen lasse. "Oh mein Gott", flüstere ich. "Nie wieder shoppen". Maite scheint wenig Verständnis zu haben, da sie vor sich hin lacht. Ja, sie lacht mich aus. Ich werfe ihr einen kritischen Blick zu, der ihr Gelächter allerdings nicht verstummen lässt. "In zwei Wochen denkst du wieder anders". "Da bin ich mir nicht so sicher", sage ich und setze mich aufrecht hin. "Ich glaube ich muss euren Masseur in Anspruch nehmen", sage ich und schaue auf meine Füße hinter. "Die sind leider nur vor Auftritten da, sweetheart". "Kannst ja Paddy fragen", schmunzelt sie. Ich verdrehe lachend die Augen und endecke das Essen. "Darf ich?", frage ich und deute auf die Paprika. "Ja. Dafür zeigst du mir aber dein Kleid!". Das ist ein Deal den ich gerne eingehe, also greife ich ohne zu zögern nach dem Gemüse. "Sag aber bloß nichts negatives", ermahne ich sie. "I wouldn't do that", verspricht sie. Ich hole das Kleid aus seiner Tüte und in sekundenschnelle liegt ein breites Grinsen auf Maites Gesicht. "Damn, that's pretty!", ruft sie begeistert aus. "Ja?", frage ich um noch einmal die Bestätigung zu bekommen, dass sich meine Fußschmerzen gelohnt haben. "Es war super anstrengend ein passendes Kleid zu finden". "Es ist schön. Es wird zwar neben uns Kellys etwas untergehen...", scherzt sie. "Man soll dem Gastgeber aber auch nicht die Show stehlen, oder?".
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i just wanna feel you
Teen FictionZwei Seelen, die sich von Anfang an völlig zueinander hingezogen fühlen