gespräch

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,,Ich glaub ich kann da nicht mitkommen" merke ich an, lasse mich aber von ihm mitziehen. ,,Doch, du kannst" sagt er und ohne Vorwarnung stürmen wir in das Musikzimmer. In der gleichen Sekunde in der die Tür aufgeht lässt er meine Hand los. Es scheint als wären die Kellys in irgendwelchen Gesangs-Proben und während Paddy locker, flockig in den Raum läuft, bleibe ich zaghaft am Eingang stehen und trete mit dem ein oder anderen Kelly in Blickkontakt.

Okay, Amelie...einfach reingehen! Ich drehe mich um, um die Tür zu schließen. So selbstbewusst wie möglich überwinde ich die drei Stufen in das große Zimmer hinunter. Ich stelle mich an die Ecke, um bloß nicht im Weg zu stehen, und beobachte Ptricia, die mit gegenüber am Flügel sitzt. Auf diesem liegen einige bedruckte und beschriebene Zettel mit bunt angestrichenen Textzeilen. Paddy steht vor diesem genanntem Zettel-Salat und scheint ein ganz bestimmtes Blatt zu suchen.

,,Once more" sagt Kathy. ,,But I think its better when the high tone comes one before" wendet John ein, bevor Patricia das Tempo vorgibt. ,,Ich gebe ihm recht" sagt Paddy. Er hat den Zettel, den er gesucht hat, anscheinend gefunden, da er mit diesem grinsend auf mich zu kommt. Noch ehe er neben mir steht ertönt das Klavier und ein Chor an Engelstimmen schalt durch den Raum.

Paddy stellt sich direkt neben mich so nah, dass es schon fast zu nah ist. So nah, dass eigentlich kein Platz mehr zwischen uns ist. Doch bevor ich ihm auch nur irgendein Zeichen geben kann, was darauf hinweist, dass mich diese Nähe vor so vielen Augen ziemlich bedrückt, streift mich ein kühler Windzug und kurz darauf spüre ich seine sanfte Hand an meinem Rücken. Ich korrigiere: nacktem Rücken. Mein Blick wandert wie wild von einem Kelly zum nächsten.

Langsam bewegen sich seine Fingerspitzen über meine Haut während er mit seinen Geschwistern um die Wette singt. Ich kann meine winzigen Haare förmlich spüren; wie sie sich Haar für Haar aufrichten. Gänsehaut an Arm und Rücken. Mein Herz rast wie wild und fleht darum, dass er aufhört mich zu berühren doch sehnt sich gleichzeitig nach mehr. Diese heimliche Zuneigung und das unterdrückte Verlangen nach mehr, macht mich wahnsinnig. Diese Stimmen zu hören, die einfach nur Balsam für die Seele sind, macht diese Situation noch umwerfender. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe das Gefühl ich steh in Flammen. Kann kaum noch richtig schlucken, weiß nicht wo ich hinschauen soll und traue mich nicht, mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Ich habe viel zu sehr Angst, dass sie sehen könnten was Paddy da macht. Es ist zwar nichts schlimmes aber hat er vielleicht vergessen, dass wir mit den Menschen in einem Raum sind, die mich nur als einen Fan wahrnehmen? Er darf das hier nicht tun. Nicht mit mir! Und trotzdem bin ich froh, dass er sich dieser Regel auf irgendeiner Art und Weise widersetzt. Obwohl.? Tut er das denn wirklich? Wurde es ihm ausdrücklich verboten? Kann man einem volljährigen jungen Mann überhaupt irgendetwas vorschreiben beziehungsweise verbieten?

Ich schaue auf meine Arme, übersäht mit Gänsehaut, während ich dem tollen Klang, der durch den Raum schwirrt, lausche. Ich hebe meinen Blick und wollte eigentlich rüber zu Paddy schauen doch ich sehe schon aus meinem Augenwinkel wie er zu mir hinab schaut und ein verschmitztes Schmunzeln auf seinen Lippen liegt. Lacht er mich aus?

Ich entscheide mich ihm lieber nicht in die Augen zu starren und suche mir einen anderen Fixpunkt im Raum.

,,Once again", ,,Once again" höre ich es immer wieder sagen. Schon zum 7ten Male singen sie den Song. Jedes mal ein kleines bisschen anders. Es ist ein Song den ich noch nicht kannte mir aber jetzt schon einen Ohrwurm hinterließ. Und grade als ich dachte "Jetzt ist alles perfekt" und ich mich an Paddys Hand auf meinem Rücken, in der Anwesenheit seiner Geschwister, auch wenn diese nichts davon mitbekommen, gewöhnt habe, bringt mich etwas anderes erneut aus dem Konzept. Besser gesagt, Jemand. Die Rasselbande verstummt von Sekunde zu Sekunde mehr und schauen ihren Vater liebevoll und überrascht zugleich an. Paddy scheint nun sein Selbstbewusstsein verlassen zu haben, da seine Hand meinen Rücken augenblicklich verlässt.

,,Paddy..." räuspert Dan sich sanft. Er zögert keine Sekunde und läuft seinem Vater entgegen, aus dem Raum hinaus. Fragende Blicke streifen mich doch ich bin selbst verwundert. Hat er was angestellt? Warum ein Einzelgespräch?

,,Okay, once again" reißt Kathy die Tapete voller Fragen ein. ,,We do it a lot. It's enough now" sagt Angelo und lässt sich auf dem Boden nieder. ,,Little Benjamin" sagt Jimmy an Angelo gewandt. ,,Stop that! Ich bin kein fauler Sack" sagt er genervt. ,,Keep calm" versucht Patricia zu vermitteln. ,,Sag das ihm.". Mit erhobenem Finger deutet Angelo auf Jimmy. ,,He is right. Its enough" schlägt sich Joey auf Amgelos Seite. Ihnen beim singen zuzuhören ist unbeschreiblich schön aber man bekommt grade ziemlich zu spüren, dass die Luft nach einer Weile ohne Pause einfach raus ist.

Zur gleichen  Zeit:

,,Why do you call me?" frage ich meinen Vater vorsichtig, gespannt darauf den Grund seines Besuches zu erfahren. ,,You looking great" sagt er. Ich schaue an mir hinunter und weiß nicht ganz wie ich darauf reagieren soll. Also sage ich nichts und laufe still neben ihm her. Doch es bleibt still, also sehe ich mich gezwungen irgendetwas auf seine Feststellung zu antworten. ,,Just normal clothes". Ich zucke leicht mit den Schultern. ,,Since Emily is here", das Emily betont er besonders. ,,Her name is Amelie, father". Er schaut zu mir hinüber und seine Lippen formen sich unter seinem weißen, langen Bart zu einem Lächeln. ,,You like her?" fragt er mich ziemlich direkt und ehrlich gesagt überrumpelt er mich. Ich mein, natürlich mag ich sie. Und wie ich sie mag. Auch wenn sie mir zu Beginn manchmal Angst gemacht hat. Ich mag ich sie von Tag zu Tag mehr. Nicht nur optisch! Aber das kann ich ihm ja so schlecht sagen. Ich muss ihm die Sache irgendwie schonend beibringen.

,,She is very nice" antworte ich ihm.

Nice? She is amazing.

,,Your red cheeks, Paddy" lacht er; Und ich versuche unseren Blickkontakt nicht verräterisch abzubrechen. ,,Paddy, she is a Fan" wird er plötzlich ernst. ,,I know" sage ich leise und etwas frustriert zugleich. ,,So why do you spend so much time with her in the last time?" will er wissen. Seine Stimme ist mit einem leichten Ton von Wut angehaucht. ,,I don't know...she is interesting". Ich fühle mich grade ziemlich klein neben meinem Vater. Als wäre ich dabei erwischt worden wie ich alle Süßigkeiten verputzt habe, als ich 10 war. ,,Interesting?" fragt er. ,,I know that she is a fan. So she is just something like a friend to me. Don't worry" lüge ich. ,,Paddy...?". Ich schaue gespannt zu ihm hinüber. ,,I know what love is, my son" sagt er ruhig. Hat er mich durchschaut? ,,And I saw you kissing her out of the window" fügt er hinzu.

Der Garten...

Jetzt wird mir warm...irgendwie peinlich...Warum habe ich nicht besser aufgepasst?

,,I hope she is just interesting and not playing with your heart" sagt er ziemlich streng und besorgt. ,,I don't think so" flüster ich schon beinahe.

I hope.

,,I am not so happy with it...". Ein Stich ins Herz. ,,But when you love her I want to get her know. Involve her slowly into the family. Love is something you can't figth against" sagt er und setzt damit ein Pflaster auf die Wunde. Warum hatte ich so Angst vor seiner Reaktion? Ja richtig, weil er auch ziemlich stur und uneinsichtig sein kann. Es war seine Regel und die habe ich missachtet.

i just wanna feel youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt