,,Nächstes mal sollen sie bei Tageslicht anrufen", stöhnt meine Mutter und hält mir den Hörer entgegen. Total schlaftrunken nehme ich ihr diesen ab und frage mich, welchen meiner Freunde ich es zu verdanken habe, mich gleich einer Diskussion unterstellen zu müssen. Denn auch wenn wir Wochenende haben, ist 23 Uhr nicht gerade eine humane Zeit. Wehe es hat keinen triftigen Grund!
,,Amelie" , melde ich mich völlig erschöpft. Wir haben Freitag, es war ein anstrengender Schultag und ich möchte endlich ins Bett. ,,Amelie? Paddy hier" , doch noch bevor er mir seinen Namen mitteilt, weiß ich ganz genau mit wem ich da spreche.
Ich muss zugeben, dass ich innerlich nicht mehr damit gerechnet habe. Minuten, Stunden, Tage, ja sogar Wochen habe ich gewartet! Seine Stimme zu hören fühlt sich an als würden sämtliche Spiegel in mir zerbrechen. Das Adrenalin pumpt durch meine Adern und so "erlösend" diese Situation grade ist, frage ich mich auch warum er erst jetzt anruft. Doch in jener Sekunde, in der er weiter spricht, ist diese Frage wieder so gut wie ausgelöscht.
,,Paddy", flüster ich erleichtert ins Telefon woraufhin ich sein zurückhaltendes Lachen hören kann. ,,Its so nice to hear you, Sherly" , sagt er aufrichtig. ,,Ich habe das vermisst" gebe ich zu; vermisst von ihm Sherly genannt zu werden sowie aus seiner Stimme heraus zuhören wie wichtig ich ihm bin.
,,Do you have time?" , fragt er aus dem Nichts heraus. ,,Jetzt?". ,,Nicht?", fragt er leicht besorgt zurück. Ich bin eigentlich müde und ziemlich sicher, dass meine Mutter mir es nicht erlauben würde ohne Erklärung so spät das Haus zu verlassen, aber ich möchte ihn unbedingt wieder sehen! ,,Doch ich glaube schon" , antworte ich mit einem breitem Grinsen im Gesicht. ,,Ich hole dich ab. Love you" , redet er drauf los bevor er das Telefonat auch schon beendet.
Ich verschwende keine Sekunde und renne sofort auf mein Zimmer, um mich so schnell wie möglich in neue Klamotten zu werfen. Es muss was bequemes sein aber auch nicht zu gamelig aussehen. Schließlich möchte ich ihm gefallen! Ach Mensch... Schon jetzt kribbelt mein Bauch nur so vor Freude; kaum auszuhalten. Muss ich eigentlich etwas mitnehmen?
Ich vermute, dass meine Mutter schon im Traumland verschwunden ist, also hinterlasse ich ihr eine kleine Nachricht und warte, bewaffnet mit einer Jacke, die mich warm hält, auf Paddy. Oder jemand anderes, derjenige der mich nun mal abholen wird.
Es ist Anfang September und die Nächte kühlen sich ziemlich ab weshalb ich echt froh bin, dass endlich ein Auto angefahren kommt und da es direkt vor meiner Treppe anhält gehe ich mal davon aus, dass es für mich bestimmt ist. Mit einem Lächeln auf den Lippen laufe ich auf dieses zu und bin überrascht wen ich, nach öffnen der Türe, am Steuer sitzen sehe. Es ist Paddy.
Kurz hadere ich mit mir selbst. Soll ich 'Hallo' sagen? Doch letztendlich belasse ich es bei einem zaghaften 'Hey' und schnalle mich an. Und als ich meinen Blick von dem Gurt abwende, treffen meine Augen direkt auf seine und ein wunderschönes Lächeln umspielt sein Gesicht, bevor er sich der Straße widmet und los fährt.
Es ist eine merkwürdige Situation von Paddy Kelly gefahren zu werden; generell ihn hinter dem Steuer sitzen zu sehen. Der Anblick ist so ungewöhnlich und irgendwie sexy, dass ich meinen Blick gar nicht von ihm abwenden kann. Genau erklären warum, kann ich auch nicht. Ich bin irgendwie fasziniert davon, wie seine Finger das Steuer umfassen und bedienen, wie sich sein Bein, bei Benutzung des Gases, bewegt und seine Augen hin und her rollen während das Laternenlicht Schatten auf sein Gesicht wirft. Ihn bei so banalen Dingen zu beobachten ist ein merkwürdiges, aber total schönes Gefühl. Es ist faszinierend und wie ich schon sagte, total sexy. Vielleicht liegt es aber auch an meinem "Paddy-Entzug".
Das Gelände ist schon stockdunkel, weshalb ich mich ziemlich langsam fortbewege, da ich ungern über die Stufen, hinauf zur Tür, stolpern möchte. So nehme ich die Hand, die Paddy mir entgegen streckt, nur zu gern an.
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i just wanna feel you
Genç KurguZwei Seelen, die sich von Anfang an völlig zueinander hingezogen fühlen