Irgendwie kann ich meinen eigenen Erinnerungen immernoch nicht glauben. ,,Do you want no picture with us?" Was eine Frage, natürlich wollte ich eins. Welcher Fan möchte denn kein Foto mit seinen Idolen? Es ist total kalt und vom Himmel prasseln immer wieder Regentropfen herunter. Ich hasse Nieselregen und auch der Morgen war nicht der schönste. Ich habe die Nacht total falsch gelegen und mein Nacken ist komplett verspannt. Nicht das beste Omen für diesen Tag und trotzdem laufe ich die feuchten Straßen entlang. ,,Dann komm morgen zum Konzert", waren seine Worte und ich folge ihnen tatsächlich. Immernoch ohne zu wissen ob es nicht alles Einbildung war. Ich wusste, dass hier heute ein Konzert stattfindet aber meine Eltern haben mir keine Karte gekauft und selber leisten konnte ich sie mir, aufgrund meiner Pläne für den Sommer, nicht. Was mache ich hier, eigentlich? Ich laufe zu einem Konzertgelände ohne Eintrittskarte, nur aufgrund leerer Worte meines absoluten Lieblinges. Wenn ich an Gestern denke wird mir sofort wieder flau im Magen und ein Lächeln verbreitet sich auf meinen Lippen ohne das ich es kontrollieren kann. Wie oft habe ich mir gewünscht auch nur für ein paar Sekunden bei "take my hand" seine Hand berühren zu können? Ihn einmal nach einem Konzert zu Gesicht zu bekommen und es mit ein paar Bildern festzuhalten. Das Größte wäre es für mich gewesen neben ihm stehen zu dürfen damit ein anderer ein Foto von uns knipsen kann. Das wir gemeinsam in eine Richtung lächeln und ich seine Hand an meinem Rücken spüren kann. All diese Träume die ich hatte und doch war ich mir sicher, dass es nur Träume bleiben werden. Und jetzt? Er saß tatsächlich mir gegenüber und hat mit seiner Familie im gleichen Raum wie ich gegessen. Es ist als hätten wir zusammen eine Mahlzeit eingenommen. Seine Augen haben direkt in meine geschaut. Ein Moment für den ich vor ein paar Tagen noch alles gegeben hätte. Und jetzt? Ich laufe voller Hoffnung zu dem Gelände an dem wahrscheinlich schon hundert Mädchen auf die Kellys warten. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass mein kleines Herz heute gebrochen wird. Aber ich bin selbst Schuld wenn ich voller Hoffnung diesen Weg antrete.
Mich trennen nur noch wenige Meter vor der blanken Wahrheit, dass all meine Wünsche und ersehnten Hoffnungen für diesen heutigen Abend nicht in Erfüllung gehen. Wahrscheinlich kann Paddy sich nicht einmal mehr an den Moment von gestern erinnern. Ich war einfach nur ein Fan von tausenden. Warum er mich dann angesprochen hat, weiß ich nicht. Seine Worte waren praktisch eine Einladung. So kam es zumindestens bei mir an. Was bei mir ankommt und was wirklich gemeint ist, sind allerdings zwei unterschiedliche Dinge. Vielleicht meinte er auch einfach nur ich soll mir ein Ticket kaufen um ihn wenigstens live singen hören zu können, wenn ich schon kein Foto machen konnte.
Ich bin nicht mal 400 Meter von dem Eingang entfernt, da kann man schon die durcheinander sprechenden Stimmen hören. Ihre Karten werden alle nacheinander begutachtet und entwertet, bevor sie hineingelassen werden. Sobald sie die Sicherheits Leute überholt haben gibt es keinen Halt mehr, sie fangen an zu renne als gäbe es kein Morgen mehr. Keine Rücksicht wird auf ihre Umgebung oder auf ihre eigenen Körper genommen. Es ist als würden sie keinen Schmerz mehr spüren, das Wichtigste scheint es für diese paar Minuten zu sein, so weit wie möglich nach vorne zu gelangen. Den ganzen Weg habe ich mich irgendwie hier drauf gefreut ohne zu wissen was genau auf mich zu kommt. Es war das Ungewissene was mich gereizt hat. Es könnte alles passieren, doch momentan sieht es so aus als würde ich hier nur für Stunden wie ein Trottel herum stehen. Man könnte mich bemitleiden, wie ich hier im leichten Regen neben dem Eingang ohne Karte stehe. Ein Mädchen mit großen Träumen die nicht gehört werden. Nacheinander werden Leute hinein gelassen und ich stehe nur da und schaue dem Procedere zu. Ich komme mir ziemlich dumm vor. Immer wieder schauen Leute aus dem Gedränge zu mir herüber. Ich weiß nicht, was genau ich mir davon verspreche aber ich entscheide mich das Gelände einmal zu umlaufen. Ich hatte einfach keine Lust mehr von den Personen weiterhin komisch angeguckt zu werden, als wäre ich irgendein Störfaktor. Doch mit jedem Schritt mehr kommen mir mehr Zweifel. Zweifel über diese ganze Situation und mir selber. Warum bin ich so navi und mache das hier? Dachte ich wirklich er kann sich genau an einen bestimmten Fan erinnern und kommt vor dem Konzert heraus um einem verliebten Mädchen einen unglaublichen Moment zu schenken? Auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering war, hatte ich Hoffnung. Es war und ist nun mal ein großer Traum von mir und ich bin jung und halte an meinen Träumen fest. Immer weiter entferne ich mich von der Menschentraube und mehr Büsse sowie Mitarbeiter kommen mir entgegen. Sie tragen viele Kabel von A nach B, und ich? Ich bin auf der Suche nach etwas aber was genau, dass weiß ich noch nicht. Vielleicht jemand der mich aus diesem Chaos heraus holt. Aus dieser Ratlosigkeit. Ich bin auf der Suche nach meinem Foto mit einem Kelly. Tue ich hier das Richtige? Darf ich überhaupt hier sein? Doch keiner hält mich auf, geschweige denn beachtet mich, also laufe ich einfach weiter, bis zu einem Tor durch welches die ganze Crew läuft. Zumindest denke ich, dass sie zur Crew gehören, schließlich tragen sie alle blaue Oberteile auf denen die Aufschrift "The Kelly Family" nicht zu überlesen ist.
,,Hey" ruft einer quer über den Platz und ich fahre erschrocken um. Anscheinend hat er mich gemeint, da er genau auf mich zukommt. Mein Herz rutscht mir dezent in die Hose. ,,Was machst du hier?" fragt der stabil gebaute Mann mit seinem Drei-Tage-Bart. Ich schaue hilflos in die Gegend herum. Was genau soll ich ihm sagen? ,,Ich wurde von den Kellys eingeladen" sage ich und die Wörter verlassen meinen Mund schneller als gewollt. ,,Achja, dass wurden so einige" sagt er mit einem Lachen im Unterton. Seine Hand greift nach meinen Oberarm um mit mir das Gelände zu verlassen. Er glaubt mir nicht und macht sich in seinen Gedanken auch noch über mich lustig. Ich würde mir selber wahrscheinlich auch nicht glauben zumal ich ja wirklich nicht richtig eingeladen wurde, aber so grob wie er mich berührt habe ich echt nicht verdient. Ich bin keines der Mädchen die sich heimlich in die private Zone der Kellys schleichen wollte um ein paar ganz private Fotos zu schießen, wobei mir der Anblick bei bestimmten Personen nichts ausmachen würde. ,,Heinz" höre ich eine weitere, wesentlich jüngere männliche Stimme rufen. Anscheinend ist der gefühlslose Stein neben mir gemeint, denn wir blieben apruppt stehen. ,,Lass sie los. Es stimmt" redet er weiter. Erst jetzt drehe ich mich um und mein Pulz steigt in die Höhe. Ernsthaft jetzt? Ich habe mich zwar heute extra hübsch gemacht, mein Kelly T-shirt gebügelt und in meine Kamera einen neuen Film eingelegt aber trotzdem bin ich dafür nicht bereit. ,,Du bist zu früh" lächelt mich der Typ in dem gleichen blauen T-Shirt an. ,,Patricia hat gesagt das "little girl" kommt nach dem Konzert" sagt er und kommt auf uns zu. Endlich lässt der Mann, der den Namen einer Ketchup Marke trägt, meinen Arm los und ich schaue kurz zu ihm herüber. Er sieht echt angsteinflößend aus aber bei den ganzen verrückten Kelly Fangirls muss er das auch sein. ,,Heute Abend nach dem Konzert kannst du wieder kommen" zwinkert der junge Mann mich an. Flirtet er mit mir? Ich bin immernoch ziemlich eingeschüchtert. Ich fühle mich schlecht, als wäre ich bei irgendwas verbotenem erwischt worden.
(lasst euch von diesen ersten 2 Kapiteln nicht "verschrecken". Schon ab dem nächsten Kapitel werdet ihr merken worum es eigentlich geht.)
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i just wanna feel you
Teen FictionZwei Seelen, die sich von Anfang an völlig zueinander hingezogen fühlen