Mein Herz schlägt schneller, mein Magen fährt Achterbahn und er ist nicht einmal hier. Er macht mich wahnsinnig, auch so viele Kilometer von mir entfernt. Alles nur wegen ein paar bedeutungslosen Wörtern auf einem Zettel. Visit me
Die Sonne strahlt Rekord verdächtigt vom Himmel und hat kein erbarmen. In meiner langen, schwarzen Hose und einem recht eng anliegendem langärmeligen Oberteil gehe ich beinahe ein. Wie ein Fremder laufe ich die Straßen entlang. Jeden weiteren Meter wünsche ich mir endlich anzukommen. Jeden weiteren Meter verfluche ich mich dafür, dass ich kein Wasser mitgenommen habe.
Das Ticket hier her war nicht grade günstig aber ich habe all mein Erspartes zusammen gekratzt um diese Reise antreten zu können. Und all das nur, weil Paddy ein paar Wörter auf die Rückseite meines Autogrammes geschrieben hat. Noch immer bin ich mir unsicher ob sie auch wirklich für mich bestimmt waren. Trotzdem bin ich hier her gekommen.
Es ist der erste Montag meiner Ferien und in dieser Stadt deutlich wärmer als bei mir zu Hause. Ich weiß nicht ob die Kellys daheim sind und wenn ja, wie ich überhaubt an die Eingangstür gelangen soll, geschweige denn wie ich meinen Besuch begründen soll. Ich könnte die Wahrheit sagen und ihnen erzählen, dass ich Paddys Einladung gefunden habe. Es klingt dumm. Wer wird mir das denn glauben? Keiner. Deswegen bin ich mir selbst ja nicht einmal sicher. Erst in der Schule habe ich seine kleine Botschaft entdeckt und sofort drehte sich meine ganze Welt. Der Typ auf den ich stehe hat mich zu sich nach Hause eingeladen. Und sein Zuhause ist auch noch ein Schloss. Und die Schloss Besitzer ist die Kelly Family. Paddy hat mir zu den Wörtern "visit me" auch noch die Adresse hinterlassen. Es brachte mich zum schmunzeln, denn jeder kennt die Adresse von Schloss Gymnich. Die Fans, weil sie alles von ihren Stars wissen. Die Ultras, weil sie dort Tag und Nacht schlafen. Die Polizei, weil sie dort ständig Kinder abholen müssen. Und Leute, die sich für ihre Welt interessieren, weil das Schloss schon einige prominente Leute beherbergt hat.
Ich kann eigentlich nicht mehr doch der Gedanke an Paddy treibt mich an. Er zieht mich an. Ob er weiß wie ich für ihn empfinde, was ich von ihm halte und was in meinen Gedanken so abläuft? Hätte er mich auch eingeladen, wenn er all dies wüsste? Ich zumindestens weiß, dass es nur noch ein paar Meter sind. Das riesige matt-schwarze Tor und vereinzelnte Fans sind schon zu sehen. Mutig laufe ich weiter. Immernoch versuche ich mir für gleich einen Plan zurecht zu legen aber nichts was ich mir überlege ist so wirklich gut.
Unauffällig mische ich mich unter die Leute und werde sofort mit einem Lächeln begrüßt. Ich werde für einen Kelly Fan gehalten, eine Fan der hier Stunden lang warten möchte um Paddy aus 100 Metern Entfernung zu sehen. Nein. Ich wurde eingeladen. Von ihm höchst persönlich. Glaub ich zumindestens. Ich kann hier doch nicht einfach so stehen bleiben. Was aber einfach ist, wäre es ein paar Schritte nach vorn zu machen und auf die Klingel zu drücken. Ein Versuch ist es wert. ,,Das kannst du vergessen. Dort ist eine Kamera. Sie werden sehen, dass du ein Fan bist". Ich schaue mich nach dem Mädchen die das sagte um. Sie hat recht, sie werden sehen das hier ein Fan steht. Aber ich bin ein Fan mit Einladung. Ermutigt von diesem Gedanken drücke ich drauf und warte entschlossen. ,,Hab ich doch gesagt" grinst das Mädchen mich sieges sicher an. Es ist mir schon etwas peinlich aber ich drücke erneut drauf. Ich hoffe nur, dass mir jemand auf macht und mich aus dieser peinlichen Situation und der Hitze rettet. ,,Hello" ertönt eine Stimme nach einem kurzen Rauschen. Eindeutig Kathys Stimme. ,,Hier ist Amelie" melde ich mich an.
Der Weg zum Schloss ist ein langer, grader Weg und die Kieselsteine hört man nur so knacken, unter den Schuhen. Ich vermute mal, dass der Weg so lang ist um den Blicken der neugierigen Fans zu entgehen. Ich bin keine 10 Meter mehr von der Tür entfernt und sie ist immer noch verschlossen. Keiner steht dort um mich in den Entfang zu nehmen. Da die Tür immernoch verschlossen ist, klingel ich erneut an. Eine gut gelaunte Kathy öffnent die Tür und wieder kann ich nicht glauben was hier passiert. Ich danke der höheren Gewalt, dass sie mich in letzter Zeit so glücklich macht. ,,Come in" sagt sie und schreitet beiseite. Der Anblick der Eingangshalle verschlägt mir die Sprache. ,,Paddy hat gesagt, dass du in nächster Zeit vorbeikommst" ich drehe mich ruckartig zu ihr um. ,,Ich freu mich, dass du den Job machen willst" lächelt sie. Job? Ich kann gar nicht wiedersprechen und nicke ihr einfach nur lächelnd zu. ,,Du bist ja viel zu warm angezogen" stellt sie fest. ,,Warte ich hol dir was". Ich bin ihr unendlich dankbar, denn auch wenn es in dem Schloss viel kühler ist als draußen, habe ich das Gefühl gleich um zu kippen.
Mit den Sachen in der Hand stehe ich vor einem Spiegel, der in einem riesigen Badezimmer hängt. Soll ich die Toilette benutzen? Mir die Hände waschen und das Stück Handseife nehmen? Oder die Sachen anziehen, die ich immernoch völlig überfordert festhalte? Egal was ich mache, ich werde Sachen berühren die die Kellys berührt haben. Ich befreie mich endlich aus meinen Klamotten und werfe mir das Kleid über. Ich kenne es. Es gehört Patricia. Aber eigentlich hat sie darunter noch ein Pullover, da der Ausschnitt viel zu tief ist. Zumindestens für Kelly Verhältnisse.
Es klopft an der Tür und ich schrecke hoch. ,,Amelie?". Paddys Stimme lößt sofort Panik in mir aus. Er macht mich einfach verrückt. Aus meiner Schockstarre befreit laufe ich zu der Tür hinüber und öffne sie ihm. Er sieht atemberaubend aus und ich kann hin gar nicht ansehen. Die Gefahr ist viel zu groß, dass ich ihn mit meinen Blicken ausziehen. ,,Freut mich, dass du gekommen bist" sagt er leise und schließt die Tür hinter sich. ,,Welcher Job?" frage ich ihn. Es ist das erste was mir einfällt und zugegeben ziemlich dumm. ,,Hast du in den Ferien denn schon was vor?" stellt er mir eine Gegenfrage und kommt auf mich zu. Mit jedem Schritt den er mir näher kommt bekomme ich weniger Luft. ,,Nein" sage ich leise und schaue mich im Raum um, um bloß nicht zu ihm gucken zu müssen. Er sieht nicht nur verdammt gut aus, nein, er richt auch noch gut. Moment ich kann ihn richen? Langsam hebe ich meinen Kopf und sein Kinn sowie sein Mund befindet sich dirket vor meinen Augen. Ein paar Zentimeter höher sind seine Augen, die dirket in meine blicken. Sein direkter Blick ist kaum auszuhalten und ich schaue wieder an die Wand links von mir ,,Es ist verdammt cute how shy you are" flüstert er mir ins Ohr und greift nach meinem Handgelenk. Seine Finger an meinem Handgelenk und sein Flüstern beschert mir an meinem Nacken eine Gänsehaut. Sanft legt er einen Schlüssel in meine Hand und dreht sich einfach wieder um. ,,Das Kleid steht dir." Seine Worte lassen mich rot werden und sein Blick, der kurz über meinen Körper gleitet, lässt mein Pulz höher schlagen. Ich schaue an mir herunter und ziehe sofort das Kleid ein kleines bisschen höher. Meine Wangen sind immernoch total rot.
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i just wanna feel you
Teen FictionZwei Seelen, die sich von Anfang an völlig zueinander hingezogen fühlen