Strangers again

26. Kapitel

Elijah

Es war 3 Uhr, als ich endlich die Pokerrunde als Sieger verließ und durch das leere Gebäude ging.

Angespannt und dennoch gelassen öffnete ich den Knopf des Jackets und lief die Treppen nach unten, wo bereits Raven mit dem Geländewagen wartete.

Eindeutig mehr mein Stil.
Der Camaro war zwar schick, aber der Geländewagen brachte mehr meine Vorlieben zum Vorschein.

Raven öffnete bereits ohne seine Miene zu verziehen die Beifahrertür, während mein Blick skeptisch zu ihm fiel.

Er lachte direkt danach und warf mir letztendlich die Schlüssel zu.

"Na, einen erfolgreichen Abend gehabt Sir?"
"Wie immer." entgegnete ich ihm lachend.

"Hast du eigentlich was von Ava gehört?" platzte es zusätzlich beiläufig aus meinem Mund.

"Seit dem sie vorhin mit dem Camaro weggefegt ist, nein."
"Was hast du ihr denn gesagt?" sprach ich kopfschüttelnd und ahnte es bereits.

"Nichts besonderes."

Ich legte meine Stirn in Falten und schaute zu ihm.

"Hab ihr vielleicht ganz provokant gesagt, dass ich deinen entschluss damals verstehen konnte sie zu verlassen, so reizbar und zickig wie sie ist."

Ich rollte mit den Augen.

Jetzt weiß ich wieso mich so ein ungutes Gefühl plagte.
Sie wird mich eindeutig umbringen.

"Was? Ist doch wahr." versuchte sich Raven zu verteidigen.

Ich räusperte mich leicht und lief um den Geländewagen, während ich Charlie anrief.

"Hey Charles, ist Ava da?"
"Nein, bisher kam niemand am Haus an."
"Bist du dir sicher?"
"Ja Sir, das Haus ist bis auf die Angestellten leer."
"Danke dir Charles."

Ich legte auf und schaute auf die Uhr.

"Ist was?"
"Sie ist vor knapp 2 Stunden los.."
"Und?"
"Sie ist noch nicht da Raven."
"Vielleicht hat sie sich verfahren."
"Sie kennt sich hier wahrscheinlich besser aus als in ihrer Heimatstadt Raven."
"Vielleicht hat sie 'nen Platten?"
"Sie hätte angerufen."
"Angerufen? Bei Ihrem Ego? Wahrscheinlich eher nicht."

Er hatte leider recht. Sie würde mich niemals anrufen, selbst wenn sie noch meine Nummer hätte.

"Du hast wahrscheinlich recht." sprach ich und lenkte den Wagen auf die Straße.

"Du wirst sie suchen, stimmts?" sprach Raven leicht kritisch, nach ein paar stillen angespannten Sekunden.

Ich nickte letztendlich, während er bereits die Nummer vom Hilton wählte um die Wagennummer des Camaros zu erfahren.

♤

"Mh.. mh.. danke."

Ich legte ohne weiteres auf, während ich auf positive Nachrichten von Raven wartete.

"Charles und Davidson fahren die Umgebung zusätzlich mit ab, aber bisher ohne Erfolg."

Ich schlug gegen das Lenkrad.

"Was hat der Page gesagt?"
"Er hat mir die Wagennummer gegeben, doch er glaubt nicht daran, dass das GPS angeschalten ist, geschweige denn war, trotzdem schaut er nach. Er ruft zurück."

Ich raufte mir gestresst die Haare.

Wieso hatte ich sie auch nur alleine gehen lassen? Nachdem was sie mir gezeigt hatte, nachdem was ich mitbekommen hatte, nachdem was der Typ alles getan hatte, hätte ich sie niemals alleine fahren lassen dürfen, fuck!

Mein Körper war angespannt, während wir mittlerweile seit weiteren 20 Minuten alle Straßen abfuhren.

Wo zur Hölle ist sie??

"Ruf nochmal im Hilton an." knurrte ich Raven entgegen, der Kommentarlos meinen Worten folgte.

"Ja, schon wieder, wegen des Camaros, genau." sprach er provokant laut und wiederholte teils die Worte des Pagen der am anderen Ende der Leitung war.

"Mh, ja.. ok."

Das Gespräch dauerte nur geschlagene Sekunden und schon legte Raven auf.

"..., vielen Dank!"

"Sie haben den Wagen geortet..."
"Wo ist er?" fragte ich hektisch und unterbrach ihn direkt.

"..er schickt mir gleich die Adresse."

Ich seufzte und überspielte es mit einem kurzen Räuspern.

"Wir finden sie gleich und du wirst sehen, ihr geht es gut und sie wird bockig am Straßenrand stehen."

Ich hoffte sehr das Raven recht haben würde, denn irgendwas in mir wollte mich unbedingt vom Gegenteil überzeugen.

Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis der Mitarbeiter des Hilton es endlich schaffte Raven die Adresse zu schicken.

"Und?"

Raven sagte nichts.

"Fahr hier vorne rechts und dann gib Gas." sprach er schlichtweg.

Angespannt drückte ich das Gaspedal bis zum Anschlag und sah wie die Geschwindigkeit anstieg, jedoch immernoch zu langsam wenn ihr mich fragt.

"Wie weit ist es noch?"
"10 Kilometer."

Es dauerte keine 3 Minuten schon sahen wir von weiten wie der Wald, am Abhang der Straße, brannte und irgendwas sagte mir, dass mittendrin Ava steckte.

"ELIJAH WAS TUST DU DA?" sprach Raven aufgelöst, während ich geradewegs auf das Feuer zu fuhr.

Ich entgegnete ihm kein Sterbens Wort und war darauf fixiert Ava zu finden.
Irgendwo hier musste sie sein.

"Da vorne!" rief Raven und ich sah die Spur die den Abhang hinunter verlief.

"Verdammte Scheiße."

Ruckartig stoppte ich den Wagen mit einer Vollbremsung und stieg gleichzeitig mit Raven aus.

"Ruf Hilfe."

Ich zog mein Jacket aus, drückte es mir auf meine Nase & Mund und folgte den Spuren des Abhangs, der geradewegs weiter in die Flammen führte.

Ich schlitterte mehrere male kurz den Abhang herunter, da ich selbst den Halt verlor, als ich den brennenden vollkommen verbeulten Camaro sah.

Geradewegs bewegte ich mich auf diesen Totalschaden zu und sah wie Ava noch im Inneren des Wagens steckte.

Sofort wickelte ich mir das Jacket um die Hand und schlug die Scheibe der Beifahrertür ein.

Die Flammen vom Motor wurden stichartig höher, während ich versuchte die Beifahrertür aufzubekommen, um Ava aus dem Wagen ziehen zu können.

Da die Tür sich keinen Millimeter bewegte, die Flammen höher und der Rauch Dichter wurde, schlug ich die restlichen überschüssigen Scherben der Scheibe weg und kletterte in den Wagen.

"Ava? Ava hörst du mich?"

Sie reagierte nicht, kein Stück, während ihr Puls beinahe schon bei Null stand und alles mehr als nur aussichtslos für uns stand.