45. Kapitel

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Elijah

Keine Ahnung wie spät es war, doch gefühlt mitten in der Nacht wurde ich wach und bemerkte das ich kurzzeitig eingeschlafen sein musste.

Ich streckte mich und schaute sofort nach Ava, doch die andere Betthälfte war plötzlich leer.

Wie ich sie kannte war sie wahrscheinlich direkt geflüchtet als sie wach geworden war und mich sah.

Ich seufzte und richtete mich rasch auf, denn irgendwie musste ich sicher gehen das es ihr gut ging, immerhin hatte sie seit Tagen Fieber und gegessen hatte sie weiß Gott garnichts. Keine Ahnung wie sie es überhaupt geschafft hatte aufzustehen.

Im Haus war es vollkommen ruhig und nirgends brannte auch nur ein Hauch von Licht, weshalb ich annahm das sie sich wahrscheinlich wieder auf die Couch im Wohnzimmer gelegt hatte. Typisch.

Als ich geradewegs auf dem weg dahin war und die Treppe nach unten lief, sah ich jedoch das Licht in der Küche brennen und stoppte im Eingang.

Sie bemerkte mich nicht, denn sie saß auf dem Fußboden zusammengekauert, in einem meiner Shirts.
Zusätzlich starrte sie wie verrückt auf den Backofen, während sie auch noch in Gedanken schien.

Ich grinste vor mich hin und beobachtete sie kurz, währenddem ich am Türrahmen lehnte und die Hände in den Taschen hatte.

Sie zitterte leicht und ich konnte es kaum mitansehen wie sie frierte, weshalb ich in mein Schlafzimmer lief, ohne das sie überhaupt meine Anwesenheit mitbekommen hatte.
Ich ging auf meinen Kleiderschrank zu und kramte, hinter den zahlreichen Anzügen einen Hoodie hervor, mit dem ich mich wieder leise auf den weg nach unten in die Küche machte.

Immernoch saß sie zusammengekauert da und hatte mich nicht mitbekommen, weswegen ich mich neben sie setzte und ihr den Hoodie reichte.

"Gib ihn mir nur dieses mal wieder, ich hab kaum noch welche."
"Du brauchst sie ja auch nicht." entgegnete sie mir schroff und ich sah das sie innerlich mit sich kämpfte, bevor sie sich den Hoodie doch überzog.

Sie versank förmlichst darin, während ich sie von der Seite anschaute.

"Wann hattest du bitte das letzte mal ein einfaches alltagstaugliches oder gar ein gammeliges Outfit an? Das ist doch sicherlich schon Jahre her.."
"Als du mich durch halb New York gezerrt hast um meine Sachen wieder zu bekommen." entgegnete ich ihr schlicht und wissend darüber das es nicht das war was sie hören wollte.

Sie sagte nichts mehr.
Eine ganze gefühlte Ewigkeit schwiegen wir uns an, doch am Ende waren es vielleicht auch nur 2 unangenehme Minuten in denen sie bedrückt wirkte. Gar als wöllte sie etwas sagen, doch behielt es letztendlich doch für sich.

"Wie ist es so?"

Fraglich wendete ich mich ihr zu, während sie etwas unruhig war.

"Wie ist was?"

Sie feixte vor sich hin, bevor sie weitersprach.

".. fester Job, die Familie um sich die ein mehr als alle andere liebt, verlobt, keine Geldsorgen,... sein Leben unter Kontrolle zu haben.."

Sie blickte mich verzweifelt an und wartete auf eine Antwort.

"Es klingt zwar schön, aber es ist nicht viel anders als bei dir."

Sie lachte kurz.

"Gott Elijah, du hast es anscheinend immer noch nicht verstanden trotz all der Scheiße die passiert ist... "

Sie fuhr sich durch die Haare und legte ihren Kopf in den Nacken.

".. du solltest dich glücklich schätzen das es so gut wie reibubgslos bei dir läuft. Du weißt nicht was ich dafür geben würde das mein Leben wenigstens etwas gut läuft.."

Von Wort zu Wort wurde sie leiser und murmelte nur noch vor sich her, doch trotz allem verstand ich alles.

Wenn sie mir doch endlich sagen würde was passiert ist seit sie ging ..
Diese Ungewissheit machte mich kirre und zugleich wütend.

Sie hatte mir immer vertraut, sie wusste das ich ihr beistehen würde und dennoch kämpfte sie alleine gegen alles an anstatt sich helfen zu lassen.
Anstatt mir zu vertrauen..

Ich gab nichts mehr von mir, da jedes meiner Worte nur einen Streit ausgelöst hätte.
Stattdessen stand ich auf und verließ die Küche ohne ein Wort.

Ich lief nach oben ins Badezimmer und schmiss mir etwas Wasser ins Gesicht, bevor ich mich auf das mattschwarze Waschbecken lehnte und in den Spiegel schaute.

Wenn sie sich nicht helfen lassen will, dann ist es halt so. Dann soll sie damit klar kommen.

Mein Griff wurde stärker, bevor ich mich vom Waschbecken abdrückte und mir wutentbrannt das Hemd auszog.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt