47. Kapitel

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Er schmiss das Handtuch beiseite und verließ fluchtartig den Raum, während ich wie erstarrt stehen blieb.

Ich versuchte mich zu fassen, alles zu realisieren was er mir in den letzten Minuten an den Kopf geworfen hatte, während ich kein Wort herausgebracht hatte.
Ich konnte mich ihm gegenüber nicht rechtfertigen, ich konnte ihm rein garnichts erklären.. davon abgesehen das er mich eh nicht zu Wort kommen lassen hätte, doch so einfach würde ich nicht aufgeben. So schnell würde dieses Gespräch nicht enden, denn das ganze musste heute ein Ende haben, wir mussten reden, ob wir wollten oder nicht, denn sonst würde keiner von uns in Frieden weiterleben können.

Ich packte mich und lief ihm hinterher.
Geradewegs ging ich auf sein Schlafzimmer zu und riss die Tür auf. Er beachtete mich erneut nicht und lief in sein angrenzendes Badezimmer.

Bevor er die Tür schließen konnte, hielt ich wutentbrannt meinen Fuß dazwischen und wartete darauf das seine Gestalt in der Dunkelheit hinter der Tür hervortrat.

Das alles hatte zwei Seiten, nicht nur eine und da er die Andeutungen nie verstand musste ich nun weitestgehend klar schiff machen.

Wütend blickte er mich an, als er die Tür wieder öffnen musste.

"Du denkst ernsthaft diese Entscheidung hat mir Spaß gemacht? Das ich es einfach aus Freude gemacht habe? Es mich kein Stück verletzt hat? Ich nicht mal einen Gedanken an dich verschwendet habe?"

Er reagierte nicht.

"Bist du wirklich so naiv und denkst ich hätte dir nicht vertraut? Das ich nicht gewusst habe das du diese Scheiße mitgemacht hättest wenn ich dir alles erzählt hätte?"

Seine Miene lockerte sich.

"Ich wusste das du mir helfen würdest, ich wusste das du mich nicht alleine lassen würdest und genau deswegen, aus diesem scheiß Grund musste ich so gehen. Du hättest verdammt nochmal meine Entscheidung keineswegs  akzeptiert und dein Leben wäre ruiniert gewesen, meinetwegen!" entgegnete ich ihm vorwurfsvoll.

"Aber.."
"Nichts aber! Deine Familie hat dich verdammt nochmal gebraucht!
Ich hätte es nicht übers Herz gebracht eure Familie zu zerreißen, dein Leben zu ruinieren nur um meine zu retten."

Er wollte mich unterbrechen doch ich funkte ihm direkt dazwischen.

"Komm mir nicht damit das wir es gepackt hätten, es allen recht zu machen.. du hättest mehr als nur gelitten."
"Woher willst du das wissen Ava? VERDAMMT WOHER!"
"ZUR HÖLLE NOCHMAL, ich hab in einem verschissenen Crack Haus gewohnt, ich wurde verkauft, bedroht, mehr als nur einmal vergewaltigt, zusammengeschlagen und bin Stammgast im Krankenhaus. Mein Job ist es Leute in einem Käfig zusammenzuschlagen, während 1000 Typen ihr Geld verwetten, ich hab so gut wie kein Geld und wer weiß wie viele Leichen gesehen. Hättest du das gewollt? Hättest du wirklich gewollt das alles hier gegen diesen Dreck einzutauschen?!" knallte ich ihm lautstark meine Worte gegen den Kopf da es mir reichte und mein Geduldsfaden am Ende war.

Er sagte nichts, während mir die Tränen in den Augen standen.

"Ich hab das alles nie gewollt, ich hätte auch alles gerne anders gehabt doch ich musste es tun. Auch wenn du es nicht verstehen willst, vielleicht kannst du es auch einfach nicht verstehen und eigentlich solltest du das alles auch nie verstehen können, denn es ist die pure Hölle."

Ich versuchte den Drang nach Schwäche zu unterdrücken und wendete meinen Blick zur Seite.
Schnell wischte ich mir mit meinem Handrücken die Tränen beiseite und hielt Inne.

Keiner von uns sagte ein Wort, es war beinahe unangenehm, denn wir beide fühlten uns in Gewisserhinsicht schuldig, weshalb ich kurz davor war das Zimmer fluchtartig zu verlassen.

Wir hatten alles gesagt, alles was nötig war, beiderseits. Es war gut so, auch wenn es sich im Moment für keinen von uns so anfühlte und der Schmerz andauern würde.

"Alles was ich verdammt nochmal wollte um glücklich zu werden war jeden Tag zu der Person heimzukommen, neben der Person einzuschlafen und wieder aufzuwachen die mich liebt, die ich liebe .. und das alles gottverdammt nicht wegen des Geldes, weil ich CEO bin oder der Sohn von DEM Mr. Johnson!
Das ALLES wollte ich, das ALLES hätte ich fallen lassen für die richtige Person und es wäre mir egal gewesen..ich hätte nichts bereut, REIN GARNICHTS! Denn das alles hier, wollte ich nicht und brauche ich ZUR HÖLLE NOCHMAL NICHT AVA!"

Er hielt kurz inne.

"DU würdest heute an Morellas stelle stehen und keine andere! So sollte es sein und nicht anders, doch stattdessen werde ich Zwangsverlobt und du.. "

Er schüttelte mit dem Kopf und fuhr sich durch die Haare.

"..und du.. du hast indirekt 'nen anderen.."

Elijah schlug vor Wut gegen den Türrahmen und ging ein paar Schritte tiefer in sein Badezimmer, während er seine Hände im Nacken verschränkte.

Ich wusste nicht was mich ritt, doch ich lief ihm nach, umarmte seinen angespannten durchtrainierten Körper von hinten, ohne Vorwarnung und schloss meine Augen.

Er war, genauso sehr wie ich, überrascht darüber und dennoch hielten wir beide Inne und genossen den Moment für ein paar Sekunden.

Ich spürte seinen Atem, der sich beruhigt hatte, während seine Anspannung sich ebenfalls gelöst hatte.

Elijah legte seinen Hand auf meine und streifte sanft mit seinem Daumen über meinen Handrücken, was leichtes Kribbeln auf meiner Haut auslöste.

"Lass mich bitte nie wieder los.." murmelte er.

Wenn das alles doch nur so einfach wäre..

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt