31. Kapitel

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Elijah legte sein Jacket ab, während ich den Eingangsbereich bestaunte.

Der Eingangsbereich war offen gehalten, links und rechts führte geradewegs eine dunkle Treppe hinauf, während gerade aus der Wohnbereich anfing.

"Wow.. keine Kosten und Mühen gescheut.. aber der Kronleuchter? War der wirklich nötig?" sprach ich ungefragt meine Gedanken aus.

"Du kennst doch meine Mom.. "
"Wusste ich es doch!"

Er rollte mit den Augen.

"Das ist unser Familiendomezil Ava."

Ich zog fraglich meine Augenbrauen zusammen.

"Familiendomezil? Wirklich? Brauch man sowas, im ernst?"
"Wenn es nach meinen Eltern geht, ja."

Eine Haushälterin begrüßte uns keine zwei Sekunden später im Eingangsbereich.

"Guten Abend Mr. Johnson."
"Guten Abend Mrs. Quentin, wie geht es Ihnen."
"Hervorragend Sir, was kann ich für Sie tun?"
"Das ist Ms. Wilson, zeigen Sie Ihr bitte das Schlafzimmer."
"Wünschen Sie ein besonderes Sir?"

Er grinste mich erneut breit an und langsam aber sicher hatte ich die Nase gestrichen voll davon.

"Vergiss es.. schlag es dir sofort aus dem Kopf! Ich nehme die nächstbeste Couch Mrs. Quentin!"
"Wie Sie wünschen Madame."

Sie lief wortlos voraus und ich folgte ihr, während wir Elijah ohne weiteres stehen ließen.

"Gute Nacht Zicke."
"Schöne Alpträume Vollpfosten." sprach ich ohne mich nochmals umzudrehen und verschwand im Wohnbereich des Hauses.

"Hier Ms. Wilson, ich bringe Ihnen gleich noch ihr Bettzeug."
"Danke Mrs. Quentin!"

Mrs. Quentin verschwand im Inneren des Hauses, während ich die Couch begutachtete.

Sie war ziemlich Schlicht, in schwarz , hatte die 3-fache Größe einer normalen Couch, war mit ein paar vereinzelten Kissen bestückt und sah für die Nacht eigentlich ziemlich bequem aus.

Vielleicht war es ja doch nicht allzu schlecht mitzukommen.

Mrs. Quentin brachte mir das Bettzeug kurzerhand später und zeigte mir das Badezimmer.

"Ich danke Ihnen!"

Sie nickte behutsam und dann verschwand sie auch schon nach oben.

Ich bewegte mich ins Badezimmer und sah erneut das Ausmaß, was ich verdrängt hatte.

Ein kurzes Seufzen folgte nach einer halben Ewigkeit die ich im Bad verbracht und einfach nur in den Spiegel gestarrt hatte, bevor ich mich etwas frisch machte und endlich schlafen ging.

♤♤

Ich wälzte mich, sekündlich und bereute es die Couch gewählt zu haben.

Das Leder knarrte bei jeder kleinsten Bewegung und die Bequemlichkeit die es einst ausstrahlte war nur pure Täuschung.

Ich legte mich auf den Rücken, seufzte und prustete eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.

Wieso kann ich nicht einmal eine dämliche normale (na gut wahrscheinlich eher luxuriöse) Couch wertschätzen, die nicht aus der Gosse war, wie meine?

War es so schwer für mich mal etwas zu genießen?? Eindeutig ja!

Es bewegte sich etwas in der nun langsam kommenden Morgendämmerung und dann stand ich im Bruchteil einer Sekunde auch schon angriffs bereit und panisch auf der Couch.

"UM HIMMELSWILLEN ELIJAH!" brüllte ich beinahe, nach ein paar weiteren Sekunden, im Flüsterton das halbe Haus zusammen, als ich seine Umrisse, sowie eins seiner Tattoos in der Dämmerung erkannte.

Er verkniff sich sein lachen doch ihm entwich trotz allem ein lauthalses Gelächter.

Ich stieg von der Couch und schlug ihm gegen den Hinterkopf.

Vollidiot!

Ich lief an ihm vorbei und wollte das Zimmer verlassen, als er mich schlagartig am Handgelenk packte.

Ich schaute die ersten paar Sekunden nicht zu ihm.. doch letztendlich drehte ich meinen Kopf langsam in seine Richtung.

"Was ist Johnson?" sprach ich stur.

"Komm mit." erwiderte er mit seiner rauen Stimme.

Er lief los und ich hatte keine andere Wahl als mitzugehen, da er stärker war,  viel stärker und so zog er mich wie einen laufenden Sack hinter sich her.

"Elijah verdammt was willst du! Solltest du nicht schlafen? Hast du heute nichts wichtiges vor?"
"Halt die Klappe Wilson."

Er trat beiseite und dann sah ich auch schon die Aussicht und verstummte, bevor ich irgendeinen dummen Kommentar von mir geben konnte.

Er ließ mich los und dann trat ich auch schon auf den Balkon.

"Wow.."

Ich legte meine Hände sanft auf das Geländer, während Elijah sich neben mir mit den Unterarmen darauf stützte und ebenfalls die Dämmerung betrachtete.

Wir beide schwiegen, eine weile, doch ich bemerkte kurze Zeit später wie er mich von der Seite musterte.

Ich mied es zu ihm zuschauen, da ich ihm nicht auch noch die Bestätigung geben wollte das er wieder voll ins schwarze getroffen hatte.

Er kannte mich, zumindest die alte Version von mir. Die alte Version.. die für ihre Familie nicht mehr existierte..

Ich seufzte innerlich.

Ob ich mir manchmal vorstellte hier geblieben zu sein? Nicht den falschen Weg eingeschlagen zu haben der praktisch unausweichlich war?
Bei Elijah geblieben zu sein?

Vielleicht.. jedoch änderte dies nichts an meiner Situation. Ich musste es tun, so oder so.. wir hätten uns auseinander gelebt.. unsere Welten, unsere Vorstellungen, unsere Situationen, sie waren schon immer zu unterschiedlich, doch jetzt war es deutlich spürbar.

Er, der brave Sohn der die Firma seines Vaters übernimmt und ich.. ich die an die falschen Leute geriet.. mit guten Absichten und letztendlich so tief in der scheiße saß wie noch kein Mensch vor ihr.

Meine Lunge brannte erneut leicht und langsam machte sich auch mein Handgelenk bemerkbar.

"Sag mir was los ist"
"Nichts.."

Er drückte sich vom Geländer ab und drehte sich leicht zu mir, während seine Hand platz auf meinem Handrücken fand.

"Rede mit mir.."

Ich starrte eine Weile auf seine Hand, die meine berührte.

"Wir sollten schlafen.. es war ein langer Tag.."

.. und die nächsten Tage werden sicher nicht ruhiger, doch diesen Teil ließ ich bewusst aus.

Ich schaute auf zu ihm, da er sich genauso wenig rührte wie ich.

Elijah schaute regungslos zu mir herab, wartete auf eine Antwort und sagte nichts, während ich nervös wurde.
Ich wollte weg schauen, mich aus der Situation retten und diesen Moment der Spannung beenden, doch ich konnte nicht.

Egal wie sehr ich es versuchte mein Körper regte sich kein Stück, stattdessen fing ich an unbewusst zu zittern. Mein Herzschlag spürte ich bis zu meiner Halsschlagader und ich schluckte schwer.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen totaler Kreislaufzusammenbruch in ein paar Sekunden, doch leider gottes war dies nur Wunschdenken.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt