56. Kapitel

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Das Gaspedal war bis zum Anschlag durchgedrückt.
Ein paar halb rote Ampeln und keine 10 Minuten später schon hatten wir den Audi mit Leichtigkeit abgehängt, doch Orsen war immernoch nachdenklich.

"Was ist los?"
"Ist es nicht komisch?"
"Inwiefern?"
"Das sie sich so leicht abschütteln lassen haben?"

Ich boxte ihm gegen die Schulter und er brach in Gelächter aus, während ich anfing zu schmollen.

"Na komm, bring uns heim." sprach er breit grinsend nachdem er sich wieder leicht beruhigt hatte.

Ich nickte nur und fuhr uns zurück zu den Johnsons, wo großer Aufruhr herrschte als wir den Eingang betraten.

Mrs. Johnson fiel Orsen und mir direkt um den Hals, während mein Blick zu Raven ging.

Nachdem sich Mrs. Johnson von mir gelöst hatte, lief ich geradewegs Raven hinterher.

"Das erste mal das du direkt auf mich hörst. Träume ich etwa?"

Er verzog seine Miene leicht, während ich vor mir her lachte.

"Das hätte anders enden können Ava."
"Du klingst ja schon fast wie Elijah."
"Vielleicht, weil er recht hat."
"Und? Selbst wenn es so ist, dann ist es so. Ändern können wir es nicht, Kevin wird nicht aufhören so lang er meinen kalten leblosen Körper nicht eigenhändig gesehen hat, nachdem er mich qualvoll umgebracht hat."

Er schaute mich eindringlich an.

"Kevin? Kevin Quastinera?"

Ich biss mir auf die Lippe und hasste mich dafür seinen Namen ausgesprochen zu haben.

"Ava! Beantworte meine Frage!"

Genau genommen war es doch keine richtige Frage.

"Ja."
"Wie zur Hölle kannst du an diesen Kerl geraten, der sich praktisch nirgends blicken lässt?"
"Ich zieh das Unglück magisch an Raven, das müsstest du doch mittlerweile wissen."

Er stöhnte genervt auf.

"Ist dir jemand gefolgt?"
"Ich bin kein Anfänger Raven."

"Wir müssen hier weg."

Ich weiß nicht woher er ihn kannte, doch ebenso wie ich wusste er das es immernoch eine Frage der Zeit war, bis ich gefunden werden würden.

Es vergingen ein paar Stunden, die Uhr zeigte kurz nach 9 Uhr und Elijah betrat mit Mr. Johnson das Haus.

Ich sah bereits wie Raven keine 2 Sekunden später Elijah beiseite nahm, während ich auf dem Geländer der Treppe lehnte und zu den beiden kurz herab schaute.

Raven schien ihm deutlich zu machen, dass das alles hier schief gehen würde, während Elijahs Blick direkt danach auf meinen Traf.

Ich wendete mich ab und ging zurück in mein Zimmer um einen klaren Kopf zu fassen, denn wohl oder übel hatte sich meine Sicht die letzten Tage vernebeln lassen.

In Gedanken starrte ich aus den Panoramafenstern und umschlang meinen Körper.

Der Gedanke das alles gut werden könnte war schön, auch wenn es nur kurz anhielt und die Wahrheit schneller kommt als man denkt.

Die Zimmertür öffnete sich hinter mir und schloss sich genauso schnell wieder, während sich seine Schritte auf mich zu bewegten.

"Lass es.." erwiderte ich in die Stille und schaute weiter nach draußen.

Er kam dennoch weiter auf mich zu und legte seine Arme von hinten um mich.

"Ava.."
"Ich werde gehen müssen."
"Vergiss es, du wirst nicht gehen, nicht ohne mich."

Ich legte meine Hand auf seine.

"Deine Familie braucht dich, du musst bleiben."
"Raven wird sich um sie kümmern, bis wir wieder zurück sind. Ich lasse dich nicht alleine."
"Elijah.."
"Keine Sorge, sie verstehen es."
"Aber.."
"Kein Aber!"

Er dreht mich und legte seine Hand an mein Kinn.

"Ich lass dich nicht wieder gehen."

Seine Lippen schmiegten sich an meine und die Unsicherheit in mir verflog für einen Moment.

Ich lehnte mich an seine Brust.

"Wir schaffen das Ava."
"Was wenn nicht? Wenn sie dich meinetwegen verlieren .."
"Das werden sie nicht.
Wir werden niemanden verlieren, höchstens an Ungeduld." erwiderte er grinsend.

Verwirrt blickte ich zu ihm auf.

"Meine Mutter, sie wird ungeduldig warten das du zurück kommst und sie endlich mit ihrer Schwiegertochter den großen Tag planen kann."

Ich überlegte einen dummen Kommentar dazu abzugeben doch ich verkniff ihn mir.

"Lass es raus Wilson, ich bin gewappnet dafür."
"Na gut, wenn du es so willst.
Bis es dazu kommt fließt noch viel Wasser den Bach herunter und du, du wirst dich noch reichlich anstrengen müssen um den Wunsch deiner Mutter zu erfüllen." stachelte ich ihn an und löste mich von ihm.

Leicht entsetzt schaute er mich an, während ich dabei war ihm den Rücken zu zukehren und ich innerlich schon mit den Augen rollte.

Ich spürte wie seine Entsetztheit sich in grinsen verwandelte und lief weiter auf die Tür zu.

Keine drei Schritte später, war er bereits neben mir und drückte die Tür zu, als ich sie öffnen wollte.

Fraglich schaute ich in der Dunkelheit zu ihm auf.

"Was soll das werden?" entgegnete ich ihm und verschränkte meine Arme vor der Brust.

"Du traust es mir nicht zu,mh?"
"Um ehrlich zu sein Johnson, nein. Meinen Erwartungen gerecht zu werden, wird garantiert nicht einfach."
"Abwarten."

Ich rollte mit den Augen und er ließ mich endlich nach draußen.

Zuversichtlich lief er mir hinterher, bis wir im Wohnzimmer, bei seiner Familie, stoppten.

Mrs. Johnson zeigte auf den Platz neben sich auf der Couch und ich tat ihr den gefallen, während sich alle bereits versammelt hatten ohne das groß ein paar Worte gewechselt wurden waren.
Trotz allem, lag die Stimmung des Abschieds bereits in der Luft und die Vorahnung war bei Mrs. Johnson sicherlich bereits vorhanden.

Raven ergriff zuerst das Wort, während Elijah daraufhin einstieg und seine Hände sanft auf meine Schultern legte.

Mrs. Johnson schaute zu ihm auf und ergriff seinen Arm, während ich bereits die Angst in ihren Augen sah, denn sie spürte was er als nächstes sagen würde.

"Ich werde mit Ava für eine weile verschwinden."

Die Nervosität packte mich und ich hoffte darauf das sie es mir nicht übel nehmen würde, das ihr Sohn für ungewisse Zeit verschwinden würde, während sie ans andere Ende des Landes für eine weile ziehen würden.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt