35. Kapitel

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Orsen klopfte mir mehrmals behutsam auf den Rücken.

"Alles gut?"
"Ja.. " sprach ich nach Luft schnappend.

"..alles bestens." ergänzte ich direkt danach weiter.

"Lasst uns zu unseren Plätzen gehen,mh?"

Orsen nickte zustimmend zu seiner Mutter, während ich nur nach dem nächsten Notausgang Ausschau hielt und mitgeschliffen wurde.

"Ava?" sprach unerwartet eine altbekannte Stimme.

"Mr. Johnson!" sprach ich erfreut und sah Elijah direkt neben ihm, während ich bereits in eine herzliche Umarmung geschlossen wurde.

Fragt mich nicht wieso, doch Elijahs Familie mochte mich und das trotz das ich ihren Sohn abgeschossen hatte und verschwunden war, wow..

"Was führt dich denn wieder hierher?"
"Ein kurzer Besuch, nichts Spektakuläres."
"Wie schön dich mal wiederzusehen und ich sehe meine Frau hat dich natürlich direkt aufgegabelt und mitgeschleppt."
"Na na na Schatz, dieses mal nicht! Dein Sohn hatte sie zuerst unter seinen Fittichen."
"Orsen?"
"Nein nein.." unterbrach sie ihn sofort.

Verwundert tauschte er ein paar Blicke mit Elijah aus, während ich angespannt zu Orsen sah.
Dieser legte mir nur zuversichtlich seine Hand auf die Schulter.

"Ach.. wo sind meine Manieren. Setz dich doch."

Er schob mir einen der Stühle zurecht und ließ mich Platz nehmen.

"Dankeschön Mr. Johnson."

Leider gottes, war dieser Platz direkt gegenüber von Morella, Elijah und Mr. Johnson, während links von mir Orsen und rechts von mir Mrs. Johnson an der runden Tafel platz nahmen.

"Wie geht es dir denn so? Was hast du all die Zeit gemacht?"

"Mir.. mir geht es bestens." sprach ich lächelnd und legte eine kurze Pause ein um meine nächsten Worte gut zu überdenken.

"Ich lebe mittlerweile in New York, hab dort einen vorzeitigen ... naja Übergangsjob um alles begleichen zu können was anfällt, bis mein.. Studium weiter gehen kann."

Die Worte fielen mir teilweise leicht und genauso schwer über die Lippen, während ich ein schlechtes gewissen bekam.. doch es reichte schon das Elijah wusste was ein Scheiterhaufen mein Leben war.. dann musste es nicht auch noch seine Familie wissen, die mehr Hoffnung in mich als in ihren Sohn hatte.

"Uh das klingt als würdest du an deinem Ziel arbeiten."

Der Kellner kam zeitgleich mit seinen Worten, mit einer Fuhre Whiskey an uns vorbeigelaufen.
Orsen und ich griffen direkt zu und rissen es dem vorbeilaufenden Kellner beinahe aus der Hand.

"Oh ja.. mein Ziel, immer stets vor Augen." entgegnete ich ihm und nippte mehrmals an meinem Glas um die Schuldgefühle zu unterdrücken, meinen Kopf etwas leiser zu stellen und die Hand von Morella auf Elijahs Schoß zu verdrängen.

"Jetzt hör auf Dad, löcher sie nicht so." griff Orsen dazwischen und kippte die letzten Schlucke aus seinem Glas auf ex.

Oh Gott, steh mir bei.

Behutsam und dennoch so schnell wie möglich trank ich ebenso mein Glas leer und suchte erneut einen Ausweg aus der Situation.

"Willst du Tanzen?" fragte Orsen plötzlich aus dem nichts.

"Nichts lieber als das." entgegnete ich ihm, nachdem ich mich wieder gefangen hatte.

Er stand direkt auf und hielt mir seine Hand hin, während ich sie bereitwillig entgegen nahm und meine Hand in seine legte.

Orsen führte uns Richtung Tanzfläche und nahm direkt seine Position ein um mich zu führen, dabei fiel mir wieder ein wie schlecht ich Standardtänze konnte.

"Keine Sorge, wir schaffen das."

Behutsam nickte ich und dann tanzten wir bereits schon, ohne Schwierigkeiten.

"Wow.. seit wann.."
"Du kennst unsere Mutter Ava.. das sagt alles."
"Stimmt."

Es herrschte Stille zwischen uns, während wir über die Tanzfläche mit den anderen paaren schwebten.

Mit einem "Danke.." beendete ich das Schweigen.

"Für was?"
"Frag nicht so blöd, dass weißt du ganz genau."

Er grinste.

"Ein Versuch war es Wert."

Ich rollte mit den Augen, dennoch flitzte ein leichtes Lächeln über meine Lippen.

"Du wärst gestorben ohne meine Hilfe.." murmelte er mir zu.

"Übertreib nicht gleich."

Ich boxte Orsen leicht gegen die Schulter.

"Ey!"
"Schwächling, wie dein Bruder." zischte ich.

Entsetzt schaute er mich an, während alle den Partner wechselten und ich an den nächsten, etwas älteren Herren gereicht wurde.

"Guten Abend Madame."
"Guten Abend der Herr."

Ich streckte Orsen, hinter dem Rücken meines Gegenübers, der seine Hände etwas zu weit unten hatte, die Zunge entgegen, während er mich leicht wütend anblickte.

"Darf ich fragen wie Sie heißen?"
"Ms Wilson." antwortete ich knapp, da ich, abgesehen von den zu tief geratenen Händen, noch etwas anderes komisches spürte.

"Ich bin Mr. Avati."
"Eine Ehre mit Ihnen zu tanzen."
"Die Ehre liegt ganz meinerseits."
"Selfmade Millionär."
"Glückwunsch." erwiderte ich unbegeistert, während ich nun wusste warum ich mich des weiteren so unbehaglich fühlte. Elijah.

Sein Blicke lagen ohne Ruhe auf mir und durchbohrten mich und meinen Tanzpartner beinahe.

"Sind sie vergeben?"
"..unglücklich.. aber ja."
"Befindet sich der Herr unter uns?"
"Heute Abend nicht."
"Verstehe. Wie sieht es denn aus bei Ihnen?"

Ich lachte vorsichtig.

"Falls Sie ihr Leben lieben, sollten sie diese Unterhaltung jetzt beenden."

Zu meiner Erleichterung fand das Lied kurz darauf ein Ende, sodass ich von der Tanzfläche, Richtung Bar und danach direkt in Richtung Seitenausgang verschwinden konnte.

Geschafft lehnte ich mich gegen ein Podest der Statuen und holte tief Luft.

"Alles wird gut." nuschelte ich vor mir her und trank einen Schluck des Vodkas.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und starrte an die bemusterte Decke des Gebäudes.

"Warum kann ich nicht wie jeder normale Menschen mich jetzt einfach in Luft auflösen und mit dem nächst besten Wagen hier weg fahren?" murmelte ich ins leere.

"..weil das nicht nur unhöflich, sondern auch Diebstahl wäre."

Ich zuckte innerlich zusammen, konnte mich jedoch äußerlich zusammenreißen.

Mein Blick wanderte hinter mich und dann sah ich auch schon meinen zweiten Alptraum wieder.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt