40. Kapitel

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sometimes we heal, sometimes not because we are too broken

So langsam wie er das jetzt festgestellt hatte, konnte ich mich ja auf was gefasst machen.

"Das ist mir bewusst!" erwiderte ich.

"..wäre nicht das erste mal." murmelte ich weiter vor mir her.

Der Herr war kurzzeitig in Gedanken versunken, weshalb er den zweiten Teil meines Satzes glücklicherweise nicht gehört hatte.

"Na gut.."

Er ließ laut seine Hände auf seine Oberschenkel klatschen und richtete sich auf, da er auf dem Rand des Marmor Couchtisches gegenüber von mir gesessen hatte.

Der Herr fing an in seiner Tasche zu wühlen und ich betete zu Gott das er diese Scheiß Kugel möglichst schnell finden würde.

Nachdem er sich seine Handschuhe übergezogen und die Pinzette herausgekramt hatte, setzte er sich mir wieder gegenüber.

"Es muss jetzt leider ohne Betäubung funktionieren.. da die Blutung langsam stärker wird."

Ich nickte nur, während er ein Stück des Kleides Aufschnitt, um besser an die Wunde zu kommen.

"Bringen wir es bitte hinter uns."
"Na gut.."

Ich legte meinen Kopf auf die Rückenlehne der Couch und starrte an die Decke, während ich immer deutlicher spürte wie er mit der zu groß geratenen Pinzette in meine Wunde eindring und wie wild herum stocherte.
Ich kniff die Augen zusammen und spannte meinen Kiefer vor Schmerz an, während ich das Verlangen hatte mich aus dieser Schmerzfrequenz befreien zu können.

"Bisschen schneller wenns geht.." sprach ich gequält, während die Schmerzen immer grausamer wurden.

Es war zwar nicht das erste mal für mich, jedoch ist es bisher das unangenehmste Mal was ich jemals hatte.
Dr. Meyer war damals geübter darin, auch wenn er es angeblich noch nie gemacht hatte.

Ich krallte mich schmerzerfüllt an der Couch fest, während selbst Raven kurzzeitig zischte, da er alles neben mir mitbekam und demnach vollständig mitansah.

"Ich habs gleich.." sprach der Arzt, während er schon eine gefühlte halbe Ewigkeiten in der Wunde herumstocherte und plötzlich die Pinzette schwungvoll beiseite warf.

Erschrocken schaute ich auf.

"Was zum Teufel nochmal.."

Ich sah den halben Liter Blut der an der Pinzette klebte, während er mittlerweile mit seinen Fingern in meiner Wunde pulte.

Erneut biss ich die Zähne zusammen und unterdrückte den gequälten Schrei der nach draußen wollte, als er sie endlich hatte. Mit einem ruck zog er diese aus der Wunde und betrachtete die Patrone freudig.
Derweil entwisch mir ein jammerlaut, während ich vor mich hinfluchte um den Schmerz zu unterdrücken.

Ich griff mir aus affekt ein wiederholtes mal an die Wunde und spürte das diese feucht war.
Abrupt schaute ich herab, als mir ruckartig die Farbe aus dem Gesicht wisch da es unaufhaltsam blutete.

"Eh.. Doc.. ichglaub das ist nicht so gut."

Der Herr wandte sich endlich von der Patrone zwischen seinen Zeigefinger und Daumen ab und nahm das Problem war.

"Ach du scheiße.."

Er wühlte in seiner Tasche, während Raven nach Orsen rief.

Innerhalb von Sekunden stand dieser ebenfalls im Wohnzimmer seiner Familie.

Raven sprach unzählige Worte zu ihm, während der stechenden Schmerz in meiner Lendengegend permanent stärker wurde.

In meinen Ohren rauschte es langsam, als ein pulsieren weiter hervorstach.

Ich atmete tief durch und versuchte mich nicht unnötig in Panik zu versetzen, immerhin was sollte schon passieren? Mehr als sterben konnte ich nicht und so wäre wenigstens alles vorbei und die Johnsons wären wieder alle in Sicherheit.

Besser und einfacherer könnte es eigentlich garnicht laufen, oder?

Orsen schmiss ein paar Sachen auf die Couch, während ich nicht den anschein machte überhaupt irgendetwas zutun.
Sie wurde alle hektisch und unruhig, weshalb ich meine Klappe nicht halten konnte und etwas sagte.

"Ganz ruhig Leute, ist nur Blut. Soviel Glück hab ich eh nicht das ich hier verblute."

Der Arzt besaß Gott sei dank etwas Humor und lachte als einziger, während ihn alle beide plötzlich anstarrten.

"Entspannt euch!" entgegnete ich Raven und Orsen, während Raven kopfschüttelnd anfing die Blutung zu stoppen mit einem Druckverband.

Um den Druck zu verstärken, presste er zusätzlich mit seiner Hand auf die Wunde.

"Und ich dachte echt es könnte nicht noch mehr weh tun.." murmelte ich vor mir her, während mir ein paar Schweißperlen auf der Stirn standen.

Der Arzt legte mir zeitgleich mit Ravens aktion eine Infusion, damit ich die Flüssigkeit die wie Wasser aus mir lief, wieder zu mir bekam.

Orsen sah derweil leicht blass aus, während er unerwartet das Wohnzimmer verließ mit seinem Handy, was er geradewegs aus der Hosentasche holte.

Ich dachte mir nichts dabei, da ich sowieso gerade ganz andere Probleme hatte.
Das stechende Gefühl legte sich nicht annähernd, im Gegenteil der Druck, den Raven ausübte ließ den Schmerz schlimmer werden. So schlimm, das es sich so anfühlte wie als würde mir jemand ein Messer herein rammen und dieses wie verrückt um seine eigene Achse drehen.

Ich holte immer wieder angestrengt Luft, während meine Haut immer verschwitzter wurde.

"Es wird gleich besser Ava.." sprach Raven und versuchte mich zu beruhigen, während mein Puls immer noch unruhig vor sich hinschlug.

Mehr als ein Nicken schaffte ich nicht, da sich alles schon nach einer gefühlten Ewigkeit anfühlte.
Ich war erschöpft und wollte einfach nur noch die Augen zu machen.

"Ava, hier wird nicht schlapp gemacht."
"Lass mich doch in Frieden schlafen." maulte ich Raven genervt an.

"Nicht wenn ich dann meinen Job los bin."

Verwirrt blickte ich ihn an, während er breit grinste.

"Ich wusste das dich das Wach hält."

Mir standen die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, doch ich hatte keine Kraft zum diskutieren und legte meinen Kopf zurück auf die Rückenlehne.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt