3. Kapitel

2K 84 28
                                    

Er war wie vom Erdboden verschluckt, was mich weiter unruhig werden ließ, denn Kev war unberechenbar.
In der einen Minute war er noch Gut gelaunt und in der nächsten tötet er jemanden.

Mit einem unguten Gefühl bewegte ich mich aus der Gasse heraus, Richtung Hauptstraße als mein Name am Ende der Gasse ertönte.

"Ava!"

Ruckartig drehte ich mich um und sah das vertraute Gesicht von Elijah.

Der oberste Knopf seines weißen Hemdes war aufgeknöpft, seine Krawatte hing locker an seinem Hemd herab und sein blaues Jacket rundete sein Outfit mit seiner gleichfarbigen Anzughose ab.

"Was machst du hier?" fragte ich ihn emotionsgeladen.

Er wollte gerade antworten als ich Kev von weitem nach mir schreien hörte.

"Du solltest nicht hier sein, dass hier ist kein Ort für Schlipsträger." entgegnete ich ihm angespannt und lief im schnellen Schritt aus der Gasse bis zu Kev.

"Steig ein!" knurrte er wütend und ich nahm auf dem Beifahrersitz Platz, während Lara auf der Rückbank vor sich hin zitterte.

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und starrte während der Fahrt aus dem Fenster bis wir am Fredson Fightclub hielten.

Lara schluckte hörbar, den Kloß in ihrem Hals hinunter.

"Einer von euch wird jetzt kämpfen." zischte er und stieg wutentbrannt aus dem Wagen, während Lara und ich uns anschauten.

"Es ist eure Entscheidung, wer der Bestrafung nachkommt." sprach er weiter und grinste zum Schluss gehässig.

Der Fredson Fightclub, zu dem Kev uns gebracht hatte, war eine andere Liga.
Nicht die üblichen Boxkämpfe, denen wir nachkamen um ihm Geld einzubringen, nein das hier war die Schlammschlacht der untersten Schicht.

Lara machte nicht den Anschein, den Mut zu ergreifen, also hatte ich keine andere Wahl als mich freiwillig zu melden.

"Gutes Mädchen." sprach er und kramte meine Sporttasche aus seinem braunen heruntergekommenen Mustang.

Er schmiss sie gegen meine Brust.

"Wehe du gewinnst nicht."

Er ging voraus, während ich tief durchatmete.

Lara sprach kein Wort und lief ihm, ebenso wie mir, hinterher.

Der Türsteher ließ uns, ohne mit der Wimper zu zucken, den Club betreten, wahrscheinlich hatte der 2 Meter Muskelprotz ebenso Angst vor Kev, wie Lara und ich.

"Ab in die Umkleide, dein Kampf beginnt in 20 Minuten."

Stumm machte ich mich auf den Weg zur Umkleide und öffnete einen der Spinde.

Ich drückte meine Hand links neben meinen Spind und holte tief Luft, als ich mein Gesicht in dem kleinen Spiegel der Spindtür sah.

Mein Gesicht was ich seit ein paar Jahren nicht mehr ertragen konnte und nicht mehr zu mir gehörte.

Es war nicht ich, ich war nicht ich, doch wie sagt man so schön, dass Leben ist kein Wunschkonzert.

"Wen haben wir denn da,
die Wilson traut sich wirklich hier her."

Ich schloss den Spind ein Stück und sah Tara.

Tara war eine der besten in dieser hinsichtlichen Schlammschlacht und wie sollte es auch anders sein, wir konnten uns kein Stück ab.

Skeptisch schaute ich sie an.

"Willst du die Fresse voll bekommen?" sprach sie grinsend.

"Ich wüsste nicht was dich das anzugehen hat."
".. vielleicht, weil ich die nächste bin die Kämpft."

Na super.

Ich zuckte mit den Schultern und zog mir mein Shirt aus.

Als sie gerade den Spind zuschlagen wollte, platzte Kev in die Umkleide.

Sofort riss Tara sich zusammen, denn wenn sie vor jemanden Angst hatte, dann vor Kev, wie alle anderen auch.

Kev schaute sie grimmig an und dann verschwand sie auch schon direkt, während ich mich bereits umgezogen hatte.

Unbeeindruckt packte ich meine normale Kleidung in den Spind, während Kev auf mich zu kam und seine Hand auf meine nackte Taille legte.

Sein Körper schob sich hinter mich und dann streifte er auch schon meine Haare beiseite und küsste sanft meinen Hals.

Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, während ich unbeeindruckt weiter meine Sachen zusammenlegte.

"Komm Babe.." flüsterte er.

"Ich bin gleich dran Kev.." sprach ich abweisend und holte tief Luft.

Danach schmiss ich die Spindtür zu und wollte nach draußen laufen, als Kev mich gegen die Spinde drückte.

Seine Hände lagen jeweils links und rechts von mir und versperrten mir jede Fluchtmöglichkeit.

"Ich will dich Ava." knurrte er wütend.

Was sagen uns die Hollywood Filme immer "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", wie recht sie doch haben.

Tote Mädchen lügen nicht und wenn ich euch jetzt sagen würde das ich am Ende dieses Lebens, dieser Story und gar nach ein paar lächerlichen Kapiteln sterbe, würdet ihr es mir glauben?
Vielleicht lüge ich euch an, vielleicht steh ich auf Drama, aber vielleicht hatte ich es auch einfach nur satt und Kev brachte mich um.

Seine Hand glitt langsam über meinen Rücken hinab und presste mich an ihn.

Ich bewegte mich kein Stück und starrte an die gegenüberliegenden Spinde.

"Ava! Wo bist du? Du bist gleich dran!!" schrie es vor der Umkleide, während Kevs gierige Blicke mich förmlichst von meinen Sachen entblößten.

Seine Augen leuchteten wie lodernde Flammen, bevor sein Daumen über meine Unterlippe strich.

"Hol dir deine Strafe, na los." zischte er mit einem gierigen Grinsen, denn er wusste letztendlich genau wie ich, das es nicht gut für mich enden würde, doch es lag an mir wie schlimm es ausgehen würde.

Mit einer inneren Unruhe verließ ich die Umkleide und sah ziemlich schnell die Meute an gröllenden Männern, die sich dürsten um den Käfig versammelt hatten.

Weiterhin unbeeindruckt lief ich dem Gorilla hinterher, der mir den Weg durch die Massen frei machte und den Käfig öffnete, wo bereits Tara auf mich wartete.

Ein letzter tiefer Atemzug und dann begab ich mich in den Käfig, der sich hinter mir direkt schloss.

Jetzt gab es kein zurück mehr, denn hier zählte nur eins Vernichten oder vernichtet werden.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt