Strangers again

52. Kapitel

Es war das reinste Schauspiel, wie stur und kalt er sie anblickte, trotz ihrer Versuche ihn in den nächsten Minuten klar zu machen.

"Die Zahlen stimmen nicht."
"Bitte was?" sprach sie entsetzt.
"Die Umsatzrentabilität ist falsch berechnet, die Liquidität,.. " er stoppte und seufzte.

"Kurzgefasst, der Bericht weist mehr als nur ein paar Fehler auf.."

Ihr Kinnlade klappte kurzzeitig nach unten, bevor ihr der passende Kommentar kam.

"Das tut mir unglaublich leid Sir.." sie legte ihre Hand auf seinen Handrücken.

"Kann ich das irgendwie wieder gut machen?"

Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schaute ihn an.

"Ja." entgegnete er ihr, während Elijah ruckartig den Bericht nahm und ihr in die Hand drückte.

"Machen Sie den Bericht endlich gründlich und fehlerfrei." ergänzte er eiskalt und widmete sich den nächsten Unterlagen zu, während mir ein leichtes Lächeln über die Lippen schlich.

Als sie gerade einen Aufstand anfangen und den nächsten Versuch starten wollte ihn anzugraben, räusperte ich mich leicht und unterbrach das Schauspiel.

"Mr. Johnson." ergänzte ich schmunzelnd, während sein Blick zu mir wanderte.

Seine Miene änderte sich sofort und seine Gesichtszüge wurden lockerer.

"Mrs. Venson, ist noch etwas?" sprach er provokant und schaute zu der Dame neben sich.

Sie schüttelte überfordert mit dem Kopf und ging schnurstracks zur Tür, während Elijah förmlichst aus dem schwarzen Lederdrehstuhl sprang und ohne zu zögern auf mich zukam.

Ein breites Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht während seine Hand sanft in meinen Nacken & an meine Hüfte wanderte.
Er beugte sich zu mir nach unten und ließ unsere Lippen miteinander verschmelzen.

Zufrieden grinste Elijah erneut und löste sich von mir.

"Was machst du denn hier?"
"Deine Mutter.. " erwiderte ich nur, als er mich schon von oben nach unten betrachtete.

"Sie konnte es nicht lassen,mh?"
"Nicht annähernd, die Autos quillen über."

Er lachte.

"Du siehst wunderschön aus."

Seine Hand blieb an meiner Hüfte während er mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückte und sich ein ungewohntes wohliges Gefühl in meiner Magengegend verbreitete.

"Ich sehe du hast es gefunden Ava." sprach Mrs. Johnson grinsend.

"Ja, es war leichter als gedacht und Sie hatten ihren großen Moment?" fragte ich, als schon ihr Mann zu uns stieß.

Ihr lächeln wurde breiter, während Mrs. Johnson schon ihre Hand auf die Schulter ihres Mannes legte.

"Sie genießt es mich zu quälen." erwiderte er trocken und legte seinen Arm um ihre Hüfte.

"Das kommt mir bekannt vor." ergänzte Elijah provokant grinsend in die Runde.

Ich rollte mit den Augen und wurde etwas nervös, aufgrund Mr. Johnsons Anwesenheit.

Keine Ahnung wie er zu dem Meinungswechsel seines Sohnes stande in Bezug auf die Firma bzw besser gesagt in Bezug auf Morella, denn ich stand wahrscheinlich ganz sicher nicht in seinem 10 Jahresplan für seinen Sohn.

"Und wollen wir los?" fragte Mrs. Johnson und unterbrach die kurze Ruhe zwischen uns viern.

"Gerne, wo will die Frau denn heute hin?" fragte Mr. Johnson seine Frau.

"Mh.. ich hätte Lust auf Italienisch. Was meinst du Ava?"
"Italienisch klingt super." beantworte ich ihre Frage, während sie bereits voraus liefen und fast zur Tür heraus waren.

Elijah und ich blieben noch einen kurzen Moment stehen.

"Alles in Ordnung?"
"Mh.." murmelte ich und wollte den beiden hinterher als er mich an der Hand festhielt.

"Sag mir was los ist." forderte er mich stur auf.

Ich schaute zu ihm und sah die spürbar alte brennende Wut in ihm.

Seufzend drehte ich mich komplett ihm zu.

"Morella sollte hier stehen, nicht ich. Morella sollte den Aasgeiern da draußen standhalten, nicht ich.
Dein Vater hat Morella an deine Seite geplant, nicht mich."

"Du weißt ganz genau wieso das alles mit Morella zustande kam. ..dass das alles nicht auf meinem Wunsch gewachsen ist."
"Es ist auf den Wunsch deines Vaters hin, genau deswegen bist du verdammt nochmal offiziell mit Morella verlobt."
"Jetzt geht es aber nicht mehr nach ihm."
"Bist du dir da so sicher, dass das alles so einfach ist? Das du das Risiko eingehen willst, nach allem was du gesehen hast? Vielleicht ist es besser und sicherer wenn es dabei bleibt das du Morella zustehst."
"Es ist keineswegs besser Ava und ich werde dich garantiert nicht wieder verlieren! Es ist mir egal was passiert, wie tief du in der Scheiße steckst und wie schlimm es werden wird, so lange du nicht gehst ist alles gut. Wir schaffen das, bitte! Tu mir das keineswegs an, nicht noch einmal."

Ich nickte behutsam und hatte Tränen in den Augen. Mir fehlten die Worte und zugleich schlug mir die Angst mit der Faust ins Gesicht.

Es würde schlimm werden, ich würde niemals versprechen können ihn nicht noch einmal zu verlassen, wenn sein oder das Leben seiner Familie auf dem Spiel stünde und ja dieses mal würde es mir mehr als das Herz zerreißen ihn zu verlassen, da alles in mir ihn brauchte und nach ihm verlangte.

Er wischte mir mit dem Daumen die Träne beiseite, die meine Wange herunterlief und legte seine Stirn an meine.

"Wir haben schon so viel überstanden Ava, da schaffen wir das mit verbundenen Augen." sprach er aufmunternd, während alles in mir so sehr darauf hoffte das er recht behalten würde.

Hingebungsvoll berührten sich unsere Lippen erneut und die Angst verzog sich vorerst wieder.

"Jetzt lass uns den Aasgeiern alle Federn ausfallen lassen."

Ich lachte und wischte mir noch einmal an den Augen entlang um den letzten Rest der Tränen zu beseitigen, während Elijah fest meine Hand hielt und wir uns an den Aasgeiern vorbei wagten.