12. Kapitel

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"Und du? Was willst du machen?"
"Das hat dich nicht zu interessieren und jetzt geh endlich!"
"Ich lass dich keineswegs zurück."
"Elijah, das ist hier kein verdammtes Spiel! Verschwinde jetzt sofort und vergiss was du hier gesehen hast."

Er weigerte sich schlichtweg.

Er war doch komplett Lebensmüde.
Hatte er mir überhaupt zugehört?

Ich massierte mir die Schläfen.

Ich hatte nicht umsonst Abstand von allen genommen nur damit er sich heute in Gefahr begab.

"Wenn du jetzt nicht sofort verschwindest, dann gnade dir Gott Elijah!"

Er zuckte mit den Schultern.

Das konnte jetzt nicht sein ernst sein.
Egal wie taff er jetzt noch war, er würde es bereuen und das gewaltig.

Ich stöhnte genervt auf.

"Lass mich verdammt nochmal in Ruhe!" brach es aus mir, bevor ich planlos los rannte und ihn stehen ließ.

Garantiert würde ich nicht irgendjemandens Leben riskieren, nur für meine Dummheiten.

Ich zog mir einen meiner Hoodies über und zog mir die Kapuze tief ins Gesicht, während ich zur nächsten U-Bahn Station lief um in den Massen untergehen zu können in der Rush Hour.

Wo ich hin wollte?
Keine Ahnung.. ich hatte die ganze Situation wie gesagt nicht richtig überdacht.

Ich war sozusagen komplett verloren und zögerte theoretisch nur das Unvermeidliche heraus.

♤♤

Es war kurz nach Mitternacht und hey, ich war noch am Leben, doch es wurde von Minute zu Minute kritischer.

Die Menschenmassen waren wie immer um diese Uhrzeit bereits längst verschwunden und es treibten sich nur noch vereinzelte Touristen, Feierlustige, sowie Obdachlose und Straffällige durch die Gegend.
Dennoch gab die Dunkelheit mir etwas Schutz..

Meine Knochen schmerzten vor Müdigkeit und fühlten sich von Schritt zu Schritt immer schwerer an, doch schlafen kam nicht in Frage.
Vermutlich könnte ich das noch lange genug wenn Kev mich finden würde.

Die Blicke der Touristen und der Feierwütigen verfolgten mich immer und immer wieder aufs neue.
Leises getuschel wurde hörbar, doch ich hatte andere Sorgen und ignorierte meine Umgebung unachtsam.

Meine Konzentration hatte nachgelassen, meine Augenlider wurden schwerer und meine Beine zitterten immer und immer mehr.

Geschafft ließ ich mich letztendlich nieder, neben ein paar Obdachlosen und fing weitere kritische Blicke ein.

Wahrscheinlich würde Kev mich hier mit am wenigsten vermuten, zumindest hoffte ich das, sodass es halbwegs sicher für eine kurze Pause war.

Ich winkelte meine Beine an, da es ziemlich kalt geworden war und legte meinen Kopf auf meinen Knien ab, bevor ich meine Finger im Nacken verschränkte.

Wie planlos konnte ein Mensch nur sein?

Dennoch wusste ich nun, wieso niemals jemand aus den unteren Kreisen herauskam, da es wie im Falle mit Kev, völlig unmöglich war zu entkommen.
Nun konnte ich nachvollziehen wieso seine Schwester täglich schwieg und alles über sich ergehen ließ, da er selbst bei Kleinigkeiten jeden bereit ist umzulegen.

Stimmen tauchten plötzlich ins Vorderfeld.

"Zufällig dieses Mädchen gesehen?" fragte ein völlig in schwarz gekleideter Mann einen Obdachlosen 10 Meter entfernt von mir.

Fuck.

Ich konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, doch es konnte letztendlich nur einer von Kevs Leuten sein, was mir jegliche Frage erübrigen sollte im Moment.

Mit ruhigen Bewegungen richtete ich mich auf und griff nach meinem Zeug, umso wenig wie möglich Aufsehen zu erregen.
Vorerst klappte es auch und ich lief los.

Der Mann merkte nichts und ich lief ruhigen Gewissens weiter, als einer der Obdachlosen mich plötzlich verpfiff für lächerliche 5$.

"Hey!" rief der Mann, doch ich lief weiter und überhörte ihn.

"Bleib stehen!"

Auf die Worte, folgten Taten und ich rannte.

Hatte er wirklich erwartet das ich stehen bleibe und mich so einfach ergebe?

Er kam mir natürlich hinterher, doch ich hatte einen gewaltigen Vorsprung und soweit er sich hier nicht allzu gut auskannte, würde ich diesen auch beibehalten.

Die nächste U-Bahn Station war in Sichtweite und die nächste U-Bahn würde in genau 2 Minuten eintreffen.
Gerade rechtzeitig um vor dem Kerl zu entkommen.

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich über die Absperrung der Ticketlöse und sah die Bahn gerade rechtzeitig eintreffen.
Zu meinem Leid folgte mir der Wachmann jedoch auch noch und so musste ich nun vor 2 Männern fliehen.
Fantastisch.

Die Türen der U-Bahn öffneten sich und ich sprang herein.
Der Wachmann, sowie der Fremde folgten mir ebenfalls in die U-Bahn und kämpften sich durch die Fahrgäste.

Da es langsam kritisch wurde, rannte ich aus der nächsten Tür, jedoch zu früh, sodass der Fremde Mann noch heraus kam und nur der Wachmann nichts mehr an den geschlossenen Türen der U-Bahn machen konnte und mitfahren musste.

"Verdammte Scheiße." fluchte ich leise und wurde, kurz bevor ich die U-Bahn Station verlassen konnte gepackt.

Wie wild strampelt ich vor mich her und versuchte den Mann loszuwerden.

"Lassen Sie mich in Ruhe!"

Er seufzte genervt und warf mich über die Schulter.

"DAS IST JETZT NICHT IHR ERNST! Sie müssen das nicht tun! Lassen Sie mich einfach gehen, ich gebe Ihnen auch mein Geld!"
"Verlockend, doch mein Boss zahlt leider mehr als Sie je aufbringen können."

Wütend schnaubte ich.

"Dafür ist ihr Boss auch ein arrogantes Arschloch!"

Der Mann schmunzelte belustigt.

"Haben das Chefs nicht so an sich?"
"Nicht alle."

Wütend verschränkte ich meine Arme und ließ mich aus der U-Bahn Station tragen.

"Ich hätte nicht erwartet das Sie so leicht aufgeben, nachdem ich sie habe. Mir wurde gewagtes würde schwerer werden."
"Noch sind wir nicht da." entgegnete ich ihm angriffslustig und ließ mich weiter, vorerst widerwillig, durch die Straßen New Yorks tragen.

"Wo wollen Sie bitte hin?"
"Werden Sie schon noch sehen."

Ich prustete genervt Luft aus und machte meine Langeweile deutlich.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt