6. Kapitel

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Die Notaufnahme füllte und leerte sich immer und immer wieder, innerhalb von Minuten, während ich auf den Stühlen hockte und mich genervt an die Wand anlehnte.

Warum ich noch hier saß, obwohl ich eigentlich bereits seit einer Stunde entlassen wurde?

"Ich wünsche Ihnen alles gute Mr. Johnson. Judith wird Sie mit nach draußen begleiten."

Deswegen.

Judith schob Ihn, wie nach Vorschrift, im Rollstuhl Richtung Ausgang.

"Ava?" fragte die ältere Dame angespannt, während ich aufstand und ihr entgegen kam.

"Ich schieb den Schnösel schon Judith, keine Sorge."
"Mh, na gut."

Sie überließ ihn mir und folgte uns bis nach draußen, wo ich ihn absichtlich aus dem Rollstuhl schubste.

"AVA!" krächzte Judith.

"Ups" sprach ich schlichtweg.

Hätte er auf mich gehört, hätte er das Problem jetzt nicht.

"Geht's Ihnen gut?"

Elijah nickte nur wortlos.

"Judith, er liegt nicht auf dem Krankenhausgelände, also darfst du jetzt zurück gehen, ich kümmere mich schon um ihn."

Um meinen guten Willen zu zeigen hielt ich Elijah meine Hand entgegen, die er natürlich annahm und Judith dazu brachte zurück an den Empfang zu laufen.

Als sie außer Sichtweite war ließ ich seine Hand los.

"Hilf dir selbst auf." zischte ich und blieb hart zu ihm.

Genervt stand er auf und ließ seine schlechte Laune nach draußen.

Er putzte sich den Dreck von seinen überbliebenen Anzug.

"WAS HAST DU FÜR EIN SCHEISS PROBLEM?!" zischte er wütend.

"DU bist mein scheiss Problem!" zickte ich zurück und lief voraus, während er wie angewurzelt stehen blieb.

"Jetzt komm endlich!" zickte ich weiter als er nach 100 Metern immer noch nicht den Anschein machte mir zu folgen.

Er verstand kein Wort, nicht mal ich verstand mich in dem Moment wirklich, doch er sollte es fühlen erneut fühlen, wieso wir Schluss gemacht hatten.

Mit ein paar Metern Abstand folgte er mir, bis zur nächsten Bushaltestelle.

"Was hast du vor?"
"Die bessere Frage ist, was hast du vor ohne Geld, Ausweis, Handy,.. ohne alles." sprach ich abweisend.

Er überlegte, dennoch gab er mir vorerst keine Antwort und folgte mir wortlos bis in den Bus.

"Ihr Ticket?" fragte der Busfahrer gestresst.

Elijah zuckte mit den Schultern, hilflos wie ein kleiner Junge, was mein Mitleid erweckte und mich sein Ticket zahlen ließ.

Wortlos lief ich bis zur Mitte des Busses und setzte mich auf einen der zahlreichen leeren zweier Plätze.
Ich legte mit Absicht direkt meine Beine auf den zweiten Sitz und beachtete Elijahs Reaktion erst garnicht.

Er setzte sich letztendlich gegenüber von mir auf den Sitz zum Gang und stützte sich auf seinen Knien ab.

Sein Blick war stets skeptisch auf mich gerichtet, während ich meinen Hinterkopf gegen das Fenster gelehnt hatte und meine Augen für ein paar Sekunden schloss.

Ich hatte seit Jahren nicht mehr länger als zwei Stunden die Nacht schlafen können und sah dementsprechend schon seit mehrere Jahren so scheiße aus, noch schlimmer als eh schon.

Strangers againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt