Kapitel 45

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Pov Kai

Ein Klingeln ließ mich von meiner Arbeit aufschrecken.
Verwundert blickte ich zur Uhr, ich erwartete keinen und die Post war schon längst da.
Seufzend erhob ich mich von meinem Stuhl und lief zur Tür.
Vielleicht bekam ja irgendein Nachbar ein Päckchen, dachte ich mir während ich den Türöffner drückte.
Doch mit der Person, die nun die Treppen hoch kam hätte ich am aller wenigsten gerechnet.
„Oh hey, ich wusste gar nicht das du kommen wolltest, die Kinder sind noch im Kindergarten." Begrüßte ich den Blondschopf, der seine Haare mal wieder unter einer Cappy versteckte.
„Achso ne ich bin wegen etwas anderem hier. Darf ich vielleicht reinkommen?"
Etwas verwirrt trat ich einen Schritt zur Seite damit er reinkommen konnte.
„Was gibt es denn?"
Ich folgte Julian ins Wohnzimmer, welches er Zielstrebig ansteuerte.
„Ich wollte mit dir noch einmal über die Wochenenden reden" offenbarte er mir den Grund weshalb er hier war.
Was mich dennoch wunderte war, wieso er extra deswegen hier auftauchte.
Nicht das ich es schlimm fand, dass er hier auftauchte aber normalerweise hätte er mich wegen sowas doch angerufen.
Erwartungsvoll blickte ich den älteren an, gespannt darauf was er zu sagen hatte, doch dieser schaute mich irgendwie genauso erwartungsvoll an als ob er von mir erwartete irgendwelche Antworten zu bekommen.
„Und weiter?" fragte ich nun als ich merkte, dass von ihm sonst nichts Weiteres kommen würde.
„Ich habe meinen Spielplan bekommen, in zwei Wochen habe ich ein Freitagspiel, sonst ist der Rest nur Samstag- und Sonntagspiele. Also wenn es geht würde ich deshalb die beiden an dem Wochenende gerne nehmen und dann vielleicht zwischendurch mal abholen um was mit ihnen zu unternehmen?!"
„Klar kein Problem, trage ich mir ein"
Also wenn er deswegen hierhergekommen war, verwunderte es mich wirklich, denn alles was er sagte hätte man auch in zwei Textnachrichten besprechen können.
„Noch was?" fragte ich ihn also neugierig.
Nun guckte er sich unruhig um, so als wäre er zum ersten Mal und alles viel interessanter als mich anzuschauen.
„Naja ich wollte mit dir darüber reden wie wir in der Öffentlichkeit mit den Kindern umgehen. Ich meine ich werde sie nicht verstecken können, irgendwann wird bestimmt jemand, und wenn es nur durch einen dummen Zufall ist, es herausbekommen, dass ich Vater bin."
Ich wusste worauf Julian hinaus wollte aber wenn ich ehrlich war hatte ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht.
„Dia große Frage ist wohl er wie willst du jemanden erklären, dass du 3 Jahre nichts gesagt hast und jetzt auf einmal und von wem die meiden sind, weil du weder mich noch Rob als anderes Elternteil angeben kannst" stellte ich fest was ihm wahrscheinlich schon längst bewusst war.
Nach seiner Reaktion zu urteilen hatte er tatsächlich schon mehr Zeit damit zugebracht sich darüber den Kopf zu zerbrechen als ich.
Vorsichtig setzte ich mich neben Julian aufs Sofa, der aussah wie ein Häufchen Elend.
Ich wusste nur zu gut wie schwer es für ihn sein musste.
Das Geheimnis mit seiner Homosexualität vorm Fußball geheim zu halten und nun zusätzlich zwei Kinder.
Ich bewunderte seine Stärke sosehr, denn ich wusste nicht ob ich es auch so ohne weiteres hätte durchziehen können, selbst wenn ich damals nicht abgehauen wäre.
So blöd es sich auch anhörte aber manchmal reichten Gefühle nicht aus um für immer zusammen zu bleiben, wenn alles um dich herum gegen eine Beziehung sprach.
Dafür hasste ich den Fußball und das ganze drum herum, dass er Menschen in solche Situationen brachte.
Man musste sich, dass mal vor augenhalten, Julian konnte nicht nur nicht zu seiner Beziehung stehen, sondern streng genommen auch nicht zu seinen Kindern.
Vorsichtig nahm ich den älteren seitlich in den Arm, ohne genau zu wissen ob er das überhaupt wollte.
Doch als er keinen Winderstand leistete drückte ich ihn noch etwas fester an mich und strich ihm behutsam über den Arm.
„Ich wünschte ich müsste es dir nicht sagen aber ich glaube du hast nur zwei Möglichkeiten, entweder du versuchst Jona und Svea zu verstecken oder du musst mit der Wahrheit raus" sprach ich leise und fühlte mich so unglaublich schlecht ihm das noch einmal so direkt sagen zu müssen.
Kein einziger Ton entwich Julian doch das erzittern seines Körpers machte mir klar, dass ich Jule gerade zum Weinen gebracht hatte.
Er schien in dem Moment unter der Last zusammen zu brechen die er schon so viele Jahre auf seinen Schultern trug.
Er tat mir so unglaublich leid und ich hätte alles getan um ihm ein wenig last abzunehmen aber ich wusste selber, dass das nicht klappte.
Wie konnte es sein, dass einem das wichtigste im Leben gleichzeitig so kaputt machte.

Alle guten Dinge sind drei- BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt