Kapitel 54

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Pov Julian:

„Ich wünschte du wärst damals geblieben.“
Irgendwas musste in diesem durchaus leckeren Nudelgericht gewesen sein weshalb ich jetzt plötzlich so emotional und nachdenklich wurde.
Aber wie sollte man in Kais armen auch nicht hinter der Zeit her trauern die wir damals hatten.
Ich wünschte wir wären immer noch zusammen, Kai hätte mich niemals verlassen, wir hätten alles zusammen überstanden.
Das einzige was uns getrennt hatte war Kais unbegründete Selbstlosigkeit, die ich zwar immer noch nicht richtig nachvollziehen konnte aber irgendwie war ich auf dem besten Weg ihm das Ganze zu verzeihen.
Ich verstand zwar immer noch nicht wieso er dachte, dass er mir damit einen Gefallen tun würde aber ich verstand, dass seine Entscheidung nie böswillig war und darum ging es ja.
„Es tut mir so unglaublich leid, ich wünschte ich wäre auch geblieben“ antwortete mir Kai.
Ich konnte den Schmerz aus seiner Stimme deutlich spüren den ich eben so spürte, wenn ich an die Trennung dachte.
Ohne darüber nachzudenken was ich hier tat wendete ich meinen Kopf zu Kai hoch um mich zu ihm hinauf zu strecken und meine Lippen auf sein zu pressen.
Der Kuss war voller schmerz, doch auch nach wenigen Sekunden wieder gelöst.
Denn Kai zog seinen Kopf perplex zurück und guckte mir etwas entsetzt entgegen.
Verschämt senkte ich meinen Blick.
Wenigstens schob mich Kai nicht von sich, dann würde es nur noch unangenehmer werden und dann hätte ich auch nicht gewusst was ich gemacht hätte.
„Das hättest du nicht tun sollen“ murmelte der Jüngere, womit er natürlich recht hatte.
„Tut mir leid“ nuschelte ich, blieb aber dennoch an den Lockenkopf gelehnt mit meinem Gesicht an seiner Brust vergraben.
Obwohl ich mich nur noch verstecken wollt, bereute ich den Kuss keine Sekunde obwohl er natürlich total unüberlegt gewesen war.
Ich wusste auch nicht genau was mit mir los war, dass ich so komisch handelte.
Aber mein ganzer Körper verzerrte sich nachdem was Kai und mich verband und als ich seine Lippen sah konnte ich einfach nicht an mich halten.
Zum Glück ließ es Kai dabei und wir verfielen wieder in einvernehmliches schweigen.
Das war vielleicht besser so, so konnte keinem was Falsches herausrutschen, beziehungsweise mir, und ich konnte trotzdem seine Nähe genießen.
 
Hätte mir irgendwer vor ein paar Tagen gesagt, dass ich mehr oder weniger bei Kai einzog, hätte ich ihm wohl den Vogel gezeigt.
Nach dem unüberlegten Kuss hatten wir nicht mehr darüber gesprochen und dennoch war ich hiergeblieben.
Es war auf keinen Fall so geplant aber irgendwie ergab sich das so.
Svea und Jona freuten sich über meine Anwesenheit und ich fühlte mich hier eindeutig wohler als bei mir zu Hause.
Hier hatte ich wenigstens Gesellschaft und irgendwie eine Aufgabe.
Ich konnte die kleinen in den Kindergarten bringen und auch wieder abholen sowie Kai im Haushalt unterstützen und musste nicht wie zu Hause tatenlos rumsitzen.
Ich warte quasi nur noch darauf bis mich der Verein raus schmiss oder mein Vertrag auslaufen würde und zum Training konnte ich auch immer noch nicht.
Stattdessen versuchte ich mich damit anzufreunden mir jetzt was Neues suchen zu müssen, immerhin wollte ich jetzt nicht einfach zu Hause sitzen bleiben, das war auch keine Lösung.
Ich wollte ja auch ein Vorbild für meine Kinder sein.
Aber wahrscheinlich würde ich trotzdem erstmal ein Jahr Pause brauchen um erstmal klar zu kommen und vielleicht etwas Gras über die momentane Sache wachsen zu lassen.
Natürlich sollte das Thema präsent bleiben und etwas bewirken aber jetzt war einfach alles noch zu frisch.
Ich wollte auch immer noch nicht so wirklich über das ganze reden außer bei meinem Psychologen aber bei jedem anderen wollte ich es einfach totschweigen.
Auch wenn es meinen Eltern und meinen Brüdern schwer viel.
Meine Mutter würde mich wahrscheinlich am liebsten wieder nach Hause holen, so wie sie sich verhalten hatte als ich gestern zu ihnen gefahren war.
Aber das wollte ich nun wirklich nicht.
Ich liebte meine Familie zwar über alles aber dauerhaft zurück nach Hause war mir, dass doch zu viel nähe.
Dafür war ich auch schon viel zu lange aus zu Hause ausgezogen.
Ich blieb lieber bei Kai, in der nähe vom BVB und konnte schnell überall hin, wenn sich etwas ergab oder ich zu meinen Sitzungen ging.

Alle guten Dinge sind drei- BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt