Kapitel 3

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Pov Kai

Nervös beobachtete ich Julian wie er das Fotoalbum öffnete, mit all den Erinnerungen die er wegen mir verpasst hatte.
Angst davor wie er darauf reagiert, wenn er schon so heftig auf meine bloße Anwesenheit reagierte.
Ruhig guckte er sich die erste Seite an auf die ich zwei Ultraschalbilder geklebt hatte.
Dann die zweite auf der vier Bilder von mir zu sehen waren, dann die vierte und fünfte.
Er schwieg und sah einfach nur die Bilder an, was mich noch unsicher machte.
„Was willst du mir jetzt damit sagen?" fragte er unglaublich distanziert.
Und auch wenn ich Julian zwei Jahre nicht gesehen hatte wusste ich wie er mit seiner distanzierten Art sich schützen wollte vor dem was dieses Fotoalbum zu bedeuten hat.
„Dass du zwei Kinder hast die dich brauchen"
„Wie soll das gehen, du bist ein Mann" ich sah in seinen Augen seine unglaublich Wut, die mir galt.
Zurecht.
„Ich bin Intersexuell, aber das ist erst durch die Schwangerschaft heraus gekommen. Man weiß bis heute nicht so wirklich wie das passieren konnte" versuchte ich eine zu komplizierte Sache kurz zusammen zu fassen.
Ich wusste genau wie unwirklich sich das erst anhört, ich habe ja auch eine ganz schön lange Zeit gebraucht um das zu realisieren, dadurch konnte ich Julians Reaktion nur zu gut nachvollziehen.
„Wem willst du das hier gerade erzählen, sehe ich so aus als ob ich Zeit für so ne Scheiße hätte?" fragte mich der älter gereizt während er mich mit seinen verdunkelten Augen anfunkelte.
„Das ist nicht ausgedacht"
Ich war auf so eine Reaktion schon vorbereitet gewesen und zog eine Ärztliche Diagnose hervor und hielt ihm Julian hin.
Da war der Beweis schwarz auf weiß, von einem Arzt bestätigt.
Er überflog die Zeilen bevor er mir den Zettel wieder zurück gab um dann wieder das Fotoalbum auf zu schlagen und weitere Blätter durch zu blättern.
Nachdenklich flog sein Blick zwischen mir und dem Fotoalbum hin und her.
Man konnte quasi hören wie es in seinem Kopf ratterte, wie er versuchte zu begreifen was hier gerade passierte.
Ich konnte mir nur zu gut vorstellen wie er sich fühlen musste.
„Also willst du mir gerade sagen, dass du mir zwei Jahre verheimlicht hast, dass ich Kinder habe. Dass ich Vater geworden bin?!"
Seine Stimme zitterte vor Emotionen, die in ihm brodelten und ich machte mich lieber schon mal auf eine zweite Schelle bereit.
Doch die kam nicht, stattdessen vergrub er seine freie Hand in seine Haare um ein Stück auf und ab zu laufen.
Das war tausendmal schlimmer für mich als wenn er mich noch mal geschlagen hätte, denn das hätte ich verdient gehabt.
„Warum?" kam irgendwann über seine Lippen, während sein verletzter Blick mich erdolchte.
Das war eine gute Frage aber um diese beantworten zu können würde ich lange brauchen, dass war nicht in zwei Sätze zu verpacken.
Aber die Zusammenfassung war wohl Überforderung, zu jung und die Intention keine Belastung für Julian zu sein.
„Hast du deshalb mit Fußball aufgehört?"
Ich nickte bloß als Antwort, das Thema war immer noch so schwer für mich.
Aber letztendlich war es das wert, den Fußball für zwei Menschenleben aufzugeben auch wenn es mir sehr schwergefallen war, genauso wie Julian wieder zu verlassen obwohl wir das schon mal durchhatten und ich wusste, dass ich eigentlich nicht ohne diesen Mann konnte.
„Ich brauche Zeit" stellte Julian nach einer kurzen Stille fest, bevor er mit dem Fotoalbum in der Hand verschwand.
Ich versuchte ihn erst gar nicht aufzuhalten, diese Zeit musste ich ihm geben, das war nur fair.
Seufzend setzte ich mich in mein Auto und atmete erstmal tief durch.
Diese Gespräch war genau so schwer wie ich es mir vorgestellt hatte.

Ich weiß, das Szenario ist natürlich komplett unrealistisch und passt daher eigentlich nicht ganz zu den vorherigen Teilen aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem

Alle guten Dinge sind drei- BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt