Kapitel 46

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Pov Julian

Das ganze war alles andere als mein Plan gewesen.
Ich hatte sicherlich nicht vorgehabt in Kais Armen einen kleinen Nervenzusammenbruch zu erleiden aber diese Geborgenheit die ich immer noch bei ihm empfand und das wissen, dass mich keiner so gut verstehen kann wie er, hatten das Fass zum überlaufen gebracht.
Natürlich redete ich auch viel mit Rob über die Dinge die mich beschäftigen und er war wirklich der emphatischsten Mensch auf Erden aber egal was er mir zur Aufmunterung sagte, kam es bei mir nie so wirklich an weil alles was er sagte irgendwie ins blaue geraten war.
Er wusste nicht wirklich wie sich das alles anfühlte.
Klar er schränkte sich auch ein und konnte mit mir nicht so in die Öffentlichkeit gehen wie er es mit jedem anderen Mann könnte aber der Unterschied war, wenn wir aufflogen war es für ihn relativ egal, für mich nicht.
Wenn irgendwann in meiner noch laufenden Karriere raus kommen sollte das ich schwul war konnte ich aufhören mit dem Fußball.
Vielleicht würde es noch ein, zwei Wochen gut gehen aber danach wäre ich für den Verein nicht mehr tragbar.
Also wie gut konnten da seine gutgemeinten Ratschläge oder Sprüche sein?!
Ich wusste es war gemein so zu denken und Robert wollte ja auch nur das Beste für mich und mir helfen aber das konnte er einfach nicht.
Ich atmete einmal tief durch um mich einigermaßen zu beruhigen bevor ich mich von Kai löste der mich die ganze Zeit über einfach schweigend im Arm gehalten hatte.
„Okay, ehm dann wäre es wohl jetzt das Beste, wenn ich auch die beiden erstmal geheim halte" tat ich so als wäre nichts gewesen, doch das ziehen in meiner Brust signalisierte mir ziemlich deutlich wie sehr diese Entscheidung weh tat und wie nichts in Ordnung war.
Ein weiteres Geheimnis was nun auf meinen Schultern lastete und ein weiteres Opfer, welches ich für meine Karriere welches ich in Kauf nahm.
Langsam fragte ich mich ob es das alles wert war, nur damit ich Fußball spielen kann.
War es wert seine eigenen Kinder an zweite Stelle zu stellen nur um seinen Traum zu leben.
Ich hatte doch schon drei Jahre mit ihnen verloren die mir keiner wiederbrachte und nun musste ich sie verstecken und würde in der Öffentlichkeit nicht zu ihnen stehen können.
Es schien mir alles so unfair und egal wie ich es drehte und wendete es wollte mir kein Grund einfallen, der alles rechtfertigte.
Aufgewühlt stand ich vom Sofa auf und steuerte die Wohnungstür an.
„Ich melde mich" murmelte ich nur noch zu Kai bevor ich aus der Wohnung verstand.
Eilig rannte ich die paar Stufen zum Erdgeschoss runter um schnell zu meinem Auto zu gelangen.
Während dessen tippte ich die Nummer von unserem Vereinspsychologen ein.
Ich brauchte jetzt ganz dringend einen Rat von einer neutralen Person sonst würde ich irgendwas tun was ich später bereute.
Den eines war klar, lange würde ich die jetzige Situation nicht mehr mitmachen können.
Das auftauchen von Kai hatte einfach alles auf den Kopf gestellt.
Wenn er nie aufgetaucht wäre hätte ich vielleicht mit dem Versteckspiel weiter machen können aber so machte es mich jeden Tag nur mehr kaputt.
Es wurde mir einfach alles zu viel.
Nach dem zweiten Klingeln nahm er Gott sein dank ab, obwohl er ja eigentlich schon Feierabend hatte.
„Kann ich vorbei kommen es ist dringend" sprach ich ohne eine Begrüßung in den Hörer während ich mich hinters Lenkrad fallen ließ.

Alle guten Dinge sind drei- BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt