Kapitel 19

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Pov Kai

Julian und ich standen, etwas verspätet vor der Tür von Marco und warteten, dass uns auf gemacht wurde.
Mannschaftsabend bei Marco konnte eigentlich nur gut werden.
Als die Tür geöffnet wurde hörte man gleich die vielen Männerstimmen von weiter drinnen, die sich wild untereinander unterhielten.
Wir waren wahrscheinlich wieder einmal die letzten.
Aber das war man ja mittlerweile von uns gewohnt und besonders übel würde uns das auch keiner nehmen.
Als wir in das großzügig geschnittene Wohn-Esszimmer bogen empfing uns ein reichlich gedeckter Tisch mit allen möglichen Sachen fürs Raclette.
„Na ihr auch mal da" begrüßte uns Marius als wir uns neben ihm auf die zwei freien Plätze setzten.
„Ja Kai hat so lange im Bad gebraucht" kam die Erklärung von Julian, die offensichtlich nicht stimmte.
Daraufhin fing ich an zu protestieren, immerhin war ich derjenige der auf Julian hatte warten müssen nicht anders herum.
Marius lachte bloß, bevor schon Marco uns unterbrach und uns fragte was wir trinken wollen.
Ich genoss den Mannschaftsabend in vollen Zügen.
Ich fühlte mich hier viel wohler als damals in Bayern, was mitunter daran lag, dass Julian bei mir war, aber auch so konnte ich mich hier viel besser integrieren.
Es war ein unfassbar gutes und bestärkendes Gefühl den Präsenz von Julian zu spüren, egal ob wir uns zusammen mit jemanden unterhielten oder mit zwei verschiedenen Personen spürte ich stetig seinen Halt.
Entspannt lag Jules Hand auf meinem Bein oder er legte sein Arm auf mein Lehne um mir sachte über den Arm zu streichen, er sorgte die ganze Zeit dafür, dass wir irgendwie verbunden blieben.
Nach außen hin wirkte es vielleicht klammernd oder ekelig frisch verliebt aber für uns war es einfach richtig und wichtig.
Wir mussten uns so oft verstecken und mussten in der Öffentlichkeit immer aufpassen da genossen wir es umso mehr, wenn wir einfach mal nicht aufpassen musste wie oft man sich berührte oder wie man sich berührte.
Und außerdem waren wir ja auch irgendwie frisch verliebt, ich würde wahrscheinlich immer frisch in Julian verliebt sein.
Vielleicht nicht so wie am ersten Tag aber ich platzte immer noch regelmäßig vor Liebe und Glück, dass ich Jule bei mir habe.
„Ich komm gleich wieder, okay?!" flüsterte mir der Blondschopf ins Ohr bevor er aufstand und ich beobachtete wie er mit Marco raus auf die Terrasse ging.
Etwas verwundert blickte ich den beiden nach, aber mir blieb nicht lange Zeit darüber nach zu denken, denn im nächsten Moment wurde ich schon von Roman angesprochen, der sich auf Julians freien Stuhl setzte.
Ich meine Julian hatte ja schon seine Leute gefunden gehabt als ich nach Dortmund kam und war dadurch auch etwas beeinflusst worden mit wem ich viel zu tun hatte, aber auch unabhängig davon war ich mit Roman mit am besten.
Ein, zwei Mal hatten wir mit Marius zusammen uns nen netten Abend gemacht, wenn Jule bei Marco war oder so.
Oder die beiden waren auch öfter bei Julian und mir, wir waren so ne kleine vierergruppe konnte man schon sagen, wie damals mit Sam und Mitchel.
Nur, dass wir mit der Zeit Sam und Mitchel etwas aus den Augen verloren hatte, was irgendwie schade war aber auch normal, dadurch, dass wir mittlerweile sehr verschiedene Leben haben.
Nach ner Weile gesellte sich auch Julian wieder zu uns, der sich nun hinter mich stellte, weil sein Platz immer noch belegt war.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen als ich Jules Hände auf meinen Schultern spürte.
„Kai, kannst du kurz aufstehen, ich muss dir etwas zeigen" verwirrt blickte ich zu meinem Freund empor, der mir seine Hand entgegenhielt.
Etwas zögerlich ergriff ich seine Hand und folgte ihm.
„Leute, ich will euch nicht lange stören aber ich habe was Kleines vorbereitet was ich euch zeigen möchte" sprach der ältere mit lauter Stimme nachdem er mich zum Sofa dirigiert hatte.
In mir machte sich daraufhin nur noch mehr Verwirrung breit.
Dann sah ich zu wie Jule den Fernseher anmachte und als erstes ein kleiner Ausschnitt von einem Fußballspiel zu sehen war.
Erst beim zweiten Mal hinsehen wurde mir bewusst, dass das der Ausschnitt war von unserem gemeinsamen Tor.
Ich konnte mich noch genau daran erinnern wie glücklich ich damals in Julians arme gesprungen war, weil das Tor einfach zu perfekt war.
Danach folgten einige andere Bilder und Videos von uns während im Hintergrund auf einmal Julians aufgenommene Stimme erklang.

Mit gerade 17 bist du zu uns ins Training eingestiegen und hast nicht nur mich mit deinem Können ziemlich beeindruckt.
Danach bist du mit uns ins Trainingslager gefahren wo wir uns Langsam annäherten.
Damals wollte ich es mir wahrscheinlich noch nicht eingestehen, dass ein 17-jähriger mir den Kopf verdreht hat.
Doch um so länger du bei uns warst um so weniger konnte ich mich gegen meine Gefühle wehren.
Und Gott sein Dank warst du auch nicht abgeneigt von mir.
Doch auch wenn wir zusammen kamen waren die äußeren Bedingungen scheinbar nicht für uns bereit.
2019 trennten wir uns in zwei verschiedene Vereine und waren für ein Jahr getrennt, doch lange hielten wir es nicht ohne einander aus und auch wenn wir getrennte Wege gehen wollten kamen wir doch wieder zusammen.
Und ich bin so dankbar dafür, dass du uns noch einmal eine Chance gegeben hast.
Aber jetzt wo ich dich wieder habe werde ich dich auch nicht mehr gehen lassen...

Damit endete das Video und mir dämmerte langsam was das hier bedeutete.
Und tatschlich trat nun Julian in mein zugegeben etwas verschwommenes Blickfeld um sich vor mir hinzuknien.
„...Und deswegen frage ich dich ob du mein Mann werden willst und mit mir dein restliches Leben beschreiten willst" beendete er seinen Satz und ich konnte nichts anderes machen als zu nicken, denn ich war mir nicht sicher ob ich noch her über meiner Stimme war.
Stürmisch viel ich dem Älteren in die Arme womit ich ihn fast umriss.
Mich interessierte der Ring in seiner Hand gar nicht, ich war einfach so überwältigt von dem Ganzen, denn ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass ich heute einen Heiratsantrag bekomme.
Erstrecht nicht nachdem wir dieses Gespräch bei unserem Einzug gehabt hatten.
Auch das Klatschen im Hintergrund bekam ich nicht richtig mit, ich war einfach mit Julian in meiner eigenen Blase.
Gott wir waren heute das schleimigste und klischeehafteste, schwule Paar was es wohl auf der Erde gab aber ich liebte das was sich Julian einfallen gelassen hat.

Alle guten Dinge sind drei- BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt