Schrecklicher Tag

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Ich tollte mit den anderen Kindern meines Dorfes durch die Wiesen nicht weit von unserem Haus entfernt. Meine Mutter hatte mir schon seit ich geboren war eingebläut, dass ich nie zu weit weg gehen solle. Wieso genau wusste ich nicht, aber anscheinend waren wir etwas Besonderes, denn wir waren Elben die Feuer kontrollieren konnten. 

Ich streckte meinen Kopf um einer meiner Freundinnen in die Augen sehen zu können. Ich war zum Teil Zwergin, deshalb war ich viel kleiner als alle anderen Vierzehnjährigen in meinem Dorf. Meine schwarzen Haare flatterten im Wind als ich versuchte Joselyn zu fangen, die mir wie immer davonlief. Heute war mein vierzehnter Geburtstag, meine Mutter und ich hatten in der Früh gefeiert und ich hatte einen wunderschönen schwarzen Umhang bekommen. Er war mit roten Stickereien durchzogen. Sie sagte er hätte meinem Vater gehört, es war das schönste Geschenk, dass ich mir nur vorstellen konnte. Denn mein Vater war lange vor meiner Geburt gestorben. 

Meine Mutter spricht nicht oft von ihm, aber eines wusste ich, er wurde von einem Elbenkönig umgebracht, der eine Abneigung gegen Zwerge hatte.
"Du kriegst mich nicht." rief Joselyn und rannte kichernd weiter.
Lachend lief ich ihr hinterher und riss sie mit mir zu Boden. "Hab dich." brachte ich keuchend hervor.

"Leona komm her, schnell!" hörte ich meine Mutter schreien. Ich lief zu ihr, dicht gefolgt von Joselyn. Wir kamen an meinem Haus an. Meine Mutter schnallte sich gerade ihr Schwert um. Verängstig starrte ich auf die scharfe Klinge. Sie kniete sich zu mir herunter und schaute mich eindringlich an "Du bleibst hier im Haus, egal was geschieht kommt nicht wieder raus bis ich es euch sage." schärfte sie mir ein.

"Jasmin wir müssen los, sie kommen." rief eine Nachbarin von uns durch die offene Türe.
Meine Mutter drückte mir einen Kuss auf die Stirn "Es wird alles gut werden."
Naiv wie ich war glaubte ich ihr das.

Meine Mutter rannte, das Schwert gezückt aus dem Haus. Wie sie es gewollt hatte verschloss ich die Türe. Da hörte ich sie, schwarze Sprache. Es gab nur eine Spezies die diese Sprache sprach, die Orks. Aber was machten sie so weit weg von Mordor? Ich zog Joselyn zum Fenster und lugte hinaus. Orks strömten zu duzenden aus dem Wald. Feuerbälle flogen durch die Luft, Explosionen erschütterten den Erdboden. Ich versuchte verzweifelt meine Mutter ausfindig zu machen. Denn die Schreie der Elben, die durch die Klinge eines Orkes ihr Ende fanden waren fast so laut wie das Schlachtgetöse. 

Und dann sah ich sie. Meine Mutter, wie eine Dämonin war sie von Feuer umhüllt und kämpfte gegen fünf Orks gleichzeitig. Ich drückte meine Nase an der Scheibe des Fensters platt und hoffte, die Orks würden einfach wieder gehen, wenn sie sahen, dass wir keine leichte Beute waren. Meine Mutter hatte mittlerweile ihre Gegner ausgeschaltet und drehte sich in die Richtung unseres Hauses. Für einen winzigen Moment passte sie nicht auf und wurde von einer Keule eines Orkes erwischt. Sie wurde durch die Luft geschleudert und blieb auf dem Boden liegen. "Mutter!" schrie ich. Ich wollte zu ihr hinauslaufen, wurde aber von Joselyn zurückgehalten "Bleib hier, das ist dein Tod wenn du da rausläufst."

Ich sah verzweifelt zu meiner Mutter die sich wieder auf die Beine kämpfte. Bedrohlich kam der bleiche Ork auf einem weißem Warg reitend auf sie zu. Er hielt ein grob geschmiedetes Schwert in der Hand, es triefte bereits von dem Blut der Elben die er abgeschlachtet hatte. Das Gesicht des bleichen Orkes war von Narben überzogen und er sagte etwas in schwarzer Sprache zu meiner Mutter. Sie brüllte los und griff den Ork an. Was dann geschah schien sich in Zeitlupe abzuspielen. 

Der Ork schwang sein Schwert und durchbohrte meine Mutter im Sprung. Ich wollte schreien, doch kein Ton verließ meinen Mund. Stattdessen rannen Tränen mein Gesicht herunter. Ich fiel auf die Knie, und krümmte mich zusammen. Ich musste es nicht sehen um zu wissen, dass meine Mutter tot war, ich konnte es fühlen. Draußen wurden die Schreie immer leiser. Das konnte nur eines bedeuten, immer mehr der Elben starben.

Wir mussten hier weg, sonst würde es uns wie ihnen ergehen. Ich schob die Trauer in den Hintergrund und konzentrierte mich aufs Überleben "Joselyn wir müssen hier weg." ich rüttelte sie da sie vor Angst und Panik wie gelähmt war. Ich schnappte mir die einzige Waffe die ich besaß, einen Dolch und hängte mir Vaters Umhang um. Ich zog die erstarrte Joselyn hinter mir her. Wir mussten es zu dem Wald schaffen, da konnten wir die Orks abhängen. Ich zwang mich nicht auf die toten Körper zu sehen an denen wir vorbeiliefen.
Plötzlich blieb Joselyn stehen und fing an zu husten. "Leona."
Entsetzt musste ich mit ansehen, wie sie anfing Blut zu husten, ein morgul Pfeil steckte in ihrem Herzen. Ich fing sie auf, als ihr die Beine wegknickten "Nein bitte nicht." obwohl ich genau wusste, dass sie verloren war, flehte ich sie an nicht zu sterben.

Sie sah mir fest in die Augen "Lauf Leona!" sie hustete eine schwarze Flüssigkeit aus, einige Tropfen davon landeten in meinem Gesicht.
Ich schüttelte stur den Kopf. Duckte mich als erneut ein Pfeil auf uns geschossen wurde.
"LAUF!" schrie Joselyn.

Weinend stand ich auf und rannte so schnell ich konnte in den Wald. Ich hörte die Orks, die hinter mir her waren. Ich rannte noch schneller, zu einem dicken hohen Baum. Dann fing ich an zu klettern. Fließend stieg ich von einem Ast zum anderen und arbeitete mich weiter vor. Als ich so weit oben war, dass ich Angst hatte die Zweige würden brechen wenn ich weitergehen würde, stoppte ich. Ich schnitt eine Kerbe in den Baum und verteilte das Harz des Baumes auf meinem ganzen Körper. Hoffend, dass der Geruch des Harzes meinen eigenen Überdecken würde atmete ich so flach wie ich konnte. Die Orks standen nun direkt unter mir. Ich wagte nicht einmal einen Muskel zu rühren, denn würden sie mich entdecken, wäre ich tot.

Zitternd atmete ich aus, als die Orks weiterzogen, anscheinend hatten sie die Suche nach mir aufgegeben. So schnell ich konnte kletterte ich vom Baum herunter und rannte zurück zu meinem Dorf. Ich rannte mit zittrigen Beinen durch die Trümmer meiner Heimat. Tränen liefen mir über die Wangen, als ich all die Elben tot auf dem Boden liegen sah. Ich rannte weiter zu der Stelle an der ich meine Mutter zuletzt gesehen hatte. Da sah ich sie. Ich fiel neben ihr auf die Knie, mich nicht um die Blutlache kümmernd die sich um sie gebildet hatte. Ich weinte einfach nur. Hielt meine Mutter fest und weinte "Mutter bitte komm zurück." ich brach über ihrem Toten Körper zusammen. Wut und Trauer übermannten mich und ein Schrei brach aus meinem innersten hervor. Eine Feuerwelle brach aus meinem Körper hervor und verwandelte alles in einem Umkreis von Metern in Asche.

"Es tut mir so leid Leona."
Ich schreckte auf und sah einen Mann mit einem langem Bart und spitzten Hut, der sich auf einen Stab gestützt hatte. "Wer bist du?" ich nahm das Schwert meiner Mutter mit beiden Händen und hielt es mit Mühe zur Verteidigung hoch.
Der Mann lächelte leicht "Das Schwert wirst du nicht brauchen." irgendwas hatte er an sich, dass ich ihm vertraute "Ich bin ein Freund deines Vaters gewesen."
Langsam ließ ich das Schwert sinken. Blieb aber immer noch auf Abwehrstellung.
"Mein Name ist Gandalf." der Mann neigte leicht den Kopf "Du hast vielleicht schon von mir gehört."
Ja das hatte ich. Mutter hatte oft von ihm gesprochen. "Was willst du hier?"
Er streckte mir die Hand entgegen "Diese Welt ist zu grausam um eine junge Elbe alleine darin rumlaufen zu lassen."

Zögernd ergriff ich seine Hand und lies mich von ihm zu seinem Pferd ziehen. Er setzte mich vor sich aufs Pferd, als wir davonritten warf ich einen letzten Blick zurück auf meine zerstörte, lichterloh brennende Heimat und blinzelte einen Träne weg. Ich musste jetzt nach vorne sehen. Ich musste lernen alleine auf mich aufzupassen, denn ich wollte mich nie wieder so schwach und hilflos fühlen, wie an jenem Tag der mein Leben zerstörte.

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So das erste Kapitel ist geschafft. Es werden noch viele folgen.
Für alle die nicht wissen was ein Morgul Pfeil ist: Morgul ist ein besonders Gift der Orks, das besonders giftig und tötlich ist.

Der Hobbit- Die letzte Feuerhüterin MittelerdesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt